Zusammenfassung
Watten, der hintersinnige Titel der 1969 erschienenen Erzählung, ist der Name eines Kartenspiels, das in Bayern, Österreich und Südtirol gespielt wird. Es erfordert Kalkül und Bluff und bezieht seinen Unterhaltungswert aus den Konversationsformeln, die das Spiel begleiten. Die Namensherkunft ist aufschlussreich für die existentielle Dimension, die sich um das Motiv des ›Wattengehens‹ entfaltet. Watten – ein Paronym – leitetet sich lautmalerisch von den französischen Floskeln »Va-t’en!« und »va tout« ab. Während Ersteres das Hochreizen bezeichnet, geht es beim »va tout« um das Finale: den letzten Trumpf. Der Untertitel »Ein Nachlaß« schließt an diese Konnotation an. Er setzt nicht nur Spiel und Tod in eine ironische Spannung und enthält als Quasi-Gattungsbezeichnung einen Rezeptionshinweis für den Leser, er impliziert zugleich das letale Ende des Protagonisten, dessen Tod mit dem abrupten Abbrechen der Narration zusammenfällt.
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Greite, T. (2018). 16 Watten. Ein Nachlaß. In: Huber, M., Mittermayer, M. (eds) Bernhard-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05292-6_17
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