Zusammenfassung
Spätestens ab Mitte 1972 trägt sich Bernhard mit Gedanken zu einem neuen Stück (vgl. Bernhard/Unseld 2009, 272, 330 f., 335–339 u. a.), das den Auftakt zu einer Reihe von Theatertexten bildet, in denen Funktionsträger gesellschaftlich-politischer Macht im Mittelpunkt stehen. Die Idee zum Titel, der auf die »menschliche[ ] Herrschaftsdemonstration gegenüber der Natur« und den »tödliche[n] Umgang mit dem kreatürlichen Dasein« (Mittermayer 1995, 147) verweist, sei entstanden, als der Autor Hirschgeweihe in seinem neu erworbenen Haus in Ottnang aufgehängt habe. »Der Titel […] sei sehr vieldeutig, denn das ganze Leben sei eine Jagd« (Hennetmair 2000, 535). Denkbar ist auch eine Anregung durch die gleichnamige Erzählung von Virginia Woolf; eine deutschsprachige Übersetzung ihres Erzählbandes A Haunted House unter dem Titel Die Dame im Spiegel (1960), in dem der Text Die Jagdgesellschaft (engl. The Shooting Party) enthalten ist, befand sich in Bernhards Bibliothek in Obernathal (vgl. Mittermayer 2015, 232). Darüber hinaus erwähnt er die Schriftstellerin in Holzfällen ausführlich (W 7, 36 f., 136 und 157–159) und zählt sie in Drei Tage zu einer der »ganz Große[n]«, unter deren Einfluss er gestanden sei, um sich schreibend über sie zu »erheben« (W 22/2, 63; vgl. dazu auch Höller 2005/06).
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Literatur
Becker, Peter von: Bei Bernhard. Eine Geschichte in 15 Episoden. In: Theater heute, Sonderheft »Theater 1978«, 80–87.
Bernhard, Thomas/Unseld, Siegfried: Der Briefwechsel. Hg. von Raimund Fellinger/Martin Huber/Julia Ketterer. Frankfurt a. M. 2009.
Betz, Uwe: Polyphone Räume und karnevalisiertes Erbe. Analysen des Werks Thomas Bernhards auf der Basis Bachtinscher Theoreme. Würzburg 1997.
Brüster, Birgit: Das Finale der Agonie. Funktionen des »Metadramas« im deutschsprachigen Drama der 80er Jahre. Frankfurt a. M. u. a. 1993, bes. 119–165.
Fialik, Maria: Der konservative Anarchist. Thomas Bernhard und das Staatstheater. Wien 1991.
Gamper, Herbert: Thomas Bernhard. München 1977, bes. 126–152 und 201–207.
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Heyl, Tobias: Zeichen und Dinge, Kunst und Natur. Intertextuelle Bezugnahmen in der Prosa Thomas Bernhards. Frankfurt a. M. u. a. 1995.
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Huntemann, Willi: Artistik & Rollenspiel. Das System Thomas Bernhard. Würzburg 1990.
Jurgensen, Manfred: Thomas Bernhard. Der Kegel im Wald oder die Geometrie der Verneinung. Bern u. a. 1981.
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Kittler, Wolf: Todesarten. Literatur und Kybernetik in Thomas Bernhards Jagdgesellschaft. In: Bernhard J. Dotzler (Hg.): Technopathologien. München 1992, 223–246.
Klug, Christian: Thomas Bernhards Theaterstücke. Stuttgart 1991, bes. 260–297.
Lederer, Otto: Syntaktische Form des Landschaftszeichens in der Prosa Thomas Bernhards. In: Anneliese Botond (Hg.): Über Thomas Bernhard. Frankfurt a. M. 1970, 42–67.
Maleta, Gerda: Seteais. Tage mit Thomas Bernhard. Weitra 1992.
Mittermayer, Manfred: Thomas Bernhard. Stuttgart/Weimar 1995.
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Reinhardt, Hartmut: Das kranke Subjekt. Überlegungen zur monologischen Reduktion bei Thomas Bernhard. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift N. F. 26 (1976), 334–356.
Smola, Klavdia: Thomas Bernhards intertextueller Dialog mit dem Drama Čechovs. In: Regine Nohejl (Hg.): Anton P. Čechov – der Dramatiker. Drittes Internationales Čechov-Symposium Badenweiler im Oktober 2004. München 2012, 533–542.
Spiel, Hilde: Wir sind tot, alles ist tot. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.5.1974.
Tismar, Jens: Einsamkeitszellen. In: Ders.: Gestörte Idyllen. Eine Studie zur Problematik der idyllischen Wunschvorstellungen am Beispiel von Jean Paul, Adalbert Stifter, Robert Walser und Thomas Bernhard. München 1973, 106–138.
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Judex, B. (2018). 37 Die Jagdgesellschaft. In: Huber, M., Mittermayer, M. (eds) Bernhard-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05292-6_39
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