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Frank Witzels Gedichte

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Frank Witzel

Part of the book series: Kontemporär. Schriften zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ((KSDG,volume 4))

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Zusammenfassung

Frank Witzels erster Lyrikband endet metalyrisch mit diesen Versen: „was will uns der autor damit sagen?/ein gedicht ist kein blindenhund“ Ein Witzel-Gedicht ist also vielleicht kein hilfreicher Begleiter – es sträubt und sperrt sich. Ein Witzel-Gedicht ist möglicherweise kein Führer durch einen Alltag ohne Durchblick – es ist in diesen Alltag zutiefst verstrickt. Ein Witzel-Gedicht ist außerdem kein sorgfältig trainiertes Wesen – es ist ungeregelt und gehorcht den hergebrachten Normen meist nicht. Diese und weitere Eigenschaften sollen im Folgenden nicht nur aus einer einzigen Metapher abgeleitet, sondern in Witzels lyrischem Werk beschrieben werden. Seine Gedichte einer sorgfältigen wissenschaftlichen Untersuchung und Einordnung zu unterziehen ist aber nicht nur um ihrer selbst willen relevant, sondern es bedeutet auch, im kleinen Format zentrale poetische Techniken zu erkennen, die auch seinen Prosatexten nicht fremd sind.

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Notes

  1. 1.

    Frank Witzel: Stille Tage in Cliché. Gedichte mit 10 Illustrationen des Autors. Hamburg 1978, 84; der Titel ist angelehnt an Henry Millers alles andere als stille Bohème-Erzählung Quiet Days in Clichy, mit der Witzels beobachtender, aber niemals voyeuristischer Band jedoch höchstens die urbane Alltagsperspektive teilt.

  2. 2.

    Vgl. zu diesem Gedicht ausführlich den Beitrag von Friederike Reents in diesem Band.

  3. 3.

    Es gibt bisher keine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Witzels Lyrik. Auch Rezensionen zu seinen Lyrikbänden sind mir nicht bekannt und selbst in den zahlenmäßig nicht geringen Beiträgen der Feuilletons anlässlich des Buchpreises wird die Lyrik lediglich als Beginn von Witzels Autorentätigkeit genannt, niemals aber qualifiziert oder gar beschrieben.

  4. 4.

    Vgl. Gewinner des Deutschen Buchpreises 2015|Kultur.21 (2015), 1:55 und 2:05: https://www.youtube.com/watch?v=ibdHkr1DZic (27.02.2019), und seinen Rekurs auf den „Stimmungskontext“ in Frank Witzel: Über den Roman – hinaus. Heidelberger Poetikvorlesungen. Heidelberg 2018, 28.

  5. 5.

    Witzel: Stille Tage in Cliché (wie Anm. 1).

  6. 6.

    Frank Witzel: Tage ohne Ende. Ein Poème Cinématique. Hamburg 1980.

  7. 7.

    Eine breite Rezeption bleibt aus, Feuilleton-Zeugnisse aus dieser Zeit sind nicht nachzuweisen. Einzig diese Passage aus einer Sammelrezension der FAZ gibt einen Eindruck von der Wirkung der frühen Texte: „Wie weit dieser Wunsch nach Einheit geht, wie sehr die Zerrissenheit in Werbewelt und Idealwelt reicht, macht eines der größten Talente der Alternativliteratur überragend und überraschend deutlich. Franz Witzel legt in diesem Frühjahr seinen (nach ‚Stille Tage in Cliché‘) zweiten Gedichtband vor, der formal besticht und der verwundern kann. ‚Poem Cinématique‘ [sic!] ist der 87 Seiten lange Text benannt. Seinen Namen erhielt dieses querschlagende und reihum zielende, im Innenraum wie im TV-Außen rätselnde und fragende Buch von den fortlaufenden Fotostreifen, die den Kopf der Seiten zieren.“ Hadayatullah Hübsch: Von der Liebe und der Wirklichkeit. Über elf Bücher aus der Alternativszene. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.04.1980, L4.

  8. 8.

    Frank Witzel/Leonore Poth: Plötzliche Stille. Zeichnungen zu Offenbach und Frankfurt am Main mit Texten von Frank Witzel. Frankfurt a. M. 2008. Der Band verfügt nicht über eine Seitenzählung, es können im Folgenden jedoch die zugehörigen Bildtitel zur besseren Orientierung herangezogen werden.

  9. 9.

    Frank Witzel: Grund unter Grund. Berlin 2017. Dieser Band hebt sich in einigen Eigenschaften deutlich von den anderen Bänden und Einzelgedichten Witzels ab. Der Unterschied lässt sich am besten daran bemessen, dass der Band zwei fiktive Hauptfiguren aufweist, wodurch das Ganze, aber auch einzelne Passagen, psychologischer (bisweilen psychiatrischer) und narrativer, aber zugleich auch überzeitlicher und abstrakter wirkt als die restliche Lyrik. Ich werde weitere Unterschiede punktuell reflektieren, ansonsten aber den Fokus auf das Verbindende legen – auch wenn die Schnittmenge von Grund unter Grund mit anderen Texten gering ist.

  10. 10.

    Witzel: [Sammlung mit unveröffentlichten Gedichten aus den 1990er Jahren]: http://www.frankwitzel.de/LeseprobeGedichteNeunzigerJahre.pdf (22.08.2018).

  11. 11.

    Erwin Kliffert (Hg.) [Uli Becker]: Ich mal wieder. Ein selbstverliebtes Lesebuch. Reinbek bei Hamburg 1987. Die Sammlung richtet sich gegen eine subjektivistische Nabelschau und ist offenbar in Gänze die Schöpfung von Becker und Witzel – sei es als Collage aus unaufgeforderten Zusendungen oder aus parodistischen eigenen Texten, vgl. Volker Hage: „Aus der literarischen Fälscherwerkstatt. Ich mal wieder“. In: Die ZEIT, 10.06.1988: https://www.zeit.de/1988/24/ich-mal-wieder/komplettansicht (22.08.2018).

  12. 12.

    Vgl. Witzel: [Sammlung mit unveröffentlichten Gedichten aus den 1990er Jahren] (wie Anm. 10).

  13. 13.

    Die Spannung wird etwa aufgelöst in einer Veranstaltungsankündigung aus dem Jahr 2016, in der es heißt: „Am 29. Mai heißt es Witzel Vintage – nur für Schwindelfreie! Frank Witzel liest aus seinen Werken vor dem Deutschen Buchpreis: hellwache melancholische Wahrnehmungssplitter in den beiden frühen Gedichtbänden (‚Stille Tage in Cliché‘ 1978 und ‚Tage ohne Ende‘ 1980), der typische Witzel-Sound, der auch in seinen Romanen […] zu vernehmen war: intelligent, satirisch-komisch, bodenlos, bizarr…“ Einerseits wird also eine historische und damit auch sachliche Differenz betont („Witzel Vintage“), andererseits dürfe man auf den „typische[n] Witzel-Sound“ hoffen, [Veranstaltungsankündigung] Frank Witzel. Nur für Schwindelfreie!: http://www.dieuntuechtigen.com/frank-witzel-nur-fuer-schwindelfreie/ (22.08.2018).

  14. 14.

    Witzel: Tage ohne Ende (wie Anm. 6), 42.

  15. 15.

    Siehe dazu den Abschnitt „Material 1: Zitate, Intertexte, Motive“.

  16. 16.

    Das Ende scheint mir in diesem Fall gut markiert zu sein, weil auf der nächsten Seite ein Text beginnt, der mit vierversigen Strophen operiert und auch thematisch nicht sehr gut anschließt (vgl. zur Diskussion des Strophenbegriffs Anm. 34).

  17. 17.

    Vgl. Stille Tage in Cliché (wie Anm. 1), 52, 70 oder 75. Eine Erklärung für die Umbrüche können strophenartige Gebilde sein, die nicht getrennt werden sollen. Andererseits geschehen solche Trennungen durchaus an anderen Stellen und sogar bei verhältnismäßig streng gegliederten Texten, vgl. 32–33.

  18. 18.

    Diese Namen verweisen möglicherweise auf ein Fernsehpaar aus den 1960er Jahren, das die ARD-Sendung Wir lernen englisch prägte: „Wir lernen englisch 1963–1966. 15minütiges Schulfernsehen am Samstagnachmittag mit Walter und Connie. In Spielszenen erklärt die kluge Connie ihrem tumben Gatten den Unterschied zwischen einem Regenschirm und einer Tomate und bringt den Zuschauern so Vokabeln bei.“ (Michael Reufsteck/Stefan Niggemeier: Das Fernsehlexikon. Alles über 7000 Sendungen von Ally McBeal bis zur ZDF-Hitparade. München 2005, 1356). Überdies könnte man auch an die Regisseurin Connie Walter denken, die mit einem vieldiskutierten Film (Schattenwelt, 2009) in zeitlicher Nähe zu Witzel ebenfalls die RAF aus einer besonderen Perspektive thematisiert.

  19. 19.

    In Tage ohne Ende finden sich einigermaßen deutliche poetologische Selbstreferenzen nur auf fünf von 82 Textseiten (wenn man möchte, also in fünf von 82 Gedichten), vgl. Witzel: Tage ohne Ende (wie Anm. 6), 14, 47, 51, 65, 71.

  20. 20.

    Vgl. Gewinner des Deutschen Buchpreises 2015 | Kultur.21 (wie Anm. 4), zur Beengung 3:17 und 3:35, zum opus magnum 4:04–4:09.

  21. 21.

    Siehe dazu ebenfalls den Abschnitt „Material 1: Zitate, Intertexte, Motive“.

  22. 22.

    Vgl. das Setting der Romane Bluemoon Baby (2001) und Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 (2015).

  23. 23.

    Vgl. Witzel: Tage ohne Ende (wie Anm. 6), 16, dreimal auf 30, 32, zweimal auf 42 und auch auf 43, 44, 45, 53, 60, 78, viermal auf 79, zweimal auf 84 und auch auf 87.

  24. 24.

    Witzel/Poth: Plötzliche Stille (wie Anm. 8), o. S. [OF Bahnhof].

  25. 25.

    Die Parodie eines solchen Ichs, also sein negatives Spiegelbild ist die von Witzel und Becker fingierte Anthologie Ich mal wieder (wie Anm. 11): Alle Beiträger_innen, so das Vorwort, seien „sich darin einig in dem Bemühen, zu ergründen – und zuerst einmal für sich zu ergründen –, was dieses Ich denn sei und was es womöglich so liebenswert machen könnte. Es versteht sich, daß es in den Beiträgen um Körperlichkeit geht, um das Verhältnis zum eigenen Körper zumal.“ Auch diese Dimension von Subjektivität ist den Texten Witzels fremd und wird daher hier karikiert, siehe unten.

  26. 26.

    Witzel: Stille Tage in Cliché (wie Anm. 1), 11.

  27. 27.

    Frank Witzel: [Bemerkungen zu] Tage ohne Ende: http://www.frankwitzel.de/texte_gedicht06.html (22.08.2018).

  28. 28.

    Witzel: [Sammlung mit unveröffentlichten Gedichten aus den 1990er Jahren] (wie Anm. 10), 4.

  29. 29.

    Vgl. Rolf Dieter Brinkmann: Rom, Blicke. Reinbek bei Hamburg 1979 und dazu Hermann Peter Piwitt, Rauschhafte Augenblicke, in: Der Spiegel. 38 (1979), 252–257, hier 255: „Und Frauen sind allesamt ‚Nüsse‘, ‚Fotzen‘, ‚fette deutsche Milchkühe‘? wobei sich Ekel und Geilheit freikorpshaft mischen.“

  30. 30.

    Vgl. Witzel: Stille Tage in Cliché (wie Anm. 1), 7, 11, 33, 51, 56, und Tage ohne Ende (wie Anm. 6), 25, 39, 54, 79.

  31. 31.

    Als signifikanter Ausdruck der distanzierten Haltung zu Körpern können die folgenden ironischen Verse gelten: „die hohlkörper brustprothese aus silikon/ schwingt wie die natürliche brust/ ist wasserfest und verträgt sogar saunahitze“, Witzel: Tage ohne Ende (wie Anm. 6), 11.

  32. 32.

    Auf der zweiten Seite der grafischen Binnengeschichte von Connie und Walter – ehe beide ihren Unterleib verlieren – wird eine erotische Begegnung im Bild angedeutet. Die Bildunterschrift lautet: „Connie und Walter. Sie machen etwas Komisches. Ich will gar nicht wissen was.“ (Witzel: Grund unter Grund (wie Anm. 9), o. S.) Symptomatisch sind auch Witzels Zeichnungen zu Beckers Band Das höchste der Gefühle, das den Untertitel Erotische Gedichte trägt (Uli Becker: Das höchste der Gefühle. Erotische Gedichte mit Zeichnungen von Frank Witzel. Augsburg 1987). Während Beckers Texte komisch und erotisch zugleich sind, sind Witzels Zeichnungen zu den Gedichten eher eine Sammlung von um die Ecke gedachten oder durch ihre Auswahl verfremdenden Einzelzeichenobjekten. Die Graphiken erinnern durch ihre simple Cartoon-Faktur und insbesondere durch die Beschriftung eher an Produkte von Katz und Goldt als an Bilder eines Erotikons, vgl. dazu weiter die eingehende Analyse von Witzels verfremdenden Grafiken unten (Abschnitt „Zur Poetik Witzels“).

  33. 33.

    Besonders gut lässt sich der Unterschied zwischen den beiden Autoren an zwei Stammheimgedichten von Becker und Witzel zeigen. Wie Witzel angibt (Frank Witzel: [Bemerkungen zu] Stille Tage in Cliché: http://www.frankwitzel.de/texte_gedicht07.html [22.08.2018]), ist sein Schreiben eng mit dem Beckers verbunden, die Ähnlichkeiten werden sofort evident (Witzel: Stille Tage in Cliché [wie Anm. 1] und Uli Becker: Meine Fresse! Mit 17 Zeichnungen von Jörg Michel. Hamburg 1977). Signifikant ist jedoch der Unterschied in der Distanz: In Witzels Nenn nie ne Chiquita nur Banane (Witzel: Stille Tage in Cliché [wie Anm. 1], 15–24) gibt es kein Sprecher-Ich (das Pronomen taucht zweimal in Zitaten bzw. Figurenrede auf) – Beckers Ich in Rübe ab! (Becker: Meine Fresse!, 5–12) artikuliert sich 20-mal. Beide Titel enthalten Imperative, aber nur Becker setzt ein Ausrufezeichen. Und den Umgang mit Appellen zeigen auch die Schlussverse der Texte: „‚In was für einer Bananenrepublik leben wir denn?‘/ so kann man nur vor jeder unterschätzung/ mit den worten warnen:/ ‚Nenn nie ne Chiquita nur Banane‘“ (Witzel: Stille Tage in Cliché [wie Anm. 1], 24) versus „denn auf das was hier gespielt wird/ bleibt mir nur eine Antwort übrig:/ ‚Scheiße, Ulrike,/ Der Krampf geht weiter!‘“ (Becker: Meine Fresse!, 12).

  34. 34.

    Zwei Ausnahmen sind die folgenden (deshalb vermutlich) nebeneinander gedruckten Texte/Abschnitte aus Witzel: Tage ohne Ende (wie Anm. 6): >ich mach mir nichts vor< (34) arbeitet mit gleichmäßig wandernden Verseinzügen und >die infantile idiolalie der industrie< (35) setzt ganz auf einen Vokal. Diese symptomatischen Ausnahmen zeigen, dass der Lyriker Witzel – wenn er denn wollte – durchaus auf die grafischen Fertigkeiten des Bildkünstlers Witzel oder die Klangkunst des Musikers Witzel zurückgreifen könnte. Dass dies jedoch so gut wie nie geschieht, lässt darauf schließen, dass Lyrik für Witzel weder Graphik noch Musik funktional ersetzen oder imitieren, sondern andere Aufgaben übernehmen soll.

  35. 35.

    Als Beispiele seien die folgenden Gedichte mit Blöcken (vielleicht: Strophen) aus drei oder vier Versen angeführt: Alle Tage ist kein Sonntag (Witzel: Stille Tage in Cliché [wie Anm. 1], 31–33); >und wie oft habe ich schon in einem auto gesessen und bin< (Witzel: Tage ohne Ende [wie Anm. 6], 62–63); >Geduldig Schindeln, demütig Schlote, die winkenden Hände aus Eisen< (Witzel: Grund unter Grund (wie Anm. 9), o. S.) Die Versgliederung innerhalb dieser Blöcke entspricht keiner metrischen Regel, keinem Reimschema, keiner syntaktischen Grenzziehung und keiner festen Silbenzahl. Einheiten entstehen daher ausschließlich durch die graphemische Anordnung, durch Zeilenumbrüche und Leerzeilen. Diese Art, traditionelle Grundmuster (wie die Strophe) nicht ganz, sondern nur fast vollständig abzustreifen, ist charakteristisch für Witzels Formunwillen, s. u. Es wäre zu diskutieren, ob diese rein „optisch-graphische[] […] Segmentierung“ (Jost Schneider: „Strophe“. In: Klaus Weimar (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Berlin u. a. 1997–2003, Bd. III, 528–530, hier 528) als Strophe im engeren Sinne bezeichnet werden kann: „Nur soweit ein Gedicht in mehrere formal gleich oder doch sehr ähnlich gebaute Versgruppen unterteilt ist, wird es als strophisch gegliedert bezeichnet“ (Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart 2015, 98). Noch orthodoxere Auffassungen (vgl. Christian Wagenknecht: Deutsche Metrik. Eine historische Einführung. München 52007, 23) setzen als formale Gliederung die metrische Gleichform an.

  36. 36.

    Witzel: Stille Tage in Cliché (wie Anm. 1), 35.

  37. 37.

    Ebd., 10.

  38. 38.

    Witzel: Tage ohne Ende (wie Anm. 6), 18–19, vollständig lautet die abschließende Summe des „da ist“-Sermons: „nichts ändert sich/ außer dem salat nach jahreszeit/ und dem orangensaft/ der karottensaft wird/ tomatensaft/ und hustensaft/ wenn ich erkältet bin“.

  39. 39.

    Ebd., 84.

  40. 40.

    Witzel/Poth: Plötzliche Stille (wie Anm. 8), o. S. [Ffm ICE]. Hervorhebung von der Verfasserin eingefügt.

  41. 41.

    Auch wenn die Wirkung des Textes – nicht zuletzt durch veränderte (kunst-)historische Vorzeichen – eine andere ist: Manche Passagen lesen sich tatsächlich wie das sprachlich fixierte Wandern über eine Zusammenstellung aus objets trouvés oder wie ein Gang durch einen aktualisierten Merz-Bau: „Windjammerblauer Leinenstoff/ ausgebleicht zwischen aufgeplatzten/ Liegestuhlhölzern auf Balkon./ Boie algengrün und verbeultes/ Nummernschild (F-EE- / 623) als Zierrat an Gitterstab.“ (Witzel/Poth: Plötzliche Stille [wie Anm. 8], o. S. [Ffm Stromkabel]).

  42. 42.

    Witzel: Tage ohne Ende (wie Anm. 6), 43.

  43. 43.

    Die folgende Diagnose trifft auf die Literaturwissenschaft genauso zu wie auf die Literatur selbst: „Wer in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren von Stimmungen sprach – etwa im Geiste Heideggers oder Emil Staigers –, hatte angesichts des Siegeszugs von Strukturalismus, kritischer Theorie, Poststrukturalismus oder schließlich von gender und postcolonial studies wohl nur ein müdes Lächeln oder gar Kopfschütteln geerntet.“ Friederike Reents, Burkhard Meyer-Sickendiek: „Einleitung“. In: Dies.: Stimmung und Methode. Tübingen 2013, 1–14, hier 3. Vgl. zur Begriffsgeschichte in Forschung und Dichtung weiter Friederike Reents: Art. Lyrik und Emotion. In: Handbuch Lyrik, 2., erweiterte Auflage. Hg. von Dieter Lamping. Stuttgart 2016, 169–178, bes. 175.

  44. 44.

    Burdorf: Einführung (wie Anm. 35), 185.

  45. 45.

    Interessanterweise zeichnet sich auch die neuere Diskussion zum Stimmungs-Begriff, die letzteren zu rehabilitieren versucht, dadurch aus, dass sie die konstitutive Dichotomie zwischen Subjekt und Objekt aufhebt. Allerdings wird durch die phänomenologische Orientierung an der Verbindung von Räumlich- und Leiblichkeit die Stimmung genau an diejenige Instanz gebunden, die Witzels körperlosen und flächigen Texten fehlt. Die Dichotomie wird also sozusagen in die entgegengesetzte Richtung verschmolzen, vgl. David Wellbery: „Stimmung“. In: Karlheinz Barck: Ästhetische Grundbegriffe. Historisches Wörterbuch in sieben Bänden. Stuttgart u. a. 2000–2007, Bd. 5, 703–733, hier 730.

  46. 46.

    Burdorf: Einführung (wie Anm. 35), 185.

  47. 47.

    Witzel: Tage ohne Ende (wie Anm. 6), 11.

  48. 48.

    Witzel: Stille Tage in Cliché (wie Anm. 1), 12.

  49. 49.

    Ebd., 33.

  50. 50.

    Witzel: Tage ohne Ende (wie Anm. 6), 70.

  51. 51.

    Witzel/Poth: Plötzliche Stille (wie Anm. 8), o. S. [OF Kaiserstraße].

  52. 52.

    Ebd., o. S. [Ffm Taunus].

  53. 53.

    Witzel: Grund unter Grund (wie Anm. 9), o. S.

  54. 54.

    Ebd., o. S.

  55. 55.

    Witzel/Poth: Plötzliche Stille (wie Anm. 8), o. S. [OF Baulücke].

  56. 56.

    Witzel: Tage ohne Ende (wie Anm. 6), 42.

  57. 57.

    Becker: Das höchste der Gefühle (wie Anm. 32), o. S.

  58. 58.

    Witzel: Tage ohne Ende (wie Anm. 6), 91.

  59. 59.

    Ebenso wie die Pop Art zunächst als banal befremden konnte, konnte Pop auch in der Lyrik offenbar zunächst nicht begeistern. Negative Rezensionen zu Witzels Gedichten gibt es nicht, allerdings ist wegen der expliziten Verwandtschaft der beiden Autoren auch folgende Spiegel-Rezension zu Beckers Vorgängerband (Uli Becker: Meine Fresse!. Hamburg 1977) einschlägig, denn die Zitate könnten ohne Weiteres aus Witzels Gedichten stammen: „Und das, obwohl er bislang ‚nur‘ Gedichte geschrieben hat, Gedichte, deren Inhalte obendrein von einer Alltäglichkeit sind, die traditionelles Literaturverständnis gern aus dem Musentempel verbannt sähe. Aus Kreuzworträtsel-Fragen und Werbe-Spots, aus den ewig gleichen Dialogen der Theken-Abenteurer, die allemal bei ‚Adolf & Eva‘ anfangen und enden, aus Wunschkonzerten und Allerweltsätzen, wie sie in U-Bahnen und Wartezimmern fallen, zimmert Becker eine typisch stereotype Welt. Die Gedichte heißen entsprechend: ‚Perry Rhodan hatte doch recht‘; ‚Trouble comin? every day‘; ‚Die himmlischen Abenteuer von Mr. Alka Seltzer‘.“ Christian Schultz-Gerstein: „Vordergründiger Hintersinn“. In: Der Spiegel, 46 (1979), 248.

  60. 60.

    In der aktuellen Diskussion wird zwischen Lyrik-internen und -externen Funktionen eines Gedichts unterschieden. Wenn hier die Rede von ‚Funktion‘ ist, dann seien damit Funktionen der Lyrik im Verhältnis zu Texten anderer Gattungen oder nicht-sprachlichen Kunstwerken des Autors gemeint. Man würde also vermutlich von einer Lyrik-externen Funktion sprechen, insofern der Bezugskontext – die anderen Artefakte – außerhalb der Lyrik liegen, und von einer Werk-internen Funktion. Angebote für eine der aktuellen Debatte gemäße Benennung der beschriebenen Funktionen sind im Folgenden kursiv hervorgehoben. (Vgl. überblicksartig Rüdiger Zymner: „Funktionen der Lyrik“. In: Dieter Lamping (Hg.): Handbuch Lyrik, 2., erweiterte Auflage. Stuttgart 2016, 112–118, bes. 116).

  61. 61.

    Exemplarisch sei auf Bluemoon Baby (Hamburg 2001) verwiesen, in dem Popsongs, Schlager, Konsumgüter, TV-Formate neben Hochkultur von Thomas Mann bis zu Susan Sontag vertreten sind.

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Bers, A. (2019). Frank Witzels Gedichte. In: Detken, A., Kaiser, G. (eds) Frank Witzel. Kontemporär. Schriften zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, vol 4. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04882-0_3

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