Zusammenfassung
Wagners vielzitierter Satz: »Der Dichter kann nicht eher wieder vorhanden sein, als bis wir keine Politik mehr haben«1, gilt für ihn selbst zu allerletzt. Denn wohl selten hat ein Dichter und Komponist so entschieden an den politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit denkend wie handelnd teilgenommen, seine gesamte künstlerische Existenz mit diesen Entwicklungen so eng verbunden wie er, und selten auch ist ein Künstlerleben und ein Werk von solchen Entwicklungen so nachhaltig beeinflusst worden wie das seinige. Sich Wagners Leben ohne die politischen Einfl üsse, denen er ausgesetzt war und die er mitzugestalten versuchte, vorstellen zu wollen, ist schlechterdings unmöglich und führte, wollte man es doch versuchen, zu einer falschen, weil einseitig verzerrten Zeichnung seines Wirkens. Und was für sein Leben gilt, gilt auch für seine Werke; sie lassen die politisch-gesellschaftlichen Deutungen nicht nur zu, sondern verlangen diese sogar, weil in ihnen Politik und Gesellschaft immer eine strukturierende, die Inhalte bestimmende Rolle spielen und sie darüber hinaus ihre Entstehung zu einem nicht geringen Teil auch politisch-gesellschaftlichen Impulsen verdanken, von Tristan und Isolde einmal abgesehen.
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Literatur
Dieter Borchmeyer, Das Theater Richard Wagners, Stuttgart 1982, S. 14.
Dazu Udo Bermbach, »lühendes Leid«. Politik und Gesellschaft in Richard Wagners Musikdramen, Stuttgart/Weimar 2003, S. 178 f.
Daniel Jonah Goldhagen, Hitlers willige Vollstrecker: Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, Berlin 1996.
Saul Friedländer, Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Verfolgung 1933–1939, München 1998, S. 87 ff.
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Bermbach, U. (2011). Revolutionskünstler oder Kunstrevolutionär?. In: Richard Wagner in Deutschland. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05295-7_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05295-7_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01884-7
Online ISBN: 978-3-476-05295-7
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