Zusammenfassung
Kaum ein zweiter Text hat die literaturwissenschaftliche Diskussion der letzten fünfzig Jahre so belebt wie Roland Barthes’ kurzer Essay Der Tod des Autors von 1968. In den daran anschließenden Theoriedebatten ist der Autor mit – auch metaphorisch – großem Aufwand gekreuzigt und begraben worden, um ihn dann pünktlich zur Jahrtausendwende wieder auferstehen zu lassen. Das kulturgeschichtliche Muster des Christentums wiederholte sich dabei auch in insofern, als die Leidens- und die Erfolgsgeschichte des Autors eng miteinander zusammenhingen: Ohne Erstere hätte es Letztere nicht gegeben.
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Notes
- 1.
Eine Übersicht zur Metaphorik in dieser literaturwissenschaftlichen „Debattenkonstellation“ enthält Carlos Spoerhase: Autorschaft und Interpretation. Berlin 2007, 11–13; einen aktuelleren Debattenüberblick liefern Matthias Schaffrick/Marcus Willand: „Autorschaft im 21. Jahrhundert. Bestandsaufnahme und Positionsbestimmung“. In: Dies. (Hg.): Theorien und Praktiken der Autorschaft. Berlin 2014, 3–148.
- 2.
Frank Witzel: Vondenloh. Roman. Hamburg 2008, 173 (im Folgenden mit Seitenzahl im Haupttext nachgewiesen).
- 3.
Zugleich wird der Roman im Anhang ganz beiläufig weitergeschrieben. Der zweite Beiträger stellt zwar heraus, dass das im Roman verhandelte Hochhaus in Elchingen eine Erfindung des Autors sei – liefert gleichwohl aber Informationen über dieses fiktive Hochhaus, die im vorangehenden Roman nicht enthalten sind. So erfährt man nur im Anhang, dass den Bewohnern des ersten Stocks ursprünglich „die Waschräume im vierten Stock zugeteilt worden [waren]“ (S. 180). Die Grenze zwischen Primär- und Sekundärtext wird damit dezent verwischt.
- 4.
Roland Barthes: „Der Tod des Autors“ [frz. 1968]. In: Ders.: Das Rauschen der Sprache (Kritische Essays IV). Frankfurt a. M. 2005, 57–63, hier: 57.
- 5.
Ebd., 61.
- 6.
Ebd., 60.
- 7.
Ebd., 57.
- 8.
Ebd., 60.
- 9.
Ebd.
- 10.
Otto Huber: „Eine Art Hassliebe: Thomas Bernhard und Traunstein, die Stadt seiner Kindheit“. In: wize.life, 07.10.2012: https://wize.life/themen/kategorie/kultur/artikel/1827/eine-art-hassliebe-thomas-bernhard-und-traunstein-die-stadt-seiner-kindheit (17.01.2019).
- 11.
Barthes: „Der Tod des Autors“ (wie Anm. 4), 57.
- 12.
Ebd., 59.
- 13.
Ebd., 61.
- 14.
Ebd., 62.
- 15.
Vgl. z. B. Claudia Stockinger: „Tod und Auferstehung des Autors im Architext“. In: Heinrich Detering (Hg.): Autorschaft. DFG-Symposion 2001. Stuttgart u. a. 2002, 220–240; Malte Dreyer: „Die Auferstehung des Autors. Ausgerechnet in seinem Mörder reinkarniert: Die Wiederkehr des Autors in Roland Barthes letztem Werk ‚Die Vorbereitung des Romans‘“. In: literaturkritik.de, 14.04.2009: https://literaturkritik.de/id/12972 (17.01.2019); Björn Hayer: „Abgedankt und auferstanden? Stefan Kutzenberger und Clemens J. Setz fragen in neuen Büchern: Ist er nun tot oder heilig, der gute alte Autor?“. In: ZEIT online, 23.02.2018: https://www.zeit.de/kultur/literatur/2018-02/tod-des-autors-clemens-j-setz-stefan-kutzenberger (17.01.2019).
- 16.
Barthes: „Der Tod des Autors“ (wie Anm. 4), 63.
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Hoffmann, T. (2019). Die Geburt der Autorschaft aus der Tötung des Autors. Frank Witzels Roman Vondenloh. In: Detken, A., Kaiser, G. (eds) Frank Witzel. Kontemporär. Schriften zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, vol 4. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04882-0_7
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