Zusammenfassung
Paul Ziche entwickelt in seinem Beitrag „Philosophische Psychologie jenseits von Psychologismus, Phänomenologie und deskriptiver Psychologie: Oswald Külpes experimentelle Untersuchung philosophischer Probleme“ Külpes Konzeption einer philosophischen Psychologie, die einerseits den philosophischen Ansprüchen seiner Zeit gerecht zu werden beansprucht, andererseits aber an der Leistungsfähigkeit experimentell psychologischer Arbeit festhält, dabei aber den Spagat versucht, einem reduktiven Psychologismus zu entgehen. Dabei konzentriert sich der Beitrag auf die Experimente Külpes hinsichtlich philosophischer Begriffe und Probleme einerseits und der Ermittlung der Külpischen Strategien zu einem umfassenden philosophischen Projekt unter dem Titel „Realisierung“ andererseits. Somit scheint sich der Psychologismusstreit in der Person Külpes gleichsam aufzulösen, was Ziche zu dem Versuch veranlasst, die Situation der Zeit nicht als eine Kontroverse, sondern vielmehr als eine Interaktion zwischen den Lagern zu verstehen. Dabei kann Ziche in seiner Rekonstruktion der experimentellen Arbeit Külpes zeigen, dass dieser das Verhältnis von Psychologie und Philosophie im Ausgang seiner Experimente als ein wechselseitiges „Stützen“ versteht. Zudem gelinge es Külpe – so Ziche – die Kritiken, welche von beiden Lagern gegen seine Experimente ausgingen, positiv zu nutzen und als „komplexe Grundlagen aller Wissenschaften“ auszuweisen.
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Notes
- 1.
Zu Külpes (1862–1915) Biographie und Werk vgl. Baeumker 1916 (auch mit einer ausführlichen Bibliographie); Lindenfeld 1978; Hammer 1994; Kusch 1995, S. 146–148; Kusch 1999. – Kerndaten zu seiner institutionellen Biographie sind: Assistent am psychologischen Institut in Leipzig 1887–1894; 1894–1909 Professor für Philosophie und Ästhetik in Würzburg; 1909–1913 Professor in Bonn; 1913–1915 Professor in München.
- 2.
- 3.
Külpe (1910a).
- 4.
- 5.
Auch hierzu vgl. v. a. Kusch (1995).
- 6.
Baeumker (1916), S. 90 f.
- 7.
Ogden (1951), S. 8.
- 8.
Kusch (1999), S. 158–163.
- 9.
Münsterberg (1909), S. 545.
- 10.
Genau dieser Terminus wird in Külpes Entwurf einer disziplinären Verselbständigung der Psychologie (als „Personalunion“) kritisch betrachtet; vgl. Kusch (1999), S. 164 f., s. a. unten, Abschnitt III.
- 11.
Hierzu vgl. z. B. Kusch (1995), S. 190–203.
- 12.
- 13.
Kusch (1999), S. 139.
- 14.
- 15.
- 16.
Z. B. Külpe (1922) S. 306–309.
- 17.
- 18.
Insbesondere Edward Titchener , bedeutsam für die Wirksamkeit der Würzburger Schule in den Vereinigten Staaten, legte großes Gewicht auf die Würzburger Resultate zu ‚imageless thoughts‘.
- 19.
Max Wertheimer wurde 1903 in Würzburg promoviert, Kurt Koffka verbringt 1909 ein Jahr am Würzburger Institut. 1910 kommen Wertheimer, Koffka und Wolfgang Köhler in Frankfurt zu gemeinsamer Arbeit zusammen. Zudem wird über diese Gestaltpsychologen eine Verbindung zu einer anderen wichtigen Richtung einer philosophischen Psychologie gezogen, nämlich zu Carl Stumpfs Aktivitäten in Berlin (Koffka etwa wurde unter Stumpf promoviert).
- 20.
- 21.
- 22.
Vgl. auch die ausführliche Darstellung in Külpe (1922), S. 216–296.
- 23.
Ebd., S. 546, 548.
- 24.
Ebd., S. 547 f.
- 25.
Ebd., S. 550 f.
- 26.
Külpe (1909), S. 551.
- 27.
Külpe (1922), S. 220 f.
- 28.
Külpe (1909), S. 552.
- 29.
Külpe (1922), S. 217.
- 30.
Diese Begriffe finden sich auch in Paul Natorps Allgemeiner Psychologie, Natorp (1912), z. B, S. 107: „Alle Darstellung eines Objektiven ist Objektivierung eines Subjektiven, alle Darstellung eines Subjektiven Subjektivierung eines Objektiven“.
- 31.
Külpe (1902), S. 508.
- 32.
Ebd., S. 509.
- 33.
Ebd., S. 542–548.
- 34.
Ebd., S. 549.
- 35.
Ebd., S. 539.
- 36.
Ebd., S. 553.
- 37.
Ebd., S. 526, 530.
- 38.
Vgl. auch Ziche (2006).
- 39.
Külpe (1903), S. 216.
- 40.
Ebd., S. 228. Zum „assoziativen Faktor“ vgl. Külpe (1899).
- 41.
Külpe (1903), S. 227.
- 42.
- 43.
Külpe (1904). Die hier aufgeführten vier Gebiete experimenteller Forschung im Bereich zwischen Philosophie und Psychologie decken, zusammen mit dem allgemeinen Kontext der Würzburger Schule, Külpes Arbeitsfelder als Psychologe weitestgehend ab.
- 44.
- 45.
Külpe (1904), S. 65.
- 46.
Andere Formulierung, ebd., S. 65: „Vorbereitung“.
- 47.
Külpe (1912–1923).
- 48.
- 49.
Baeumker (1916), S. 81.
- 50.
Külpe (1912–1923), Bd. 1, S. 46.
- 51.
Külpe (1910b), S. 12.
- 52.
- 53.
Vgl. Külpe (1908) S. 84: Kant habe nicht gezeigt, dass „Apriorität gewisser Erkenntnisformen deren Subjektivität bedeutet“, auch nicht, daß aus der Subektivität von Erkenntnisformen folge, dass ihnen keine Objekte entsprechen könnten; Külpe (1910b), S. 7: „Seine Kategorien sind nicht als Voraussetzungen der Wissenschaft dieser entnommen worden, sondern werden aus der logischen Einteilung der Urteile abgeleitet.“ Vgl. auch die Spezialabhandlung Külpe (1915) (als Herausgeber von Kants Anthropologie in der Akademie-Ausgabe von Kants Werken demonstriert Külpe seinen Expertenstatus auch innerhalb der Kant -Forschung).
- 54.
- 55.
Külpe (1922), S. 22.
- 56.
Z. B. ebd., S. 320.
- 57.
Ebd., S. 319.
- 58.
Külpe (1910b), S. 25.
- 59.
Ebd., S. 40.
- 60.
Kusch (1999), S. 164 f.
- 61.
Külpe benennt explizit, dass seine Resultate als negative beginnen: Külpe (1922), S. 308.
- 62.
Külpe (1910b) S. 9, 11.
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Ziche, P. (2019). Philosophische Psychologie jenseits von Psychologismus, Phänomenologie und deskriptiver Psychologie: Oswald Külpes experimentelle Untersuchung philosophischer Probleme. In: Kessel, T. (eds) Philosophische Psychologie um 1900. Abhandlungen zur Philosophie. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05092-2_10
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