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Die Mädchenlektüre im Kontext der Kultur- und Geschlechterdebatten um 1900

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Zusammenfassung

Gegen die Backfischliteratur kämpfen, heißt an der Gesundung unseres literarischen Geschmackes und an der Hebung der Frauenbildung arbeiten.1

Das Wort des Jugendliteraturkritikers Heinrich Wolgast, der bekanntlich den gesamten kaiserzeitlichen Kinder- und Jugendbuchmarkt und generell die spezifische Jugendliteratur2 bekämpfte, führt bereits ins Zentrum dieses Kapitels, in dem gezeigt werden soll, in welcher Weise und in welchen theoretischen Vermittlungen die Mädchenliteratur und die Kritik der Mädchenlektüre in der Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs um 1900 an der Konstruktion von Geschlechterdifferenz3 teilhatten. Indem Wolgast den schon seit dem 18. Jahrhundert geläufigen, seinerzeit wieder hoch aktuellen Topos von der Gesundung des Volkes durch ,gute‘ Lektüre aufnahm, exponierte er das Thema Mädchenlektüre zunächst einmal im Rahmen der zeitgenössischen Kulturkritik, die den gesellschaftlichen Umbruch unter der Perspektive einer schweren Kulturkrise bzw. einer dringend anstehenden Kulturreform ins Blickfeld rückte.4 Wolgast behauptete, daß der expandierende Markt der Unterhaltungsliteratur, dem er auch die belletristische Jugendliteratur der Gegenwart und damit das auf dem Markt relativ neu etablierte Genre Backfischroman zurechnete, die Leserinnen krank mache. Mit dieser Kritik an der seinerzeit bei Mädchen offenkundig sehr beliebten Backfischliteratur standen Wolgast und die Vertreter der vom ihm begründeten Hamburger Jugendschriftenbewegung nicht allein. Auch andere Kulturkritiker, darunter der unter Zeitgenossen bekannte Literatur-Journalist Ludwig Göhring, der ebenso bekannte Mädchenschulpädagoge Albrecht Goerth, aber auch Protagonistinnen der bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland und Österreich, wie Gertrud Bäumer, Helene Lange und Rosa Mayreder, sahen in der Lektüre von Backfischromanen ein Symptom des Krankheitszustands der modernen Industrie- und Konsumgesellschaft.

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Gisela Wilkending

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© 2003 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Wilkending, G. (2003). Die Mädchenlektüre im Kontext der Kultur- und Geschlechterdebatten um 1900. In: Wilkending, G. (eds) Mädchenliteratur der Kaiserzeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05256-8_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05256-8_2

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01963-9

  • Online ISBN: 978-3-476-05256-8

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