Zusammenfassung
Sieben Städte zankten sich drum, ihn geboren zu haben; / Nun, da der Wolf ihn zerriß, nehme sich jede ihr Stück!« So beschrieb Schiller die Wirkung von Friedrich August Wolfs Prolegomena ad Homerum von 1795. Gute 150 Jahre lang tobte dann ein Kampf zwischen Analytikern, die zahllose Ungereimtheiten und Widersprüche in H.s Ilias und Odyssee konstatierten und daraus auf unterschiedliche Autoren schlossen, und Unitariern, die an der einheitlichen Autorschaft festhielten. Heute neigt die große Mehrheit der Philologen, zumal der deutschsprachigen, wieder der These zu, die wohl einem unbefangenen Homerleser stets am nächsten gelegen hat, dass nämlich Ilias und Odyssee dichterische Werke von besonderer poetischer Kraft und hoher Einheitlichkeit sind. Die Argumente der Analytiker sind darum aber durchaus nicht vergebens gewesen, haben sie doch den Blick für die Eigentümlichkeiten der Vorgehensweise H.s sehr geschärft und dazu geführt, dass sozusagen kein Vers seiner beiden großen Epen unumgedreht geblieben ist. Eine wirkliche Wende in der Forschung brachte dabei die Oral poetry-Theorie, die Ilias und Odyssee mit rein mündlicher, improvisierender Heldendichtung vom Balkan verglich und nachweisen konnte, dass viele formale Eigenschaften von H.s Werken (feststehende Epitheta, deklinierbare Versteile; Verswiederholungen, typische Szenen, Kataloge) nur vor dem Hintergrund einer langen mündlichen Tradition und einer selber noch überwiegend mündlichen Kompositionstechnik verstanden werden können.
Mitte 8. Jh. v. Chr.
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Bernard, W. (2015). Homer. In: Schütze, O. (eds) Kleines Lexikon griechischer Autoren. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05455-5_16
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05455-5_16
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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