Islandbilder und Textlandschaften

Zusammenfassung

Halldór Laxness’ Wohnhaus Gljúfrasteinn — rund 25 Kilometer östlich von Reykjavík im Mosfellsdalur an der Straße nach Þingvellir gelegen —, das sich der Schriftsteller 1945 hatte bauen lassen und mit seiner Frau Auður bis zu seinem Tod 1998 bewohnte, ist heute als Dichtermuseum zugänglich und seit 2010 denkmalgeschützt. In Laxness’ ehemaligem Arbeitszimmer, das mehr oder weniger unverändert geblieben ist, wird in einem der Bücherregale ein kleiner, handgebastelter Globus ausgestellt, auf dem als einziges Land Island eingezeichnet ist, umgeben von Meer, das den Rest der Erdoberfläche bedeckt; die überproportioniert dargestellte Insel hat die Ausmaße eines ganzen Kontinents. Der Globus ist ein Geschenk des berühmten, 1931 geborenen schwedischen Komikers, Schauspielers, Regisseurs und Schriftstellers Hans Alfredson, der 1987 im Kungliga Dramatiska Teatern Stockholm (Dramaten) das auf Laxness’ Roman Atómstöðin basierende Singspiel En liten ö i havet (Eine kleine Insel im Meer) inszenierte.²¹ Nun wäre es etwas ungerecht, den durchaus auch internationalistischen Weltenbummler Halldór Laxness und sein selten ungebrochenes Verhältnis zu Island auf diesen Globus zu reduzieren, zumal seine ironische Position allein schon durch die Tatsache bezeugt wird, dass er den Globus als den satirischen Kommentar über die national fokussierte Haltung vieler Isländer wahrnahm, als der er gedacht war, und ihn behielt.²² Der kleine Gegenstand ist aber doch geeignet, ein Schlaglicht auf eines der vielen möglichen Islandbilder zu werfen, die man sich durch die Jahrhunderte hindurch in und außerhalb Islands von der Insel gemacht hat.