Zusammenfassung
Nach Anfängen in der deutschen Frühromantik, nach dem Vorangehen französischer und englischer Schriftsteller, die sich ab 1830/50 dem Konzept des l’art pour l’art bzw. des estheticism zuwandten, kam es in Deutschland etwa seit Ende der 1880er Jahre zur Herausbildung eines neuen Kunstprogramms. Es war eine Hinwendung zum Ästhetischen, die — getragen von einer Kritik am zeitgenössischen Kulturbetrieb und Bürgertum — nicht einfach als Fluchtbewegung zu interpretieren ist. Sie war davon überzeugt, daß Vervollkommnung nur über die ästhetische Bildung zu erreichen sei. So schrieb Friedrich Nietzsche in der Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik: Nur »als ästhetisches Phänomen ist das Dasein und die Welt ewig gerechtfertigt.« (KSA, 1, Al). Im autonom zu haltenden Bereich des Ästhetischen und mit den ihm eigenen Ausdrucksmitteln allein sollen jene Prozesse erfaßbar sein, die das Wesen der Moderne ausmachten. Gleichzeitig mußte, wofür Nietzsche (mit seiner Wagner-Kritik) grundlegend war, die Kritik am Mißbrauch des Ästhetischen (Artistik) und an seinem Verfall durch Dekadenz sowie die Problematik von Dekadenzüberwindung forciert werden. Ob dieser Ästhetizismus ›krank‹, ›dekadent‹ oder ethisch ruchlos sei oder nicht und ob umgekehrt ethische Legitimationen des Ästhetischen letztlich kunstfeindlich seien oder gerade nicht, ist eine Streitfrage, in der sich die Literarische Moderne herausbildete.
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Stein, P. (2002). Heinrich Mann und die Literarische Moderne: Grundlegende Prägung und eigenwillige Variation. In: Heinrich Mann. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05165-3_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05165-3_2
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-05165-3
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