Zusammenfassung
Ein zentrales Merkmal der Konsumkultur, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in den westlichen Industriegesellschaften entwickelt hat, stellt die Möglichkeit dar, Waren zu nutzen, um Erlebnisse und Erfahrungen zu machen. Der Wunsch, viele und intensive Erlebnisse zu haben, dominiert geradezu die individuelle Lebensführung, was zu einer Steigerung der gesellschaftlichen Individualisierung führt. Erlebnisparks, shopping malls, Erlebnisurlaub, Rave-Parties, Snowboard-Events, Stadtteil-Feste, die Liste populärkultureller und sportzentrierter Themen und Events, die einen Erlebnismarkt geschaffen haben, ließe sich endlos fortsetzen. Kultur wird zunehmend als Ereignis und als Erlebnis inszeniert und konsumiert (Gebhardt/Hitzler/Pfadenhauer 2000; Willems/Jurga 1998). Allerdings ist der Erfolg, der von der Ware versprochen bzw. von ihrem Konsum gewünscht wird, nie garantiert; nicht zuletzt, weil einer unübersichtlichen Pluralität und Differenzierung von Angeboten die zahllosen bewußten und unbewußten Wünsche und Bedürfnisse von Konsumenten und Konsumentinnen gegenüberstehen. Ob die Suche nach solchen intensiven Erlebnissen als Flucht aus dem Alltag (vgl. Cohen/Taylor 1977) zu deuten ist oder genuin zu ihm gehört, ist in der Forschung, in der sich kulturkritische und kulturoptimistische Positionen die Waage halten, umstritten.
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Winter, R. (2003). Erlebniskultur. In: Hügel, HO. (eds) Handbuch Populäre Kultur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05001-4_3
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