Zusammenfassung
Bettina Bussmann nimmt die Frage auf, was unter einem philosophischen Problem zu verstehen ist und diskutiert zunächst, inwiefern es spezifisch philosophische Fragen oder Probleme überhaupt gibt. Dabei sucht sie nach einem Weg zur Bestimmung philosophischen Fragens, der das (unterrichtliche) Philosophieren weder auf Fragen der Philosophiegeschichte beschränkt noch in szientistischer Art und Weise die Philosophie durch Naturwissenschaft ersetzen will. und wirbt für die stärkere Förderung einer epistemischen Kompetenz im Philosophieunterricht, die sie im Vergleich zur Förderung ethischer Kompetenzen in Unterricht wie Lehrerausbildung unterrepräsentiert sieht. Mit Blick auf die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern wird mit dem Plädoyer für eine stärkere Orientierung an Wissenschaftsphilosophie auch von Bussmann ein fachliches Kriterium guter Lehrerbildung hervorgehoben.
Der Text wählt das generische Maskulinum, meint aber alle Geschlechter.
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Notes
- 1.
Vgl. hierzu ausführlich die exemplarisch-empirische Schulbuchanalyse von Blesenkemper (2017, S. 134–162).
- 2.
Vgl. hierzu die ausführliche Darstellung dieser Debatte in Feldmann (2015).
- 3.
Es gibt eine Vielzahl gewichtiger Gründe, warum sich jedes Schulfach auch mit seiner geschichtlichen Tradition beschäftigen sollte. Ich werde diese Frage hier allerdings nicht behandeln können.
- 4.
Eine Möglichkeit, das Fragen bereits in der Unterstufe zu schulen, habe ich in Bussmann (2011) entwickelt.
- 5.
Fairerweise sollte hinzugefügt werden, dass sich seine Kritik hauptsächlich auf Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie bezieht, Ethik und politischer Philosophie spricht er durchaus Wichtigkeit zu.
- 6.
Dies war die Frage des Essay-Wettbewerbs der „Gesellschaft für Analytische Philosophie“ 2015 (vgl. Grundmann und Stephan 2016).
- 7.
In welcher Form dieser Prozess stattfinden sollte, ob nacheinander oder gleichzeitig, ist eine komplizierte didaktische Frage interdisziplinärer Arbeit.
- 8.
- 9.
Genauer spricht man in den Kognitionswissenschaften von den „vier E’s“, die besagen, dass der Geist ausgedehnt (extended) ist, d. h., dass Informationen z. B. ausgelagert werden und als Teil des eigenen Gehirns fungieren (z. B. Smartphone), in die Umwelt eingebettet (embedded) sind, verkörpert (embodied) und hervorbringend (enacted) sind.
- 10.
Für eine differenzierte Ausarbeitung im interdisziplinären Verbund mit der Biologiedidaktik vgl. Bussmann und Kötter (2018).
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Bussmann, B. (2020). Philosophische Probleme und Interdisziplinarität. In: Torkler, R. (eds) Fachlichkeit und Fachdidaktik. Ethik und Bildung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05173-8_4
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