Psychoanalyse

Zusammenfassung

Bekanntlich begleitete das Interesse an der kindlichen Entwicklung und damit auch an Erziehungsfragen die Psychoanalyse von Beginn an. Freud (1933) sah in der Anwendung der Psychoanalyse in Bereich der Erziehung eine der wichtigsten Aktivitäten der Psychoanalyse. In den 1920er Jahren kam es zu vielen optimistischen Versuchen, durch adäquate Erziehung neurotischen Entwicklungen vorzubeugen, ja sie im besten Falle sogar zu verhindern. So engagierten sich u. a. Anna Freud, Bernfeld, Hoffer und Aichhorn gemeinsam für die Anwendung psychoanalytischen Wissens auf die Pädagogik (vgl. Young -Bruehl 1988, Datler 2001; Füchtner 1979; Muck/Trescher 2001; Naumann 2010). Als wichtiges Kommunikationsorgan diente dazu die Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik, gegründet von Anna Freud, Heinrich Meng und Paul Federn. Von verschiedenen Initiativen wurde darin berichtet, z. B. vom ersten psychoanalytischen Kindergarten geleitet von Nelly Wolff-heim in Berlin und von den zahlreiche individualpsychologischen Erziehungsberatungsstellen, initiiert von Alfred Adler. Im Frankfurter Psychoanalytischen Institut bildeten erziehungswissenschaftliche Fragestellungen einen ersten Forschungsschwerpunkt. »Dass diese Bemühungen bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Akteure aus einem emanzipatorischen Impetus heraus entstanden, dem eine Verbindung von Psychoanalyse, Pädagogik und kritische Gesellschaftstheorie zugrunde lag, zeigt besonders deutlich das Buch Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung (Siegfried Bernfeld 1925/2006). Hier machte Bernfeld klar, dass Erziehung zunächst durch die Wirkmacht der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse begrenzt wird« (Naumann 2010, 114).