Zusammenfassung
La Celestina hieß der Text nicht von Anfang an. Der Titel wurde ihm vielmehr erst nachträglich vom Publikum ›verliehen‹ und von den Verlegern als verkaufsfördernd akzeptiert, denn er spiegelt die Faszination wider, die von ihr ausgeht: der ehemaligen Hure, die, alt geworden, hauptsächlich Kuppelei betreibt, wobei sie noch immer gern ›dabei‹ zuschaut; der Vertreiberin von Schönheitsmitteln, der Wiederherstellerin verlorengegangener Jungfernschaft, die kein Blatt vor den unverschämten Mund nimmt und sich keine Illusionen macht, denn keine kennt wie sie die Abgründe und Widersprüche der menschlichen Natur, auch ihrer eigenen. Den einen gilt sie als Hexe und als verabscheuungswürdige Verkörperung des Bösen; den anderen als Befreierin von Hemmungen und als Ent-Deckerin verdrängter Sexualität. Auch wenn sie, ermordet von Calistos Dienern, schon lange vor dem Ende des Dramas abtritt, ist sie die einzig Aktive in ihm und diejenige, die seine Handlung vorantreibt. Anders als die Figur der Trotaconventos im Libro de buen amor, ihrem literarischen Vorläufer, ist Celestina die Hauptfigur dieser Tragicomedia.
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Literaturhinweise
Ausgabe: Fernando de Rojas, La Celestina, ed. Dorothy S. Severin, Madrid 2007
Übersetzung: Fritz Vogelgsang, Frankfurt a. M. 1990 [mit ausführlichem Nachwort]
Weitere Literatur
Spanische Literaturgeschichte, S. 64–66
Albert Gier: »Fernando de Rojas: La Celestina«, in: Volker Roloff/Harald Wentzlaff-Eggebert (Hg.): Das spanische Theater. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Düsseldorf 1989
Stephen Gilman: La Celestina. Arte y estructura, Madrid 1978
Gustav Siebenmann: »Estado presente de los estudios celestinescos«, in: Vox Romanica 34 (1975)
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Neuschäfer, HJ. (2011). Fernando de Rojas: La Celestina (1499) Die Entdeckung der Sexualität. In: Klassische Texte der spanischen Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05277-3_4
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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