Zusammenfassung
Ihre wesentlichen methodologischen Grundlagen verdanken alle komparativen Wissenschaften den vergleichenden naturwissenschaftlichen Untersuchungen des 19. Jh.s, insbesondere denen der vergleichenden Anatomie und Physiologie. John Stuart Mill fasste deren Prinzipien in A System of Logic 1843 erstmals zusammen und lobte dabei den Vergleich als beste Möglichkeit, generalisierende Aussagen zu treffen (→ C 10). Schon Mill machte die auch heute noch in zahlreichen Komparatistiken gebräuchliche Unterscheidung zwischen »method of difference« und »method of agreement«. Diese Unterscheidung von differenz- und konkordanzanalytischen Verfahren kennzeichnet auch die Definition des Artikels »Vergleichung« im Grimm schen Wörterbuch, welche dort als »nebeneinanderstellung zweier ähnlicher dinge behufs gleichstellung oder behufs kritischer hervorhebung der ähnlichkeiten und unähnlichkeiten« (Grimm 1984, 479) bestimmt wird. Allgemein dient der Vergleich — sowohl zwischen einzelnen Objekten derselben Wissenschaft wie auch innerhalb eines offenen Spektrums prinzipiell gleichrangiger Einzeldisziplinen — als Instrument wissenschaftlicher Klassifikation und Kontrolle, wobei es in den Naturwissenschaften, aber auch in den statistisch unterstützten Wirtschaftsund Sozialwissenschaften zusätzlich darum geht, empirische und kausale Beziehungen zwischen Variablen zu ermitteln.
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Haupt, S. (2013). Komparatistiken: Allgemeine und Vergleichende Wissenschaften. In: Zymner, R., Hölter, A. (eds) Handbuch Komparatistik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05307-7_9
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-05307-7
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