Zusammenfassung
Die modernen Konzeptionen zur Politischen Philosophie haben alle mehr oder weniger explizit eine geschichtsphilosophische Grundlage — und dies nicht erst seit Hegels Entwurf zum weltgeschichtlichen Absolutum der Vernunft. Der Siegeszug der Moderne unter dem Paradigma der Vernunft formuliert zugleich die Verheißung auf etwas, das stets am Firmament der menschlichen Leidenschaften quasi wie eine große (letzte) Bereinigung von allen Schwachstellen der menschlichen Existenz freimachen soll. Ob damit jedoch wirklich das Ende aller schlechten Dinge in der Politik erreicht wird oder nur zu neuen Ufern der politischen Ungerechtigkeit aufgebrochen wird, bleibt in der Beantwortung ambivalent. Nicht wenige Autoren haben sich (wie Rousseau) im Gefolge von Hobbes auf die Wiederkehr des Gleichen festgelegt. Unter der oftmals recht dünnen Schicht der politischen Zivilität lauert jenseits des Leviathans der Abgrund des Naturzustands. D.h., der Wolf im Menschen ist immer mit dabei, wenn es um die Gestaltung der Ordnung geht. Jeder noch so gut gemeinte Versuch, die Bedingungen menschlicher Existenz in ihrer Janusköpfigkeit zwischen Bestialität und Friedfertigkeit, zwischen Leidenschaften und Vernunft auszugleichen oder gar auszumerzen, scheitert an der notwendigen Orientierung der Machtfrage als Herrschaftsfrage. Wo Menschen sind, da geht es stets um Herrschaft.
»Verglichen mit dem öffentlich politischen Raum haftet der gesellschaftlichen Sphäre immer etwas Ungreifbares an.«
(Hannah Arendt: Vita activa, 39)
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Literaturverzeichnis
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Nitschke, P. (2002). Jenseits des Staates: Ende und Anfang des Politischen. In: Politische Philosophie. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05068-7_12
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