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Feinheiten. Stifters Ästhetik der Textur

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Part of the book series: Abhandlungen zur Literaturwissenschaft ((ABLI))

Zusammenfassung

Bis auf vereinzelte grobe Tuche und fadenscheinige Röcke zeichnet sich Stifters textiler Kosmos durch die außergewöhnliche Feinheit der beschriebenen Stoffe aus. Dabei changiert Stifters Aufmerksamkeit für das Feine zwischen einem detaillierenden Blick auf die einzelnen Fäden und einer über die Feinheiten hinweggehenden Behauptung glänzender Glätte. Der feine Stoff kann insofern als einer der Austragungsorte für das Verhältnis von kleinem Einzelding und allgemeiner Gesetzmäßigkeit betrachtet werden und fordert dazu heraus, die Texturen des Feinen in Hinblick auf Stifters Ästhetik und Poetik lesbar zu machen.

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Notes

  1. 1.

    In Kalkstein bildet die feine Wäsche des Pfarrers im Kar einen in der Forschung vielbeachteten und für die Erzählung zentralen Gegenstandskomplex. Im Hagestolz ist die Feinheit besonders im Seidengespräch der beiden Ziehgeschwister präsent (vgl. HKG 1.6, 42).

  2. 2.

    Cornelia Zumbusch macht den ‚Seidenglanz‘ als Vorbild von Stifters Prosa in Abgrenzung zur wissenschaftlichen Prosa im Sinne Hegels aus. Vgl. Zumbusch, Cornelia: Perlgrau. Zur Farbe der Prosa in Stifters ‚Nachsommer‘. In: Marianne Schuller/Thomas Gann (Hg.): Fleck, Glanz, Finsternis. Zur Poetik der Oberfläche bei Adalbert Stifter. München 2017, 163–180; hier: 179.

  3. 3.

    Vgl. Begemann, Christian: Die Welt der Zeichen: Stifter-Lektüren. Stuttgart/Weimar 1995, 199–201; Geulen, Eva: Worthörig wider Willen, Darstellungsproblematik und Sprachreflexion in der Prosa Adalbert Stifters. München 1992, 57–81; Schiffermüller, Isolde: Buchstäblichkeit und Bildlichkeit bei Adalbert Stifter: dekonstruktive Lektüren. Bozen/Innsbruck/Wien 1996; Vogl, Joseph: Der Text als Schleier. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 37 (1993), 298–312.

  4. 4.

    Steiner, Uwe C.: „Gespenstige Gegenständlichkeit“: Fetischismus, die unsichtbare Hand und die Wandlungen der Dinge in Goethes ‚Hermann und Dorothea‘ und in Stifters ‚Kalkstein‘. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 74 (2000), 627–653; Begemann, Christian: Ding und Fetisch. Überlegungen zu Stifters Dingen. In: Hartmut Böhme/Johannes Endres (Hg.): Der Code der Leidenschaften. Fetischismus in den Künsten. München 2010, 324–343; Bischoff, Doerte: Stifters Stoffe. Zwischen Fetischisierung und Performativität. In: Thomas Strässle/Caroline Torra-Mattenklott (Hg.): Poetiken der Materie. Stoffe und ihre Qualitäten in Literatur, Kunst, Philosophie. Freiburg i.Br. 2005, 95–117; dies.: Poetischer Fetischismus. Der Kult der Dinge im 19. Jahrhundert. München 2013; Schneider, Sabine: Vergessene Dinge. Plunder und Trödel in der Erzählliteratur des Realismus. In: Dies./Barbara Hunfeld (Hg.): Die Dinge und die Zeichen. Dimensionen des Realistischen in der Erzählliteratur des 19. Jahrhunderts. Für Helmut Pfotenhauer. Würzburg 2008, 157–174; Vedder, Ulrike: Erbschaft und Gabe, Schriften und Plunder. Stifters testamentarische Schreibweise. In: Michael Minden (Hg.): History, Text, Value: Essays on Adalbert Stifter. Londoner Symposium 2003. Linz 2006, 22–34. Für eine an der Materie interessierte Lesart vgl. außerdem grundsätzlich Frei Gerlach, Franziska: Die Macht der Körnlein. Stifters Sandformationen zwischen Materialität und Signifikation. In: Schneider/Hunfeld: Die Dinge und die Zeichen (ebd.), 109–122 sowie ihren Beitrag in diesem Band.

  5. 5.

    Schuster, Jana: Der Stoff des Lebens. Atmosphäre und Kreatur in Stifters ‚Abdias‘. In: Zeitschrift für Germanistik 24/2 (2014), 296–311.

  6. 6.

    Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bde. (in 32 Teilbdn.). Leipzig 1854–1960; hier: Bd. 3, Sp. 1464. Adelung liefert für die materielle Bedeutungsdimension besonders viele textile Beispiele: „feiner Zwirn, feines Garn, feines Tuch, feine Leinwand“ (Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte vermehrte und verbesserte Ausgabe. 4 Bde. Leipzig 1793–1801; hier: Bd. 2, Sp. 85).

  7. 7.

    Meier-Oeser, Stephan: Art. ‚Subtilität‘. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. von Joachim Ritter/Karlfried Gründer/Gottfried Gabriel. 13 Bde. Basel 1971–2007; hier: Bd. 10, Sp. 563–567, Zitate 563.

  8. 8.

    Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin/New York 231995, 807.

  9. 9.

    Zur metapoetischen Verbindung von Text und Textil vgl. Greber, Erika: Poetologische Metaphorik und Literaturtheorie. Studien zu einer Theorie des Wortflechtens und der Kombinatorik. Köln/Wien/Weimar 2002.

  10. 10.

    Meier-Oeser: Art. ‚Subtilität‘ (wie Anm. 7), 563.

  11. 11.

    Baumgarten, Alexander Gottlieb: Ästhetik. Übersetzt und hg. von Dagmar Mirbach. Hamburg 2007, Bd. 1, 205–215.

  12. 12.

    Vgl. dazu Giuriato, Davide: „Klar und deutlich“. Ästhetik des Kunstlosen im 18./19. Jahrhundert. Freiburg i.Br./Berlin/Wien 2015.

  13. 13.

    Vgl. Albertini, Tamara: Art. ‚Elegantia‘. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hg. von Gert Ueding, mitbegründet von Walter Jens. 12. Bde. Tübingen 1992–2015; hier: Bd. 2, 991–1004, bes. 991.

  14. 14.

    Jeitteles, Ignatz: Aesthetisches Lexikon [1839]. Hildesheim/New York 1978, 272.

  15. 15.

    Bertuch, Friedrich Justin: Feiner holländischer Zwirnsfaden. In: Ders.: Bilderbuch für Kinder. Weimar 1798, Bd. 3, 100.

  16. 16.

    Hebbel, Friedrich: Das Komma im Frack (1858). In: Moriz Enzinger: Adalbert Stifter im Urteil seiner Zeit. Wien 1968, 229–231; hier: 231.

  17. 17.

    Vgl. Zumbusch, Cornelia: „Rein und anfangsfähig“: Stifters Reinigungsarbeiten. In: Zeitschrift für Kulturwissenschaften 7/1 (2013), 53–64.

  18. 18.

    Zur Gewebemetaphorik im Hochwald vgl. Begemann: Die Welt der Zeichen (wie Anm. 3). Wurden im Hochwald die Geschichten des alten Gregor noch als Märchengewebe und Gespinste metaphorisiert, so steht in der Rahmenhandlung der Mappe der „Webeknecht“ Simon für die konkrete und figürliche Verbindung von Geschichten- und Textilproduktion. Gleichzeitig ist dieser text(il)produktive Aspekt buchstäblich an den Rand der Erzählung gedrängt und ihre schöpferische Originalität zumindest anzuzweifeln vor dem Hintergrund, dass Simon im Buch des Doktors gelesen habe (vgl. HKG 6.2, 20).

  19. 19.

    Victor trifft Hanna im Garten an, wo diese damit beschäftigt ist, von einem Busch „Stüke eines Seidenstoffes herab zu lesen“ und „Stük nach Stük“ herab zu nehmen (HKG 1.6, 41).

  20. 20.

    Vgl. HKG 1.6, 32.

  21. 21.

    Hannas und Victors Urteil über die Seide ist dabei durchaus differenziert. Während sie einerseits deren Schönheit bewundern, reflektieren sie zugleich den fehlenden Gebrauchswert als „stolzes Tragen“ (HKG 1.6, 42) und die gewaltsamen Produktionsbedingungen.

  22. 22.

    Vgl. HKG 2.2, 113. Das deutsche Adjektiv ‚fein‘ geht auf das altfranzösische fin zurück, das aus dem Substantiv finis (= Ende, Grenze) entstanden ist und in diesem Sinne „das ist die Grenze“, „das ist das äußerste“ oder auch „das ist das beste“ bedeuten kann (Kluge: Etymologisches Wörterbuch (wie Anm. 8), 257).

  23. 23.

    Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch (wie Anm. 6), 85.

  24. 24.

    Bischoff: Stifters Stoffe (wie Anm. 4), 109.

  25. 25.

    Zum Phänomen des Weißen bei Stifter vgl. Dangel-Pelloquin, Elsbeth: Weiße Wäsche. Zur Synthese von Reinheit und Erotik bei Keller und Stifter. In: Schneider/Hunfeld: Die Dinge und die Zeichen (wie Anm. 4), 143–156; hier: 154 f.; Vogel, Juliane: Mehlströme/Mahlströme. Weißeinbrüche in der Literatur des 19. Jahrhunderts. In: Dies./Wolfgang Ullrich (Hg.): Weiß. Frankfurt a.M. 2003, 167–192; Öhlschläger, Claudia: Weiße Räume. Transgressionserfahrungen bei Adalbert Stifter. Habilitationsvortrag an der Ludwig-Maximilians-Universität München 8.1.2003. In: Jahrbuch des Adalbert Stifter Institutes des Landes Oberösterreich 9/10 (2002/2003), 55–68.

  26. 26.

    Vgl. Giuriato: „Klar und deutlich“ (wie Anm. 12).

  27. 27.

    Vgl. Schiffermüller: Buchstäblichkeit (wie Anm. 3), 206.

  28. 28.

    Vgl. Enzinger: Adalbert Stifter im Urteil seiner Zeit (wie Anm. 16).

  29. 29.

    Zum ‚Seidenglanz‘ vgl. Zumbusch: Perlgrau (wie Anm. 2), 175–179.

  30. 30.

    Doerte Bischoff weist in Bezug auf Abdias darauf hin, dass weniger das „allmähliche Verfertigen einer Textur und auch nicht die Verwendung von Roh- (bzw. Erzähl-)Stoffen“ zu verfolgen sind, sondern die Sammlung von disparaten Einzelteilen, den Flecken und Fetzen. Vgl. Bischoff: Poetischer Fetischismus (wie Anm. 4), 254.

  31. 31.

    Hier ist zum Beispiel an den Landvermesser in Kalkstein zu denken, der mit der gleichen, auf das kleinste Detail gerichteten Aufmerksamkeit sowohl die Topographie als auch die Textur der Kleidung des Pfarrers vergleichend in den Blick nimmt. Bei der ersten Begegnung mit dem Pfarrer beobachtet der Erzähler: „Sein Rok war sehr abgetragen, die Fäden daran waren sichtbar, er glänzte an manchen Stellen, und an anderen hatte er die schwarze Farbe verloren, und war röthlich oder fahl.“ (HKG 2.2, 65) Als er ihn einige Jahre später im Steinkar wiedertrifft, vergleicht er mit einem außergewöhnlichen Blick für das kleinste Detail den aktuellen Zustand der Kleidung mit dem früheren: „Waren seine Kleider bei jenem Gastmale schlecht gewesen, so waren sie jezt wo möglich noch schlechter. Ich konnte mich nicht erinnern, seinen Hut damals gesehen zu haben, jezt aber mußte ich wiederholt auf ihn bliken; denn es war nicht ein einziges Härchen auf ihm. […] Zwar war der Pfarrer beinahe ängstlich reinlich, aber gerade diese Reinlichkeit hob die Armuth noch peinlicher hervor, und zeigte die Lokerheit der Fäden, das Unhaltbare und Wesenlose dieser Kleidung.“ (HKG 2.2, 70) Im Rahmen der weiteren Treffen mit dem Pfarrer stellt er fest: „Ich machte daher genauere Beobachtungen, und kam darauf, daß er sich seiner Handkrausen keineswegs zu schämen habe, sondern daß er, wie mich auch andere Einblike in seine Kleidung belehrten, die feinste und schönste Wäsche trug, welche ich jemals auf Erden gesehen hatte.“ (HKG 2.2, 72).

  32. 32.

    So weit nicht anders genannt, beziehe ich mich im Folgenden vor allem auf die letzte, die vierte Fassung, an der Stifter bis zu seinem Tod gearbeitet hat.

  33. 33.

    Vgl. HKG 6.2, 27. Auch die weitere Entwicklung der Freundschaft ist an eine textil geprägte Episode gebunden, in der Augustinus, der besonderen Wert „auf einen feinen dunkeln“ (HKG 6.2, 28) Anzug legt und damit Eustachius’ Ansehen rettet, das durch dessen seinerseits bunten und unmodischen Anzug gefährdet ist. Augustinus verhilft diesem „Zeisiganzug“ (HKG 6.2, 47) zur Ehrenrettung, indem er ihn selbst trägt und so unter den Studenten eine Mode auslöst (vgl. HKG 6.2, 28). Eustachius erklärt ihm im Anschluss, dass er den Anzug zu Ehren des Schneiders Franz Lind trage, der sich nach dem Tod seines Vaters um seine Ausbildung gekümmert habe und ihm diesen Anzug für das Studium in Prag mitgegeben habe (vgl. HKG 6.2, 29 f.).

  34. 34.

    Vgl. HKG 6.2, 47.

  35. 35.

    Vgl. Ginzburg, Carlo: Spurensicherung. Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst. Übersetzt von Gisela Bonz/Karl F. Hauber. Berlin 2011. Zum Indiziencharakter von Spuren in textilen Interieurs der Literatur des 19. Jahrhunderts vgl. Schürmann, Uta: Komfortable Wüsten. Das Interieur in der Literatur des europäischen Realismus. Wien/Köln/Weimar 2015.

  36. 36.

    Diese Aufforderung zur Bewahrung des Stoffes stellt den Bezug zur ‚Dichtung des Plunders‘ in der Rahmenhandlung her, in der die Gefahr explizit reflektiert wird, dass die Kleider zu „Lappen“ (HKG 6.2, 9) zerfallen. Vgl. dazu Schneider: Vergessene Dinge (wie Anm. 4); Vedder: Erbschaft und Gabe (wie Anm. 4); Haag, Saskia: Stifters Dichtung des Plunders. In: sinn-haft 17 (2004), 59–64.

  37. 37.

    Blasberg, Cornelia: „Wer bin ich bisher gewesen?“ Identität als Problem in Adalbert Stifters ‚Mappe meines Urgroßvaters‘. In: Sabina Becker (Hg.): Ordnung – Raum – Ritual. Adalbert Stifters artifizieller Realismus. Heidelberg 2007, 101–124; hier: 121.

  38. 38.

    Die Verortung der Handlung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlaubt die Hemdenproduktion aus regional gesponnener und gewebter Waldleinwand, wie sie im Verlauf des 19. Jahrhunderts schrittweise verdrängt wird. Vgl. dazu Lauss, Josef: Wachstum und Krise der österreichischen Leinenindustrie im 19. Jahrhundert. Wien 1977.

  39. 39.

    Der Obrist beschreibt diesen Prozess der Angleichung und des Ausgleichs wie folgt: „Ich schrieb sehr fleißig an meinen Päken, sie wurden immer gleichartiger, bis jezt die, welche ich in meinem Alter öffne, einer wie der andere sind.“ (HKG 6.2, 172)

  40. 40.

    Insofern ersetzt die Hemdenproduktion gewissermaßen die als „Hirngespinnste“ (HKG 6.2, 36) beschriebenen Schriftstellerarbeiten Eustachius’.

  41. 41.

    Der Erzähler der Rahmenhandlung öffnet gemeinsam mit seiner Gattin, der Mutter, dem Stiefvater sowie der der Schwester und ihrer Familie die Truhe: „Nachdem wir das Abendessen verzehrt hatten, wurden die Lichter in unser Doctorzimmer getragen, und wir gingen alle hinein. Selbst die Kinder der Schwester waren nicht schlafen zu bringen gewesen, und gingen mit. Wir sezten uns um die Truhe herum. Ich nahm die Lederbücher heraus, und legte sie auf den Tisch.“ (HKG 6.2, 21) Während die „Zusiegelung“ der Blätter für Verwunderung sorgt, wird „[d]ie äußerst schöne Arbeit der Einbände […] allgemein bewundert“ (ebd.).

  42. 42.

    Über die alten Hemden von Eustachius und dessen Anzug heißt es: „Die Mägde bewunderten die neuen schönen Hemden, das Werk Cäcilias, die ohne getragen zu werden vor lauter Liegen in die Lage kämen, gewaschen werden zu müssen. Aber noch mehr bewunderten sie den Zeisiganzug.“ (HKG 6.2, 65)

  43. 43.

    Ähnlich vollzieht sich auch die Gartengestaltung im Park des Fürsten: „Er verschönerte aber die Landschaft immer mehr, bis sie zwar endlich dieselbe blieb, aber doch eine weit schönere wurde.“ (HKG 6.2, 216) Vgl. dazu Begemann: Die Welt der Zeichen (wie Anm. 3), 354.

  44. 44.

    Mellin, George Samuel Albert: Encyklopädisches Wörterbuch der kritischen Philosophie. Jena/Leipzig 1802, Bd. 5, 420.

  45. 45.

    Vgl. zum hermeneutischen subtilitas-Begriff: Meier-Oeser: Art. ‚Subtilität‘ (wie Anm. 7), 566.

  46. 46.

    Zu der am Detail orientierten vergleichenden Methode des Kunsthistorikers Giovanni Morelli vgl. Ginzburg: Spurensicherung (wie Anm. 35).

  47. 47.

    So bestellt Eustachius im Jahresrhythmus neue Hemden: „Zu Cäcilia brachte ich wieder Leinwand auf Hemden.“ (HKG 6.2, 103) Vgl. auch: „Ich ging auch wieder zu Cäcilia, und brachte ihr wieder Leinwand zu Hemden.“ (HKG 6.2, 183)

  48. 48.

    Vgl. Begemann: Die Welt der Zeichen (wie Anm. 3).

  49. 49.

    „Ich hatte ihr Leinwand gebracht, und bestellte wieder Hemden nach Art der des Eustachius“ (HKG 6.1, 113). Noch einmal: „Ich ging auch zu Cäcilia, und brachte ihr wieder eine Leinwand, daß sie mir Hemden mache, wie die waren, die sie mir früher gemacht hatte.“ (HKG 6.1, 201).

  50. 50.

    „Als der Winter kam, ließ ich das Linnenzeug des flüchtigen Eustachius durchwaschen, und seine Kleider lüften und bürsten.“ (HKG 6.2, 65).

  51. 51.

    Die Konkurrenz von Stadt und Land reflektiert Augustinus selbst: „Wenn ich auch den Bedarf meines Linnens in unserem Walde besorgen ließ, so wollte ich doch stets mehrere Hemden haben, wie die, welche Cäcilia einmal für Eustachius gemacht hatte, und welche ich jezt bei mir zur Aufbewahrung beherbergte.“ (HKG 6.1, 201).

  52. 52.

    Vgl. Blasberg: „Wer bin ich bisher gewesen?“ (wie Anm. 37).

  53. 53.

    Vgl. Giuriato: „Klar und deutlich“ (wie Anm. 12).

  54. 54.

    Jana Schuster hat dies am Beispiel der Stoffe als „Mittler menschlicher Umweltrelationen“ in ‚Abdias‘ gezeigt. Vgl. Schuster: Der Stoff des Lebens (wie Anm. 5), 298.

  55. 55.

    Henle, Jakob: Von den Miasmen und Kontagien [1840]. Leipzig 1910, 18 f.

  56. 56.

    So ist in Abdias explizit von den „verpesteten Lappen und Wollenzeugen“ (HKG 1.5, 240) die Rede, mit denen der titelgebende jüdische Kaufmann handelt. Zur Ansteckung bei Stifter vgl. Strowick, Elisabeth: Sprechende Körper – Poetik der Ansteckung. Performativa in Literatur und Rhetorik. München 2009; Begemann, Christian: Katastrophenimpfung und Gedächtnisraum. Zu Stifters ‚Granit‘. In: IASL 40 (2015), 390–419.

  57. 57.

    Die wiederholte Erwähnung des Kleidungswechsels beobachtet Doerte Bischoff im Nachsommer. Bischoff zufolge trete in dem Versuch der Figuren stets passend gekleidet zu sein „der Aspekt einer allen Bekleidungen und Verhüllungen zugrundeliegenden konstanten gestalterischen Individualität, die sich selbst durch äußere Zeichen Ausdruck gäbe, in den Hintergrund.“ Bischoff: Stifters Stoffe (wie Anm. 4), 108.

  58. 58.

    Vgl. HKG 6.2, 221 f.

  59. 59.

    Vgl. Zumbusch: „Rein und anfangsfähig“ (wie Anm. 17), 54, 56. Zum Hygienediskurs im 19. Jahrhundert vgl. Sarasin, Philipp: Reizbare Maschinen. Eine Geschichte des Körpers 17651914. Frankfurt a.M. 2001.

  60. 60.

    In der vierten Fassung ist von einer „feinere[n] vierfache[n]“ Matte die Rede (HKG 6.2, 136).

  61. 61.

    Zu diesen textilen Grenzziehungen zählen auch Augustinus’ Gestaltung der Hauskapelle in der Studienfassung, deren Fenster er mit „doppelte[r] mattweiße[r] Seide“ (HKG 1.5, 198) bespannen lässt sowie Margaritas Handschuhe beim Scheibenschießen in Pirling (vgl. HKG 1.5, 219 f.).

  62. 62.

    Die Operationsszene ist in der dritten Fassung noch ausführlicher beschrieben (vgl. HKG 6.1, 283).

  63. 63.

    Plehn, Marcus: Verbandsstoffgeschichte. Stuttgart 1990, 75.

  64. 64.

    Dies wird im Zusammenhang mit einer anderen Wundbehandlung über mehrere Seiten hinweg genau verzeichnet: „Ich […] tauchte Linnen in das Wasser, und legte es auf. Nach sehr kurzer Zeit wiederholte ich dieses mit frischem Wasser und frischem Linnen […], so lange es zu haben war. Dann ließ ich das gebrauchte vor dem Wiedergebrauche reinigen. […] Ich blieb die ganze Nacht bei ihm und sezte die Auflagen fort. […] Ich sagte, sie sollen nun genau immer fort thun, was ich bisher gethan hatte […]. Ich befahl, fort zu sezen, was bisher geschehen war.“ (HKG 6.2, 177, 179).

  65. 65.

    Eindrückliches Beispiel dessen ist Dithas Flachsrede in Abdias (vgl. HKG 1.5, 340). Dem besonderen Status des Leinens entsprechend kommt auch der Leinenproduktion des Mathias Ferent in der Mappe zentrale Bedeutung für die Region zu (vgl. HKG 6.2, 56 f.).

  66. 66.

    Diese Eigenschaft teilt das Leinen Pettenkofer zufolge mit der Seide (Pettenkofer, Max von: Beziehungen der Luft zu Kleidung, Wohnung und Boden. Drei Populäre Vorlesungen. Gehalten im Albert-Verein zu Dresden am 21., 23. und 25. März 1872. Braunschweig 1873, 33). Dagegen setzt sich Baumwolle nur langsam in der zweiten Jahrhunderthälfte als Verbandsstoff durch, da sie als materieller Träger der aus dem asiatischen und arabischen Raum importierten Pestepidemien verschrien ist. John Howard gibt 1791 in seinen Nachrichten von den vorzüglichsten Krankenhäusern und Pesthäusern in Europa genaue Anweisungen zum Umgang mit importierter Baumwolle in der Quarantäne, um die Ansteckung zu vermeiden. Er beruft sich dabei auf Nathaniel Hodges Abhandlung von der Pest in London im Jahr 1665, in der es über die Baumwolle heißt, dass sie „ganz ungemein leicht die Ansteckung in sich fasst“ (Howards, John: Nachrichten von den vorzüglichsten Krankenhäusern und Pesthäusern in Europa. Leipzig 1791, 79). Die Skepsis gegenüber der Baumwolle als Verbandsstoff baute u. a. auch auf mikroskopischen Untersuchungen Antonie van Leeuwenhoeks auf. Ihm zufolge verfüge die Baumwolle über „zwei flache und zwei scharfe Seiten“, die der Wunde schaden könnten, in dem sie „in das zarte Fleisch einschneiden und es wund machen“ (Leeuwenhoek, Antonie van: Vermischte mikroskopische Beobachtungen. In: Ders.: Abhandlungen zur Naturgeschichte, Physik und Oekonomie. Leipzig 1780, 32). Vgl. dazu auch Plehn: Verbandsstoffgeschichte (wie Anm. 63), 84.

  67. 67.

    So werden u. a. sowohl die Seiten im Buch des Doktors als auch die Briefe Eustachius an Christine als „Blätter“ bezeichnet (HKG 6.2, 15, 16, 17, 23, 44, 45).

  68. 68.

    In der Studienfassung beschreibt der Rahmenerzähler seine Lektüre der Aufzeichnungen des Doktors: „Ich habe in den mit dem Messer verwundeten Blättern geblättert.“ (HKG 1.5, 232).

  69. 69.

    Die vierte Fassung verzichtet auf diese Metaphern und konstatiert knapp: „Nach einer Zeit war die Wunde geschlossen.“ (HKG 6.2, 240)

  70. 70.

    In der vierten Fassung wird „Merkwürdiges“ ganz im Sinne der Tilgung des Einzelnen durch „Bedeutendes“ ersetzt (HKG 6.2, 236).

  71. 71.

    Vgl. dazu auch den Beitrag von Vera Bachmann zu Stifters geglätteten Fugen in diesem Band.

  72. 72.

    Giuriato: „Klar und deutlich“ (wie Anm. 12), 269.

  73. 73.

    Fällt der Begriff „fein“ in der Begegnung mit dem Nachbarmädchen in der Journalfassung nur einmal, taucht er in der Buchfassung fünfmal auf (HKG 2.2, 113).

  74. 74.

    Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Vorlesungen über die Ästhetik. Frankfurt a.M. 1986, Bd. 2, 247 f.

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Jürjens, K. (2019). Feinheiten. Stifters Ästhetik der Textur. In: Giuriato, D., Schneider, S. (eds) Stifters Mikrologien. Abhandlungen zur Literaturwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04884-4_7

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