Literatur versus Politik — Konstellationen der fünfziger Jahre

Zusammenfassung

Bereits auf dem Schriftstellerkongress des Jahres 1947 hatte sich in Umrissen erkennen lassen, was wenig später politische Wirklichkeit werden sollte: der Kalte Krieg, der die Spaltung der Welt in Ost und West mit sich brachte. Seine Wirkungen sind beispielhaft ablesbar an der politischen Teilung Deutschlands, die — noch vor der offiziellen Gründung zweier deutscher Staaten — ein markantes ökonomisches Datum repräsentiert, nämlich die Währungsreform des Jahres 1948. Sie führte zum Ende des Tauschhandels, vor allem der sogenannten ›Zigarettenwährung‹, und der Bevorratung von Lebensmitteln. Der Währungsreform im Westen, die am 20. Juni 1948 durchgeführt wurde, folgte nur drei Tage später ein entsprechender Schritt in der Sowjetischen Besatzungszone. Beide Maßnahmen standen am Beginn der Teilung Deutschlands, die vier Jahrzehnte, von 1949 bis 1989, andauern sollte. Sie fand ihren formellen Ausdruck in den Staatsgründungen, die der Währungsreform ein knappes Jahr später folgten, wiederum zuerst im Westen (23. Mai 1949), dann im Osten (30. Mai 1949). Der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war freilich ein erheblicher Widerstand vonseiten der sowjetischen Besatzungsmacht vorausgegangen. Er schloss die Blockade West-Berlins, dann die Aufteilung der einstigen deutschen Hauptstadt in Ost- und West-Berlin ein, Maßnahmen, auf welche die westlichen Alliierten mit Gegenmaßnahmen (Luftbrücke, Bildung einer Militärkommandantur in West-Berlin) antworteten. Es handelte sich jeweils um Abgrenzungsbestrebungen von globalen Dimensionen und mit weltpolitischen Konsequenzen. In ihrem Zusammenhang kam es zum Krieg in Korea und Indochina ebenso wie zur Bildung politischer und militärischer Blöcke (NATO, Warschauer Pakt).