Zusammenfassung
Das allgemeinsprachliche Substantiv Wort ist polysem; u. a. bedeutet es (vgl. z. B. Duden 1999: 4554– 4556; DWB 1960: 1467–1543; Wahrig/Krämer/ Zimmermann 1984: 778–779): ›Lexem, d. h. kleinste selbstständig Bedeutung tragende lautliche Einheit des Sprachsystems‹, ›zusammenhängende Äußerung als Ausdruck von jemandes Gedanken oder Gefühlen; Ausspruch, Sentenz; förmliches Versprechen‹ sowie – in theologischen Zusammenhängen und säkularisierender Anspielung auf dieselben – ›Geist, Logos‹. Diese drei Bedeutungen oder Bedeutungskomplexe lassen sich in Korrespondenz bringen zu der auf Ferdinand de Saussure zurückgehenden Unterscheidung von Langage (›Sprache überhaupt, menschliche Sprachfähigkeit‹), Langue (›historische Einzelsprache‹, verstanden als System), und Parole (›Sprechakt, Rede, sprachliche Äußerung‹): das Wort als Logos korrespondiert dann der Langage-Dimension, als Lexem – insofern es als Bestandteil eines bestimmten Sprachsystems erscheint – korrespondiert es der Langue-Dimension und als Phasis (Rede), d. h. als sprachliche Äußerung, der Parole-Dimension. Die Unterscheidung von Lexemkritik und Phasis- oder Äußerungskritik findet sich der Sache nach u. a. auch bei Dieckmann (2006: 18); für die Sprachkritik allgemein (auch auf anderen Ebenen als der Wortebene) unterscheidet Dieckmann (2012: 9) alle drei Aspekte: »Kritik der langage, Kritik der langue und Kritik der parole«.
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Bär, J.A. (2020). Qualitative Wortkritik und funktionale Angemessenheit. In: Niehr, T., Kilian, J., Schiewe, J. (eds) Handbuch Sprachkritik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04852-3_17
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