Zusammenfassung
Um 1800 wird in Hölderlins Dichtung die Frage immer drängender, wie mit den Erfahrungen des Verlustes, welche zunehmend auch das Verhältnis von Menschlichem und Göttlichem betreffen, umzugehen sei. Mit dieser Frage ist auch eine Änderung der Sprachgestalt verbunden. Hölderlin greift wieder die Form der Hymne auf und gestaltet sie als freirhythmischen Gesang. Dieser Neueinsatz der Dichtung zeigt sich besonders in „Wie wenn am Feiertage …“ und „Am Quell der Donau“. In beiden Gedichten wird auf sehr unterschiedliche Weise die Frage nach der Sprache als Form der Vermittlung von Göttlichem und Menschlichem gestellt. „Patmos“ schließlich entwickelt diese Thematik aus dem biblischen Text und gibt eine Re-Figuration der Jesus-Erzählung. Das Gedicht führt vor die Frage, wie diese Erzählung nach der Himmelfahrt Jesu, d.h. in der Epoche, der auch wir angehören, lebendig bleiben kann. „Wie wenn am Feiertage …“ scheitert am Versuch, göttliche Offenbarung („Des Vaters Stral“) unmittelbar ergreifen und ins Lied bringen zu wollen. In „Am Quell der Donau“ ist hingegen vom „kühleren Stral“ die Rede, mit dem der göttliche Geist auf die Erde kommt. In „Patmos“ erscheint der Strahl als gebrochen, wobei dieser Bruch nicht mehr bloß eine Gestalt des Verlustes ist, sondern die Weise, in welcher Gott sich selbst den Menschen vermittelt (offenbart).
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Deibl, J.H. (2019). Übergänge: Hölderlins Dichtung nach 1800. In: Abschied und Offenbarung. Studien zu Literatur und Religion / Studies on Literature and Religion, vol 2. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04888-2_4
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-04887-5
Online ISBN: 978-3-476-04888-2
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