Zusammenfassung
Manchmal vermögen Einblicke in Etymologie und Wortbildung einen zuverlässigen Vorgeschmack von dem zu vermitteln, was ein zum Begriff gewordenes Wort an semantischer Komplexität oder gar Irritation noch in seinem gegenwärtigen, alltäglichen Gebrauch birgt. So verhält es sich mit Wort und Begriff des ›Realismus‹. Was seine Wortbildung betrifft, so leitet sich das Substantiv ›Realismus‹ vom Adjektiv ›realistisch‹ ab, das seinerseits eine geringfügig modifizierte (wohl aber nicht bewertend oder gar überspitzend gemeinte) Ableitung vom Adjektiv ›real‹ darstellt (Duden: Grammatik § 861, 909). Dieser wortgeschichtliche Zusammenhang weist bereits auf Komplikationen in der Sache hin: ›Realismus‹ bzw. ›realistisch‹ meint keine Eigenschaft, die ›in‹ einer Sache ›steckt‹ (so wie ›hölzern‹ als Eigenschaft eines Stuhls aus Holz), sondern eine Eigenschaft, besser einen Wert, der einer Sache ›zugeschrieben‹ wird, noch genauer ein ›Prädikat‹, das infolge einer Abwägung, Einschätzung oder Beurteilung einem bestimmten Handeln zuerkannt wird (›realistisch‹ als Eigenschaft einer Zeichnung, die einen Stuhl darstellen soll).
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Aust, H. (2006). Grundlagen, Rahmenbedingungen und Selbstbilder der Epoche. In: Realismus. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05033-5_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05033-5_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01864-9
Online ISBN: 978-3-476-05033-5
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