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Innovation und Ideologieverdacht

Interpretationen zur österreichischen Kinder- und Jugendliteratur der 1930er- und 1940er-Jahre in kollektiv-biographischer Sicht

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Parole(n) - Politische Dimensionen von Kinder- und Jugendmedien

Part of the book series: Studien zu Kinder- und Jugendliteratur und -medien ((SKJM,volume 2))

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Zusammenfassung

By drawing on a wide range of sources and by placing individual works both in their own historical contexts and in the history of the genre as a whole, it is the aim of the present study to broaden and disseminate knowledge about children’s and young adult literature published in Austria in the 1930s and 1940s. Interpretations of literary works written for children in the period under consideration often ignore the dual „threat scenario“ presented by the Austrian authoritarian „Ständestaat“ („corporate state“) and the neighbouring Nazi regime. The result is a hermeneutical problem: how to assess the political import of certain literary works written for children. This article puts this problem into perspective by using the term „humoresque“. Although some writers, such as Franz Karl Ginzkey, were fellow-travellers of both Nazi-Germany and the Austrian „Ständestaat“ – which was actually opposed to Nazi-Germany – numerous children’s books in no way reflect either ideology but can be read as humoresques. In analyses informed by critical ideology the question often arises as to whether actual or alleged ideologemes are to be traced back to authorial strategies of conformism, adopted as a necessity for sheer survival. These different approaches have helped to discern in some texts innovative generic approaches, which would have been blocked by blanket suspicion of conforming to Nazi dictatorship. It goes without saying that vestiges of fascist ideology can be detected in the children’s and young adult literature of the period, which above all need to be consistently identified in the post-war years. It is also important to consider whether an openly fascist and racist propaganda has, quite generally, played a part in the development of these genres. The fact of their existence under the dictatorship meant that the basically.

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Notes

  1. 1.

    Der Beitrag zu den 1920er-Jahren (Seibert 2019) befasst sich mit Werken von Béla Balázs, Vicki Baum, Olga Gaul-Molnar, Franz Karl Ginzkey, Alma Johanna Koenig, Otto Neurath, Felix Salten, Helene Scheu-Riesz, A. Th. Sonnleitner, Karl Springenschmid, Helene Stökl, Anton Tesarek, Annelies Umlauf-Lamatsch und Hermynia Zur Mühlen.

  2. 2.

    Die Primärliteratur wird in diesem Überblicksbeitrag nicht gesondert als Primärliteratur ausgewiesen; alle Titel werden mit dem Ersterscheinungsjahr im Text benannt.

  3. 3.

    Das Kinderbuch Hans Urian. Die Geschichte einer Weltreise erschien erstmals 1931 im Gundert Verlag in Stuttgart. Doch schon zwei Jahre zuvor, am 13. November 1929, fand die Uraufführung des Kindertheaterstückes Hans Urian geht nach Brot statt, das gemeinsam von Lisa Tetzner und Béla Balász entworfen wurde. Dieses Stück bildete, trotz negativer Rezensionen (z. B. im Berliner Lokal-Anzeiger), die Grundlage für Lisa Tetzners erstes Kinderbuch.

  4. 4.

    Kardinal Innitzer organisierte für Seemann Dichterlesungen im Wiener Erzbischöflichen Palais. (Blumesberger 2014, 1054).

  5. 5.

    Zur Bezeichnung M. Seemanns als „österreichische Selma Lagerlöf“ vgl. Blumesberger 2014, 1055; Heller wählt als einziges Buch von J. Pazelt „Lambert Löffelmann und Silvester Aaser“ (Heller 2008, Nr. 1208) und zitiert dazu eine ausführliche Würdigung aus der Zeitschrift „Bildungsarbeit. Blätter für sozialistisches Bildungswesen“, die mit den Initialen O. K. (aller Wahrscheinlichkeit nach Oskar Kokoschka) versehen ist.

  6. 6.

    Die wesentlichen äußeren Unterschiede in der Figuration gegenüber Selma Lagerlöfs Nils Holgersson sind, dass Pazelt an die Stelle eines zwei Protagonisten setzt, und dass die beiden Protagonisten zuerst in Tiergestalt auftreten (Hase und Rabe) und sich nach Belieben jeweils in Menschen- oder wieder Tiergestalt zurückzuverwandeln vermögen. Dabei gibt es jedoch auch einen dritten gleichsam inneren Unterschied, der ein geradezu unheimliches Spannungsmoment darstellt: Sie wissen von Anfang an nicht, wer sie eigentlich sind, wollen sich von der ersten Szene an, einer Jagd, der sie als Tiere beinahe zum Opfer fallen, von den schrecklichen Menschen fernhalten und erfahren nur durch geheimnisvolle Andeutungen von Figuren aus der Märchenwelt, dass sie eine Aufgabe haben: Sie sollen ein verschollenes Brüderpaar suchen.

  7. 7.

    Ein späteres Beispiel für Pazelts fortgesetzt heitere und ideologieferne Erzählhaltung ist das Käfermenuett (1951); vgl. dazu Seibert 2015a, 136–157, hier: 147–150.

  8. 8.

    Die Kornblume wurde von Kaiser Wilhelm als deutsche Blume ausgerufen und behielt in der Ersten Republik bzw. im Ständestaat neben dem Hakenkreuz anhaltend ihren deutschnationalen Symbolgehalt.

  9. 9.

    Der Einfluss von Adolf Holst auf die österreichische Kinderliteratur der Zwischenkriegszeit wurde in einem rezenten Beitrag d. Verf. untersucht, der 2020 in einem Sammelband erscheinen soll (Seibert 2020).

  10. 10.

    Gombrich „Weltgeschichte“. Steyrermühl-Verlag, Wien/Leipzig 1936, 302 S., hier 27.

  11. 11.

    Schrenzel „Kleine Völkerkunde“ Steyrermühl-Verlag, Wien/Leipzig 1937. 284 S., hier 25–38.

  12. 12.

    Kinder-Kalender 1936. Styria Verlag, Graz 1936, 64 S., hier 47. – Das Dollfuß Lied wurde u. a. auch in Schulen in Form von Flugblättern verteilt, und es war üblich, bei öffentlichen Anlässen das Lied nach der Bundeshymne als Bekenntnis zum Ständestaat zu singen.

  13. 13.

    Dieser Prozess wird in Österreich seit geraumer Zeit intensiv bearbeitet, beginnend mit der Dokumentation „Little Allies“ von Ursula Seeber (Seeber 1998). Aus den jüngeren Publikationen ist insbesondere die Beitragssammlung Blumesberger/Thunecke 2017 hervorzuheben.

  14. 14.

    Nur am Rande sei erwähnt, dass Max Stebich zusammen mit Mira Lobe 1958 den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis erhielt (vgl. Seibert 2015b, 11).

  15. 15.

    In der Darstellung von Sabine Fuchs, die sich dieser lange vernachlässigten Thematik 1998 angenommen hat, werden Werke der folgenden zwölf Autorinnen und Autoren vorgeführt, die dieses Feld repräsentieren: Pauline Bayer, Ida Bohatta- Morpurgo, Inge Mühlhofer, Edith Helene Müller, Marianne Nagl-Exner, Dora von Paszthory, Georg Rendl, Ilse Ringler-Kellner, Karl Springenschmid, Annelies Umlauf-Lamatsch, Herta Weber-Stumfohl und Fanny Wibmer-Pedit.

  16. 16.

    Blumesberger nennt in ihrem Handbuch (2014) zwei Auflagen vor 1938, dann drei Kriegsauflagen und noch weitere sieben nach 1945, in denen die dem „Führer“ gewidmeten Anhänge selbstverständlich nicht mehr enthalten sind.

  17. 17.

    Die Zitate in diesem Absatz sind dem Exemplar der UB Wien von 1943 entnommen, einer Neuauflage des „Geschichtenbuches“ von 1941, die sehr zerlesen ist und die Titelseite nicht mehr enthält. Belege erfolgen durch Nennung der jeweiligen Nr. der jeweils 1–2 Seiten umfassenden Geschichten, wie auch im folgenden Absatz, um die Verortung innerhalb des Buchaufbaus besser erkennbar zu machen.

Literatur

Sekundärliteratur

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Seibert, E. (2020). Innovation und Ideologieverdacht. In: Roeder, C. (eds) Parole(n) - Politische Dimensionen von Kinder- und Jugendmedien. Studien zu Kinder- und Jugendliteratur und -medien, vol 2. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04848-6_7

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