Zusammenfassung
Am Anfang der Menschheitsentwicklung war der Blick auf das Geschehene (die res gestae) untrennbar mit dessen erzählerisch-literarischer Gestaltung (der historia rerum gestarum) verknüpft (vgl. Prechtl/Burkard 1990, S. 187). Aus dem ›Histor‹ (dem ›Kundigen‹), der zunächst das Geschäft des Erkundens (gr. historein) mit Hilfe von Gesicht und Gehör betrieb, wurde bald der Erzähler, der Berichterstatter, der Wissenschaftler (vgl. Regenbogen/Meyer 1998, S. 290). Während sich die Geschichtswissenschaft als akademische Disziplin vom Zeitalter der Aufklärung bis heute »durch ihre konzeptionelle und methodisch reflektierte Vorgehensweise« (Goertz 1998, S. 31) auszeichnet und die Geschichtserfahrung an überprüfbaren Quellen ausrichtet, geschieht die Herausbildung eines allgemeinen Geschichtsbewußtseins, einer »Geschichtskultur« (Hardtwig 1990a, S. 10), parallel zu den Erkenntnisfortschritten der Fachhistoriker seit Mitte des 19. Jh. zunehmend auch durch die unterschiedlichsten massenmedialen Vermittlungsformen auf den Feldern der Populärkultur. Unzweifelhaft ist, daß jede Epoche dabei ihre eigenen Geschichtsbilder entwirft, die längst nicht mehr als »Kulturgut und politisches Anschauungsmaterial einer schmalen Bildungs- und Führungsschicht« (Kröll 1989, S. 8) dienen, sondern zum »schnellebige(n) Konsumgut einer medienorientierten Massengesellschaft« (ebd., S. 8) geworden sind. Historie, die auf diese Weise in belehrenden, emotionalisierenden und unterhaltenden Formen an ein Millionenpublikum herangetragen wird, erscheint dabei oft vereinfacht, zurechtgestutzt auf eher fragwürdige Gebrauchswerte, funktionalisiert für ökonomische und ideologische Zwecke.
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Uka, W. (2003). Historie. In: Hügel, HO. (eds) Handbuch Populäre Kultur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05001-4_48
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