Zusammenfassung
Seinen 1896 erschienen Reise- und Abenteuerroman Durch Dahome widmet der unter dem anagrammatischen Pseudonym Flodatto publizierende Autor Adolf Ott explizit seiner zwölfjährigen Tochter, die „in ihren gegenwärtigen Neigungen so knabenhaft“ sei, „daß ihr all die Geschichten von den ›braven Mädchen‹, die so schön mit den Puppen spielen u.s.w. höchst langweilig vorkommen“.1 Otts explizite Intention ist es, kein „›Mädchenbuch‹“, sondern ein „›echtes Knabenbuch‹“ zu schreiben, das „nicht nur von den wißbegierigen Vertretern des männlichen Geschlechts, sondern auch von zarten kleinen Fräuleins mit Vorteil ›verschlungen‹ werden kann“.2 Diese offensive, die geschlechtsspezifischen historischen Zuschreibungen im Bereich der spezifischen Jugendliteratur durchkreuzende Adressierung dürfte um die Jahrhundertwende eine fast tabubrechende Rarität darstellen und gibt Zeugnis davon, daß die lektürespezifischen Vorlieben eines jugendlichen weiblichen Publikums für die ihrem Geschlecht vorenthaltene Abenteuerliteratur den Zeitgenossen nicht unbekannt gewesen sein dürfte.3
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Kirch, S. (2003). Reiseromane und Kolonialromane um 1900 für junge Leserinnen. In: Wilkending, G. (eds) Mädchenliteratur der Kaiserzeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05256-8_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05256-8_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01963-9
Online ISBN: 978-3-476-05256-8
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