Zusammenfassung
In der ständisch-korporativ verfaßten Gesellschaft Alteuropas hingen Feierabend und Feiertage, kirchliche wie weltliche, an dem durch Arbeit, Glauben und Gemeinschaft vorgegebenen Sinn der Lebenswelten; die Modi geselligen Vergnügens waren sozial gebunden und geboten. Wenn Kirchweih als religiöses oder ein Jahrmarkt als wirtschaftliches Ereignis die Menschen zusammenführten, feierte man im Wirtshaus, um die Dorflinde, auf dem Marktplatz, indem man einen meist kargen und mühsamen Alltag ostentativ durchbrach mit üppigem Essen und Trinken, mit Tanz, der die sinnliche Bewegungslust der Jugend befriedigte und der Eheanbahnung diente, mit dem Ergötzen an Geschicklichkeitsspielen, an Gauklern, Seiltänzern und Bärenführern, an den Sensationen der Bänkelsänger und an Prostituierten. Diese ›Fahrenden‹ kamen schon in die spätmittelalterlichen Städte. Sie fanden in ihnen oder vor den Toren ein zahlreiches ↗Publikum mit einem durch die stete Kommunikation in den Gassen genährten Spannungs- und Sensationsbedürfnis. Außerdem gab es gehäufte Vergnügungsanlässe und während der warmen Monate mehr Menschen mit freier Zeit in den Städten. So entwickelten sich Ansätze zu einer kollektiven ↗Unterhaltung, die vorwiegend von ›professionals‹ gegen Geld geboten wurde und über Standes- und Korporationsunterschiede hinweg verband.
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Literatur
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Blessing, W.K. (2003). Volksfest. In: Hügel, HO. (eds) Handbuch Populäre Kultur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05001-4_109
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