Zusammenfassung
Christian Thein zufolge bildet die Gegenwartsphilosophie den zentralen Bezugspunkt einer gelingenden Ausbildung von Philosophielehrerinnen und -lehrern. Der grundlegende Befund, dass solche Ausbildung ihr zentrales Fundament stets in der Philosophie selbst zu suchen habe, wird auf drei Ebenen konkretisiert, welche neben der fachlich-philosophischen Durchdringung der philosophiedidaktischen Theoriebildung auch die Standards für guten Unterricht und dessen empirische Erforschung in den Blick nehmen, für die ebenfalls einer Rückbindung an philosophisch zu rekonstruierende normative Gesichtspunkte notwendig sei. In einem ersten Schritt wird herausgestellt, inwiefern die Philosophiedidaktik auf prägende Theoreme der Gegenwartsphilosophie verwiesen bleibt, wenn sie deren Reflexionsniveau nicht unterschreiten will. In einem zweiten Schritt wird verdeutlicht, dass der Gedanke der Lebensweltorientierung seine unterrichtliche Entsprechung nicht zuletzt in einem Unterrichtsgeschehen findet, dessen zentrale Struktur an dem Brandom entlehnten Begriff eines Raums der Gründe findet. Dieser Gedanke wird in einem dritten Schritt an einem durchgeführten Unterrichtsbeispiel konkretisiert.
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Der Workshop wurde im November 2014 anlässlich des „Welttages der Philosophie“ am Sebastian Münster-Gymnasium in Ingelheim zum Thema „Menschenrechte schützen – aber wie?“ mit SchülerInnen der gymnasialen Oberstufe durchgeführt. An der Umsetzung waren auch Lehramtsstudierende der Schulfächer Philosophie und Ethik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie die Lehrkräfte Christoph Merklein und Christiane Lang beteiligt.
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Thein, C. (2020). Präkonzepte und Gründe im lebensweltbezogenen Philosophieunterricht – Zur Relevanz der Gegenwartsphilosophie für die fachdidaktische Grundbildung. In: Torkler, R. (eds) Fachlichkeit und Fachdidaktik. Ethik und Bildung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05173-8_10
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