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Die sprechartistische Erneuerung der Dichterlesung

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Geschichte der literarischen Vortragskunst
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Zusammenfassung

Dichterlesungen erhielten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein neues Profil durch Entwicklungen in der Lautdichtung und der sogenannten experimentellen Poesie. Der Vortrag wurde nicht länger als etwas der Dichtung Äußerliches betrachtet, sondern als ihr integraler Bestandteil. Dichtung trat in doppelter Gestalt auf: als schriftförmig oder graphisch gestalteter Text und als mündliche Darbietung, idealiter durch den Autor selbst. Die Performance wurde Teil des Werks, die Textvorlage – häufig mit präzisen Angaben zu Stimme, Atem und Gestik – diente als Sprechpartitur. An dieser „Neuformulierung der Dichterlesung“ waren vor allem Autoren wie Ernst Jandl und Thomas Kling beteiligt. Signifikanterweise entschärften sie die Frontstellung gegenüber Theater und Schauspiel, die die Begründung der Dichterlesung zu Beginn des 20. Jahrhunderts als eines ihrer Leitmotive begleitet hatte.

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Notes

  1. 1.

    Dieser Begriff war und ist umstritten. Vgl. Franz Mon: „Meine 50er Jahre (1979)“, in: Sprache lebenslänglich. Gesammelte Essays, hg. Michael Lentz. Frankfurt 2016, S. 96–114, hier: S. 108.

  2. 2.

    Kling: Itinerar, S. 17.

  3. 3.

    Vgl. Karl Riha: „Übers Lautgedicht“, in: Da Dada da war ist Dada da. Aufsätze und Dokumente. München und Wien 1980, S. 176–227; Christian Scholz: Untersuchungen zur Geschichte und Typologie der Lautpoesie, 3 Bde. Erlangen 1989; Michael Lentz: Lautpoesie/-musik nach 1945. Eine kritisch-dokumentarische Bestandsaufnahme. Wien 2000; Michael Grote: Exerzitien. Experimente. Zur Akustischen Literatur von Carlfriedrich Claus. Bielefeld 2009; vgl. Wikipedia-Artikel „Lautpoesie“ (Zugriff am 10. Mai 2017).

  4. 4.

    Schon in den 1920er-Jahren wurden die grundlegenden Optionen entfaltet, die für die Rezeptionsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmend werden sollten. Während Hugo Ball und Raoul Hausmann alle artikulatorischen Möglichkeiten der Stimme entbinden wollten bis hin zu Stöhnen, Zischen und Schreien (als „Chaos der Mundhöhle“), konzentrierte sich Kurt Schwitters auf die von Buchstaben bezeichneten Laute als Bausteine seiner Lautgedichte. In seiner Sonate in Urlauten strebte er eine streng musikalisch-kompositorische Ausarbeitung nach Analogie der Sonatenform an. Schwitters unternahm sogar Versuche zur Entwicklung einer eigenen Notenschrift für den mündlichen Vortrag seiner Sonate. Vgl. Franz Mon: „Literatur zwischen den Stühlen (1985/86)“, in: Sprache lebenslänglich, S. 398–425, hier: S. 418 f.

  5. 5.

    Gomringer kreierte bereits in den 1950er-Jahren den Begriff der Konkreten Poesie. Teils bezog sich dieser Begriff nur auf die visuelle Poesie, teils wurde er weiter gefasst und schloss die Lautdichtung mit ein. Vgl. zur visuellen Poesie im 20. Jahrhundert Jeremy Adler und Ulrich Ernst: Text als Figur. Visuelle Poesie von der Antike bis zur Moderne. Wolfenbüttel 1987, bes. S. 233–318.

  6. 6.

    Vgl. zur Abgrenzung der experimentellen von einer postexperimentellen Literatur Reinhard Priessnitz: „Tribut an die Tradition. Aspekte einer postexperimentellen Literatur“, in: Literatur, Gesellschaft etc. Aufsätze. Wien 1990, S. 174–201, hier: S. 176–178.

  7. 7.

    Lentz: Lautpoesie/-musik nach 1945, S. 13 und 74 f.

  8. 8.

    Lentz zitiert in diesem Kontext ein Argument von Charles Amirkhanian zur Definition der Lautpoesie: „Was ein Text-Sound-Stück von einer Lesung des Dichters William Carlos Williams unterscheidet, ist, daß Williams’ Gedicht entweder in geschriebener oder in rezitierter (gesprochener) Form wirksam existieren kann, die ‚Ursonate‘ von Kurt Schwitters , die ‚62 Mesostics re Merce Cunningham ‘ von John Cage oder ‚Mr. Smith in Rhodesia‘ des schwedischen Schriftstellers Åke Hodell hingegen nur als ‚Sound-Objekte‘. […] Mögen auch geschriebene Notationen verfügbar sein, die für eine Realisation des Werkes Anweisungen geben, das Werk existiert jedoch (solange) nicht, bis es – vergleichbar einem Theater- oder einem Musikstück – Klang (geworden) ist. Das ist Musik, die eher vom Sprechen als vom Singen her komponiert wird. Ebenso aber ist es Poesie, die unsere Vorstellung von traditionellem Lesen erweitert.“ Ebd., S. 76.

  9. 9.

    Bob Cobbing und Peter Mayer: Concrete Poetry. London 1978, S. 43–45, zitiert nach: William Cobbing und Rosie Cooper (Hg.): Boooook. The Life and Work of Bob Cobbing. London 2015, S. 185 (Übersetzung Vf.).

  10. 10.

    „Sowohl visuelle als auch Lautpoesie beinhalten rhythmische Elemente. Man kann sich innerlich zu einem ‚sound poem‘ bewegen oder es in nach außen gerichteter Bewegung oder Tanz interpretieren. Durch Betonung kann man in den Raumrhythmus eines visuellen Gedichts eindringen oder ihm durch die Muskeln eine direkte Antwort geben. […] Poesie ist eine physische Angelegenheit. Der Körper wird befreit. Körper vereinigen sich im Lied und in der Bewegung. Das Ergebnis ist ein Ritual.“ Bob Cobbing: Music for Dancing, nach der Übersetzung von Lentz: Lautpoesie/-musik nach 1945, S. 631.

  11. 11.

    So eine Formulierung von Michael Lentz, ebd., S. 633.

  12. 12.

    Bob Cobbing: Experiments in Disintegrating Language, konkrete Canticle. London 1971, zitiert nach: ebd.

  13. 13.

    Boris Preckwitz: Spoken Word und Poetry Slam. Kleine Schriften zur Interaktionsästhetik. Wien 2005.

  14. 14.

    Lentz: Lautpoesie/-musik nach 1945, S. 629.

  15. 15.

    Ebd., S. 635.

  16. 16.

    Frieder von Ammon: Fülle des Lauts. Aufführung und Musik in der deutschsprachigen Lyrik seit 1945. Das Werk Ernst Jandls in seinen Kontexten. Stuttgart 2018, S. 47 ff.

  17. 17.

    Vgl. Franz Mon: „Durchblick und Draufblick. Über das Bielefelder Colloquium Neue Poesie 1978–1997 (1997)“, in: Sprache lebenslänglich, S. 186–205, hier: S. 188 und 191.

  18. 18.

    Der WDR strahlte diese Lesungen in einer verkürzten, einstündigen Sendung landesweit aus.

  19. 19.

    Ebd., S. 198 f.

  20. 20.

    Orphal: Poesiefilm, S. 115.

  21. 21.

    Steven Watson: The Birth of the Beat Generation. Visionaries, Rebels, and Hipsters, 1944–1960. New York 1995, S. 186.

  22. 22.

    Ebd., S. 187.

  23. 23.

    Etwa in Rainer M. Gerhardts Zeitschrift fragmente, internationale revue für moderne dichtung, an der unter anderem der amerikanische Dichter Robert Creeley mitarbeitete.

  24. 24.

    Zum Beispiel die von Walter Höllerer und Gregory Corso herausgegebene Anthologie Junge amerikanische Lyrik. München 1961; weiterhin Rolf Dieter Brinkmann und Ralf Rainer Rygulla: Acid. Neue amerikanische Szene. Darmstadt 1969. Junge amerikanische Lyrik wurde von einer Schallplatte mit Gedichtrezitationen von Corso, Ferlinghetti und Ginsberg begleitet. Der Herausgeber Höllerer rühmte die „große Suggestionskraft“ der Live-Lesungen der drei Autoren, vgl. ebd., S. 262.

  25. 25.

    Vgl. Böttiger: Die Gruppe 47, S. 380. Selbst Kling polemisierte gegen das noch „in den 90ern zu beobachtende Beatnik-Revival, das unter der trademark ‚spoken word‘ einer neuen alten Unbekümmertheit das Wort redet“. Kling: Itinerar, S. 17. Kling nahm von diesem Urteil allerdings Rolf Dieter Brinkmann ausdrücklich aus.

  26. 26.

    Der Film findet sich auf der vom British Film Institute herausgegebenen DVD Peter Whitehead and the Sixties. Vgl. Ammon: Fülle des Lauts, S. 1–4.

  27. 27.

    Zugunsten der Spannungsdramaturgie des Films wurden die Gedicht-Lesungen auf ein oder zwei Strophen verkürzt. Benötigte Jandl für seine Sprechgedichte gewöhnlich viereinhalb bis fünf Minuten, so ist seine Lesung hier auf jeweils zwei Minuten zusammengeschnitten.

  28. 28.

    Zur Entstehung dieses Gedichts (aus dem Poesieband Laut und Luise) vgl. Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 21 f.

  29. 29.

    Ein englischer Kritiker beschrieb Jandls Auftritt damals folgendermaßen: „But one of the most impressive moments was when the Austrian Ernst Jandl read and the audience successively turned football crowd, Boy Scout rally, and wolfpack. […] As his sound-poems rose to a crescenco, a rhythmic furore aided and abetted by the claps and cries of the crowd, so, suddenly, the destruction of words and their conversion to a shouted, half-hysterical series of sounds, seemed sinister – took on a Hitlerian aspect: The Hall became almost a Babel. It was perhaps the most extraordinary event of the evening.“ Zitiert nach: Frieder von Ammon: „‚Das Gedicht geht gesprochen eher ein‘. Ernst Jandl als Vortragskünstler“, in: Bernhard Fetz und Hannes Schweiger (Hg.): Die Ernst-Jandl-Show. Wien 2010, S. 27–38, hier: S. 27.

  30. 30.

    Klaus Siblewski: a komma punkt. Ernst Jandl. Ein Leben in Texten und Bildern. München 2000, S. 158. Eine Art von Huldigung der Lesung vor Publikum sind Jandls Verse lesung saarbrücken, 15. juli 1988, in: Poetische Werke, hg. Klaus Siblewski, Bd. 9. München 1997, S. 15. Zitiert wird nach dieser Ausgabe mit dem Kürzel PW.

  31. 31.

    Jandl drängte selbst darauf, die Publikation seiner Lyrikbände von Sprechschallplatten mit seinen Lesungen begleiten zu lassen. Vgl. „Achtzehn und ein Brief: Wie aus dem Manuskript ‚Laut und Luise‘ Buch und Platte wurden und weswegen der Autor in Maßen die Kleinschreibung bevorzugt – aus Ernst Jandls Korrespondenz“, in: Klaus Siblewski (Hg.): Ernst Jandl. Texte, Daten, Bilder. Frankfurt 1990, S. 9–44. Vgl. Siblewski: a komma punkt, S. 190–207.

  32. 32.

    Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 7.

  33. 33.

    Ebd., S. 22.

  34. 34.

    Daran ist umso mehr zu erinnern, als es in literaturwissenschaftlichen Arbeiten nicht an Beiträgen fehlt, die Jandls „Schreibpraxis“ bzw. Schreibweisen verabsolutieren und darüber den Bezug des Schreibens auf das Sprechen und das Öffnen und Schließen des Mundes ausblenden. Dazu gehört selbst einer der kompetentesten Beiträge zur modernen experimentellen Lyrik, Renate Kühn: Der poetische Imperativ. Interpretationen experimenteller Lyrik. Bielefeld 1997, S. 54–69.

  35. 35.

    Jandl meinte mit Blick auf die Entstehung seines Lautgedichts minz den gaawn, dass „das Schreiben des Gedichtes und der Vorgang des Sprechens des Gedichtes identisch waren. Und daß sich hier der Autor den Längen und Rhythmen, die durch gewisse Silbenverbindungen möglich waren, ganz naiv hingegeben hat, ohne diesen rhythmisch-klanglichen Ablauf nach irgendeinem Sinn zu hinterfragen“. Lisa Fritsch: „Ernst Jandl im Gespräch. Ein Weniges ein wenig anders machen“, http://www.poetenladen.de/lisa-fritsch-ernst-jandl.htm (Zugriff am 5. März 2011).

  36. 36.

    Daniela Strigl: „Mit dem Hammer dichten. Zur Alterslyrik Ernst Jandls“, in: Bernhard Fetz und Hannes Schweiger (Hg.): Ernst Jandl. Musik, Rhythmus, radikale Dichtung. Wien 2005, S. 53–72, hier: S. 57.

  37. 37.

    Jandl strebt, wie er selber schreibt, „eine Dichtung [an], die geschlossene Systeme von Beziehungen herstellt. Sie forciert keine Beziehungen nach einem Außen, weil sie selbst ein Teil dieses Außen ist nicht eine Stimme, die von einem Innen über ein Außen zu einem Innen spricht.“ „Österreichische Beiträge zu einer modernen Weltdichtung“, in: PW, Bd. 11, S. 13.

  38. 38.

    „Sprache, als die bewegende, sich bewegende, uns bewegende, bewegte, von uns bewegte Gesellschaft aller Laute und Silben und Phoneme und Wörter und Stimmen, unserer Stimmen, und unserer Sätze, unserer Erzählungen, unserer Romane und Gedichte und Schriften und Bücher, Bibliotheken, Jahrhunderte, Jahrtausende – damit kommen wir aus.“ Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 78 f.

  39. 39.

    „Das Sprechgedicht“, in: PW, Bd. 11, S. 8. Vgl. auch Lentz: Lautpoesie/-musik nach 1945, S. 121.

  40. 40.

    Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 23

  41. 41.

    Es sei „schwieriger, ein Lautgedicht zu schreiben, als ein Gedicht, das aus Wörtern besteht. Verglichen mit dem Wort ist der Laut, als Material für ein Gedicht eher amorph, und Sie erhalten sehr leicht ein amorphes Gebilde, das als Gedicht nicht taugt.“ Ebd., S. 28.

  42. 42.

    Vgl. Frieder von Ammon: „Musik für das 20. Jahrhundert. Ernst Jandls ‚13 radiophone Texte‘“, in: Klaus Schenk, Anne Hultsch und Alice Stašková (Hg.): Experimentelle Poesie in Mitteleuropa. Texte – Kontexte – Material – Raum. Göttingen 2016, S. 119–135.

  43. 43.

    „Darüber etwas zu sagen“, in: Ernst Jandl: Gesammelte Werke, 3 Bde., hg. Klaus Siblewski. Darmstadt 1985, hier: Bd. 3, S. 172.

  44. 44.

    Vgl. Siblewski: a komma punkt, S. 108–112.

  45. 45.

    Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 6.

  46. 46.

    „Drei visuelle Lippengedichte“, in: PW, Bd. 2, S. 102. Vgl. Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 10.

  47. 47.

    Ein Vergleich der Aufnahme der BBC aus dem Jahr 1966 (13 radiophone Texte) mit der Sprechschallplatte des Wagenbach-Verlags 1980 und einer Lesung in Weinheim 1982 zeigt die Konstanz, mit der er dieses und andere Gedichte vortrug.

  48. 48.

    Insofern hat die Hommage an den englischen Phonetiker Daniel Jones ein Fundamentum in re. Fotos aus dessen Standardwerk An Outline of English Phonetics (1918), die die Mundstellung verschiedener Vokale veranschaulichen, schmücken das Cover der Ausgabe von Jandls Das Öffnen und Schließen des Mundes im Luchterhand-Verlag (1985).

  49. 49.

    „Kleinere Ansprache an ein größeres Publikum“, in: Jandl: Gesammelte Werke, Bd. 3, S. 430.

  50. 50.

    Vgl. Carl Ludwig Merkel: Anatomie und Physiologie des menschlichen Stimm- und Sprach-Organs – Anthropophonik. Nach eigenen Beobachtungen und Versuchen wissenschaftlich begründet und für studirende und ausübende Ärzte, Physiologen, Akustiker, Sänger, Gesanglehrer, Tonsetzer, öffentliche Redner, Pädagogen und Sprachforscher dargestellt. Leipzig 1857, S. 52–69.

  51. 51.

    Vgl. de Certeau: „Utopies vocales: Glossolalies“, in: Traverses, S. 26.

  52. 52.

    Etwa in einer Lesung in Weinheim im Jahr 1982, die als Audiobook vorliegt, vgl. Ernst Jandl: frühlingshaft. Eine live-Lesung. München 1997.

  53. 53.

    „goethe: gesänge aus ‚wilhelm meister‘, harfenspieler 1“, in: PW, Bd. 7, S. 96–98.

  54. 54.

    So die Variation von Goethes Das Veilchen in „Die Humanisten“, in: PW, Bd. 10, S. 163 („ich dir zitieren einen gedichten / ich sein sprachenkunstler, sprachenkunstler / ich dir zitieren einen goethen: / in walden ich gehen so führen mich hinnen /…“).

  55. 55.

    Vgl. Renate Kühn: Der poetische Imperativ. Interpretationen experimenteller Lyrik. Bielefeld 1997, S. 241 ff.

  56. 56.

    „Nachwort (1992)“, in: PW, Bd. 9, S. 284.

  57. 57.

    Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 116 f.

  58. 58.

    „Von lachen“, in: PW, Bd. 7, S. 193.

  59. 59.

    Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 42.

  60. 60.

    Jandl schreibt dazu: „Abweichungen von der Sprachnorm beschäftigten mich, aus Lust an der Sache und auch an der Wirkung, die sich damit auf andere erzielen läßt, schon die längste Zeit; auch der nächste Schritt, die Abweichung von der Sprechnorm, war schon vor Jahren erfolgt; er ließ sich aber immer wieder tun, ohne daß es eine Wiederholung war, und hatte eine ganz andere Wirkung. Erweckte die Abweichung von der Sprachnorm oft Heiterkeit, so die Abweichung von der Sprechnorm fast immer Mitleid und Furcht. Die Arbeit mit solchen Mitteln zum künstlerischen Programm zu erheben geschah nicht ohne vorangehende Erlebnisse: der Kontakt mit am Kehlkopf Erkrankten bzw. Operierten sowie das Hören von Bandaufnahmen von Sprachabläufen Geisteskranker und Sprechgestörter spielten dabei eine Rolle. Ebenso der schon erwähnte Ärger über die Überbewertung der in jedem Augenblick von Niedergang und Tod bedrohten Stimme.“  „Darüber etwas zu sagen“, in: Jandl: Gesammelte Werke, Bd. 3, S. 174.

  61. 61.

    „Das Röcheln der Mona Lisa“, in: Jandl: Gesammelte Werke, Bd. 3, S. 121.

  62. 62.

    Vgl. „Kleinere Ansprache an ein größeres Publikum“, in: Gesammelte Werke, Bd. 3, S. 430 f.

  63. 63.

    Vgl. Siblewski: a komma punkt, S. 20–27.

  64. 64.

    Vgl. Jandls Gedicht „selbstmorddrohung“, in: PW, Bd. 3, S. 140.

  65. 65.

    „Darüber etwas zu sagen“, in: Jandl: Gesammelte Werke, Bd. 3, S. 173.

  66. 66.

    Ebd., S. 173 f.

  67. 67.

    Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 21.

  68. 68.

    „Darüber etwas zu sagen“, in: Jandl: Gesammelte Werke, Bd. 3, S. 174.

  69. 69.

    Manche Aussagen von Jandl lesen sich, als ob er Lacans Theorie der Stimme als Triebobjekt gekannt hätte: einer Stimme, die unablässig um den Mangel, den „manque à l’être“ des Subjekts kreist und diesen doch nicht anders vorstellen kann als verstellend, ihn idealisierend und ungeschehen machend, weshalb sie in Kunst und Dichtung immer wieder als zerbrechende inszeniert werden muss, mit und ohne Unterstützung der Apparaturen. Vgl. Reinhart Meyer-Kalkus: „Blick und Stimme bei Jacques Lacan“, in: Bilderfragen. Die Bildwissenschaften im Aufbruch, hg. Hans Belting. München 2007, S. 217–235.

  70. 70.

    Vgl. Franz Mon: „‚Aber Schreiben ist mir Pflicht‘. Zu den Texten von Ernst Jandl“, in: Ernst Jandl. Materialienbuch, hg. Wendelin Schmidt-Dengler. Darmstadt und Neuwied 1982, S. 28–33, hier: S. 32 f. Vgl. Hermann Korte: Zurückgekehrt in den Raum der Gedichte. Deutschsprachige Lyrik der 1990er Jahre, mit einer Auswahlbibliographie. Münster 2004, S. 93–107 („Der späte Jandl“).

  71. 71.

    Jandl hat im Klappentext zu seinem Lyrikband Der gelbe Hund 1980 erklärt: „Auf der Basis der Alltagssprache übt sich der Autor in der Kunst des Ausgleitens, Hinfälligkeit demonstrierend durch die gewaltsame Verformung auf der Wort- und Satzebene. Angesichts der Fehlerhaftigkeit des menschlichen Lebens wird der sprachliche Fehler zum Kunstmittel gemacht, analog zu den Störungen und Zerstörungen in Musik, Plastik und Malerei. Die Unscheinbarkeit der eigenen Person und Existenz verbindet den Autor mit nahezu allen gleichzeitig Lebenden. Das macht ihn sicher, verstanden zu werden, gerade auch dann, wenn er sich selbst, seine dürftige Rolle jetzt, die kläglichen Reste seiner Vergangenheit und sein Beharren auf der Unmöglichkeit von Zukunft in seine Gedichte mit aufnimmt.“ Zitiert nach: Karl Riha: „‚Als ich anderschdehn/mange Lanquidsch‘. Zu Ernst Jandls Gedichtbänden der siebziger Jahre: ‚Dingfest‘, ‚Die Bearbeitung der mütze‘ und ‚der gelbe Hund‘“, in: Ernst Jandl. Materialienbuch, S. 44–75, hier: S. 54.

  72. 72.

    Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 33 f.

  73. 73.

    Ebd., S. 34. Die hier geschaffene heruntergekommene Sprache ist in vieler Hinsicht ein Objet trouvé, wie es aus Assemblagen von Künstlern wie Kurt Schwitters , Jean Tinguely und Daniel Spoerri bekannt ist. „Der experimentelle Autor erfindet nicht mehr, sondern findet, findet vor, rekapituliert, reduziert, montiert“. Kühn: Der poetische Imperativ, S. 54–69, hier: S. 60 f. Jandl beruft sich selbst auf Gertrude Stein und Kurt Schwitters als seine Vorbilder und „Quelle der Inspiration“. Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 70–76.

  74. 74.

    „Die Humanisten. Konversationsstück in einem Akt“, in: PW, Bd. 10, S. 161 f.

  75. 75.

    „Anmerkung des Autors zu Band 10 der ‚Poetischen Werke‘“, in: PW, Bd. 10, S. 259.

  76. 76.

    „Zum Zyklus ‚Gedichte an die Kindheit‘“, in: PW, Bd. 8, S. 17.

  77. 77.

    PW, Bd. 9, S. 284.

  78. 78.

    Analog dazu wurde das Verschreiben, etwa bei Friederike Mayröcker , zum literarischen Ausdrucksmittel. Vgl. Friederike Mayröcker: Magische Blätter. Frankfurt 1983, S. 22. Hinweis bei Kühn: Der poetische Imperativ, S. 260, Anm. 94.

  79. 79.

    In Die Humanisten (1976) tritt als dritte Person – neben den beiden männlichen Figuren, den Humanisten – eine mit „f“ bezeichnete Frau auf, von der es heißt: „sprechen nur mit starr geöffnetem mund (auch bei labialen und labiodentalen lauten, die daher nur partiell realisiert werden können), ähnelt sprechdefekt bei wolfsrachen“. „Die Humanisten“, in: PW, Bd. 10, S. 160. Entsprechend herzzerreißend klingt die Figur in der von Jandl selbst betreuten Fassung als Hörspiel für den WDR im Jahr 1977. Die beiden Humanisten verhalten sich dieser Dritten im Bunde gegenüber voller paternaler Herablassung, ihre Äußerungen strotzen von frauenfeindlichen Klischees. Jandl will aber billige Mitleidaffekte gegenüber der Frau vermeiden, indem er ihre sprachlichen Leiden wie auch ihr Leiden an der ungewollten Schwangerschaft (vgl. ebd., S. 167 f.) geradezu schockhaft exponiert. Lieber Entsetzen über diese „f“ und ihren Wolfsrachen provozieren als wohlfeiler Einfühlung in das Opfer männlicher Ausgrenzung Vorschub leisten.

  80. 80.

    Jandl hat Thomas Bernhard vorgeworfen, er habe versäumt, seine Texte gegen das Missverstanden- und Missbrauchtwerden abzudichten. Seine provozierenden Äußerungen gäben keine Hinweise darauf, „wie [sie] tatsächlich gemeint seien“ Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes, S. 87 f.

  81. 81.

    Vgl. Wolfgang Gratzer: „Ernst Jandl ohne Musik? Notizen zu einer müßigen Frage“, in: Bernhard Fetz und Hannes Schweiger (Hg.): Die Ernst-Jandl-Show. Wien 2010, S. 39–46, hier: S. 43–45.

  82. 82.

    Siblewski: a komma punkt, S. 196 und 203.

  83. 83.

    Mit dem Jazz fühlte Jandl eine Art Wahlverwandtschaft. In seinem ersten sonett vergleicht er den Dichter, der vom „Silbenschlag“ eines Verses gepackt wird, mit einem Jazz-Drummer: „Wir sind vom selben holz gemacht / Ihr schlagt und heult, und in uns kracht / Ohrenbetäubend tag und nacht / Donner der Sprache, heult und lacht.“ „Erstes Sonett“, in: PW, Bd. 9, S. 10. Diese in dem Band Idyllen erschienenen Verse halten eine sonderbare ambivalente Idylle fest: das Glücksgefühl dessen, der im selben Rhythmus mit den Taktschlägen der Jazz-Musiker schwingt, zugleich sein Dichten als Gegengewicht gegen den „Donner der Sprache“, „den inneren Lärm“ anruft. Vgl. Strigl: „Mit dem Hammer dichten“, S. 57. Vgl. Korte: Zurückgekehrt in den Raum der Gedichte, S. 93–107. Aus dem Nachlass gibt es Hinweise darauf, dass Jandl den Vortrag seiner Gedichte häufig mit begleitendem Metronom einübte. Von Ammon: „‚Das Gedicht geht gesprochen eher ein‘“, S. 33.

  84. 84.

    Vgl. Lisa Fritsch: „Ernst Jandl im Gespräch. Ein Weniges ein wenig anders machen“, http://www.poetenladen.de/lisa-fritsch-ernst-jandl.htm (Zugriff am 5. März 2011).

  85. 85.

    PW, Bd. 9, S. 283. Jandl lernte Rap wohl Anfang der 1990er-Jahre kennen.

  86. 86.

    „Einige Gedichte [von Jandl] besitzen ein Metrum wie Jazz-Rhythmen, der Takt läßt sich mit dem Fuß schlagen, einige Sprechgedichte ähneln dem Scat-Gesang im Jazz, der ohne Artikulation von Worten sich vollzieht und nur Silben und Laute benutzt.“ Klaus Siblewski (Hg.): Ernst Jandl. Texte, Daten, Bilder. Frankfurt 1990, S. 59. Vgl. Siblewski: a komma punkt, S. 201 ff.

  87. 87.

    Englisch wurde in Jandls letzten Jahren ohnedies zum „Medium deutschen dichtens, […] ausser konkurrenz zur angelsächsischen poesie, so wie ja auch picasso nicht immer nur blau, sondern mit einem mal rosa malen konnte.“ PW, Bd. 9, S. 284.

  88. 88.

    Einige von Artmanns Liedern im Wiener Dialekt wurden von Ernst Kölz vertont und von Helmut Qualtinger für die Schallplatte (Preiserrecords 1963) gesungen.

  89. 89.

    PW, Bd. 9, S. 283. Die Stanzen gehen auf einen alten Wiener Brauch des Wettsingens und -dichtens zurück, vorwiegend in gereimten Zweizeilern, die als Rede und Gegenrede, Aufforderung und Antwort zu verstehen sind. Ferdinand Raimund hat einen solchen Wettkampf in seinem Zauberspiel Gefesselte Phantasie (II, 14 ff.) dargestellt. Unter den Dichtern des 20. Jahrhunderts war offenbar Josef Weinheber ein Meister in solchen „G’stanzl-Wettkämpfen“, vgl. Nadler: Josef Weinheber, S. 152.

  90. 90.

    „aus aian orphischn oaschloch“, in: PW, Bd. 9, S. 195 und 284.

  91. 91.

    Vgl. PW, Bd. 10, S. 178.

  92. 92.

    Ebd., S. 179.

  93. 93.

    Ebd., S. 223.

  94. 94.

    Vgl. den Katalog dieser Ausstellung von Bernhard Fetz und Hannes Schweiger (Hg.): Die Ernst-Jandl-Show. Wien 2010.

  95. 95.

    Vgl. Hermann Korte: „Thomas Kling“, in: Heinz Ludwig Arnold (Hg.): Kindlers Literatur-Lexikon, Bd. 11. Stuttgart und Weimar 32009, S. 161–164; Matthias Bickenbach: „Dichterlesung im medientechnischen Zeitalter. Thomas Klings intermediale Poetik der Sprachinstallation“, in: Harun Maye, Cornelius Reiber und Nikolaus Wegmann (Hg.): Original/Ton. Zur Mediengeschichte des O-Tons. Konstanz 2007, S. 191–216; Hubert Winkels: Der Stimmen Ordnung. Über Thomas Kling. Köln 2005; Norbert Hummelt: „Erinnerung an Thomas Kling“, in: Castrum Peregrini 268/269 (2005), S. 103–110; ders.: „Annäherung an die Poesie Thomas Klings“, Nachwort zu: Thomas Kling: schädelmagie. Ausgewählte Gedichte, hg. Norbert Hummelt. Stuttgart 2008, S. 69–81. Vgl. auch Frieder von Ammon, Peer Trilcke und Alena Scharfschwert (Hg.): Das Gellen der Tinte. Zum Werk Thomas Klings. Göttingen 2012 [darin eine Vorstufe dieses Abschnitts: Reinhart Meyer-Kalkus: „‚Ohrenbelichtung für alle‘. Thomas Kling über den Dichter als ‚Live-Act‘“, in: ebd., S. 241–262]; Peer Trilcke: Historisches Rauschen. Das geschichtslyrische Werk Thomas Klings. Diss. Göttingen 2012, http://ediss.uni-goettingen.de/bitstream/handle/11858/00-1735-0000-0006-AEDE-3/trilcke.pdf?sequence=1 (Zugriff am 7. Februar 2018).

  96. 96.

    Vgl. Kling: Itinerar, S. 62.

  97. 97.

    Ebd., S. 59 und 55.

  98. 98.

    Wie etwa in den beiden großen Gedichtzyklen Manhattan Mundraum (morsch) und Manhattan Mundraum Zwei (Sondagen).

  99. 99.

    Ein Vers aus dem Gedicht „Es stützen mit den toten schultern“, aus: Thomas Kling: „Der Erste Weltkrieg“, in: Fernhandel. Gedichte. Köln 1999, S. 30.

  100. 100.

    Kling: „[Vorstellung eines neuen Mitglieds]“, in: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung. Jahrbuch 2001, S. 91.

  101. 101.

    Kling: Itinerar, S. 9.

  102. 102.

    Thomas Kling und Michael Kohtes: „Der richtige Riecher. Michael Kohtes im Gespräch mit Thomas Kling“, in: Beiheft zu: Thomas Kling: Die gebrannte Performance, hg. Ulrike Janssen und Nobert Wehr. Köln 2015, S. 31–33, hier: S. 31.

  103. 103.

    Vgl. den Entwurf zu einem Ankündigungszettel des Pas trouvé Trios, in: ebd., S. 13.

  104. 104.

    Kling: Itinerar, S. 19.

  105. 105.

    Thomas Kling: „Der Dichter als Live-Act. Drei Sätze zur Sprachinstallation“, in: Proë. Berlin 2000, o. S.

  106. 106.

    Thomas Kling und Hans Jürgen Balmes: „Lippenlesen, Ohrenbelichtung. Hans Jürgen Balmes im Gespräch mit Thomas Kling (Januar 2000)“, in: Botenstoffe, S. 229–244, hier: S. 230

  107. 107.

    Vgl. Kling, Itinerar, S. 18 und 11 f.

  108. 108.

    Thomas Kling: „Stadtpläne, Stadtschriften“, in: Botenstoffe, S. 140–146, hier: S. 143.

  109. 109.

    Vgl. Boehringer: Das Leben von Gedichten, S. 31.

  110. 110.

    Kling: Itinerar, S. 12 f. Vgl. auch die etwas ausführlichere mündliche Version im Gespräch mit Marcel Beyer, in: Thomas Kling: „Das Eingemachte“, in: Ute Langanky und Norbert Wehr (Hg.): Thomas Kling. Das brennende Archiv, Schreibheft 76 (2011), S. 47–51, hier: S. 48.

  111. 111.

    Kling liebte nach eigenem Bekunden den im Wiener Kaffeehaus „gesprochene[n] Satz, die drastische Ansage, den warnend-paßgenaue[n] Satz, der über den gut bis reichlich eingeschütteten, gern breitschultrigen Inhalt hinaus im Timing perfekten Sitz haben muß, um als guter Spruch rüberzukommen. Der gute Spruch kann (vom Gegenüber, das das Publikum sein kann) nicht gewechselt werden.“ Kling: „Zu den deutschsprachigen Avantgarden“, in: Botenstoffe, S. 30. Als Modell könnten auch ältere Wiener Schriftsteller, wie etwa Josef Weinheber , gedient haben. Kling hat eine Erinnerung von Friederike Mayröcker an dessen Lesungen festgehalten: „Einmal hab ich ihn lesen hören, im Großen Saal der Urania. Mit fünfzehn. Da ist er gekommen, ohne zu grüßen, hat ein Buch aufgeschlagen und zu lesen angefangen: er hat eineinhalb Stunden gelesen, hat das Buch zugeschlagen und ist gegangen. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich hab mir die Wortfolge gemerkt: Bleib ferne Stern.“ Thomas Kling: „Das Abscannen der Gesichtsdaten. Laudatio auf Friederike Mayröcker zur Verleihung des Büchner-Preises“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Oktober 2001.

  112. 112.

    Mündliche Auskunft von Frank Köllges gegenüber dem Verfasser anlässlich der ersten wissenschaftlichen Tagung zum Werk von Thomas Kling am 24.–26. Februar 2010 auf der Raketenstation Hombroich, dem letzten Domizil des Dichters.

  113. 113.

    Kling las bei diesem ersten Bühnenauftritt gerade entstandene Texte wie Amptate, „und das war dann der absolute Sportpalast-Flash“, wie er sich gegenüber Marcel Beyer erinnerte: „Das Jupiter-Licht, die Leute saßen bis ganz vorne ran, 1.200 Leute, Wahnsinn, und du siehst ja nichts, du hörst es nur immer wieder so Glucksen im Raum und Atmen und dann ‚Voll abgefahren …‘ nee, das war einfach irre. Das war die erste offizielle Lesung, 83.“ Kling: „Das Eingemachte“, in: Langanky und Wehr (Hg.): Schreibheft, S. 48.

  114. 114.

    Hummelt: „Erinnerung an Thomas Kling“, in: Castrum Peregrini, S. 105.

  115. 115.

    Hummelt: „Annäherung an die Poesie Thomas Klings“, Nachwort zu: Kling: schädelmagie, S. 73.

  116. 116.

    Vgl. die Fotos von Bernd Jansen von einer Lesung 1986 in den Düsseldorfer Stadtwerken, in: Ute Langanky und Heidemarie Vahl (Hg.): den sprachn das sentimentale abknöpfn. Widmungen zum 50. Geburtstag von Thomas Kling. Düsseldorf 2007, o. S.; vgl. auch die Fotos einer Lesung in der Literaturwerkstatt Berlin 1993, in: Langanky und Wehr (Hg.): Schreibheft, S. 63–65.

  117. 117.

    Kling und Balmes: „Lippenlesen, Ohrenbelichtung“, S. 232.

  118. 118.

    Thomas Kling: „Vier Miszellaneen“, in: Auswertung der Flugdaten. Köln 2005, S. 123–131, hier: S. 127.

  119. 119.

    Langanky und Wehr (Hg.): Schreibheft, S. 48. „Ich hatte den Eindruck, als ginge es in deinen Gedichten darum, der Sprache, indem man die Zeichenwelten auf die erste Spracherfahrungen [sic!] hin durchquert, wieder eine Körperlichkeit, eine oft durch die Geschichte verstümmelte Körperlichkeit, zu geben“, meinte Hans Jürgen Balmes , sein Partner in einem kongenial geführten poetologischen Gespräch aus der Spätzeit. Kling und Balmes: „Lippenlesen, Ohrenbelichtung“, S. 231.

  120. 120.

    Hummelt: „Erinnerung an Thomas Kling“, in: Castrum Peregrini, S. 105. geschmacksverstärker lautete denn auch der Titel seines zweiten Gedichtbandes (1989).

  121. 121.

    Allerdings zündete er sich während der Lesung zuweilen eine Zigarette an, die er vor den Augen der Zuhörer zu Ende rauchte. Mündliche Mitteilung von Frank Köllges .

  122. 122.

    Vgl. die Fotos solcher Lesungen bei Winkels: Der Stimmen Ordnung, S. 42–45.

  123. 123.

    Thomas Kling: Die gebrannte Performance. Lesungen und Gespräche. Ein Hörbuch, hg. Ulrike Janssen und Norbert Wehr. Düsseldorf 2015 (vier CDs). Diese CD-Kassette umfasst Ausschnitte oder integrale Fassungen von 20 verschiedenen Mitschnitten unterschiedlicher Länge aus den Jahren 1984 bis 2004. Wenn wir – wie die Herausgeber Ulrike Janssen und Norbert Wehr andeuten – über insgesamt 80 Stunden O-Ton-Material von Kling verfügen, so liegt hier ein repräsentativer Ausschnitt seiner Vortragskunst vor.

  124. 124.

    Wie dies von Erinnerungen seiner Witwe, der Malerin Ute Langanky , seines Auftrittspartners Frank Köllges und von Dichterkollegen wie Norbert Hummelt und Franz Josef Czernin anlässlich des Hombroicher Symposions zum Werk von Thomas Kling, bestätigt wurde.

  125. 125.

    Thomas Kling: „CD. Die gebrannte Performance“, in: Botenstoffe, S. 102 f., hier: S. 102. „Ja, das Gedicht braucht, wie das Gemälde, den ‚schmutzigen Daumen‘, wie es Sigmar Polke einmal gesprächsweise formuliert hat. Und unter dem Nagel darf und muss ein Blutrest sein.“ Kling: „Vier Miszellaneen“, in: Auswertung der Flugdaten, S. 127.

  126. 126.

    Aus Kling: „Der Erste Weltkrieg“, in: Fernhandel, S. 25.

  127. 127.

    Kling: Itinerar, S. 59.

  128. 128.

    Ebd., S. 54.

  129. 129.

    So in einem dem Hörwerk auf CD beigefügten Interview mit Gabriele Weingartner aus dem Jahr 2003.

  130. 130.

    Eine genuine Kabarett-Nummer stellt etwa eine parodistische Deklamation von zwei Kurzgedichten von Detlev von Liliencron (aus: Adjutantenritte) dar (1998). Mit ihnen rächte sich Kling an einer Sendung über „Deutsche Lyrik seit Liliencron“, die er – wie er erläuterte – im WDR-Fernsehen gesehen hatte.

  131. 131.

    Etwa wenn Kling in „Vierte Kartographie“ (Spleen. Drostemonolog) im Kontext von CNN-Bildern aus dem Dreißigjährigen Krieg auf die Fragilität der Medientechniken eingeht („kurz streikendes aufzeichnungsgerät.“) und aus dem Stegreif hinzufügt: „Hallo WDR!“ Ähnlich in Erster Findling desselben Zyklus, wo er den Versen: „es zischen die schwalben ihr durchs arbeitszimmer. / westlage, die wespen, schwalbenkot“ hinzufügt: „Und die dürfen das!“.

  132. 132.

    Daniel Lentz, Eric Pütz und Thomas Kling: „Hochwichtige Angelegenheit. Daniel Lentz und Eric Pütz im Gespräch mit Thomas Kling“, in: Beiheft zu: Kling: Die gebrannte Performance, S. 35.

  133. 133.

    Kling: „CD. Die gebrannte Performance“, in: Botenstoffe, S. 102.

  134. 134.

    Durs Grünbein: „Dioskurenklage“, in: Langanky und Vahl (Hg.): den sprachn das sentimentale abknöpfn, o. S.

  135. 135.

    Kling ungelöscht. Spurensicherung einer Lesung/Performance von Thomas Kling, hg. Theodor Boscher. Köln 2015 (DVD). Anlass war eine Ausstellung der Skulptur Effi Briest von Martin Gostner . Der Künstler Theodor Boscher hat Klings Auftritt gefilmt.

  136. 136.

    „NEKRO- / NEKRO“, „ODER DENKMSIE AN TORRI DER, UND SOGAH / UNTER DAS BETT GLIEDER & STÜKKE VON LEICHM AUF- / BEWARTE DIDA HAUS VRRPESTTN!“ „ DOPPELNEKRO!, / PRRVRRS!!“ „Pathologischer Boom“, in: geschmacksverstärker. Gedichte 1985–1988. Frankfurt 1989, S. 91.

  137. 137.

    Kling: Itinerar, S. 63.

  138. 138.

    Dies eine Formulierung aus Thomas Kling: „Peter Huchel. Dankabstattung“, in: Botenstoffe, S. 164–171, hier: S. 166.

  139. 139.

    Etwa in einer Lesung von drei Gedichten aus Spleen. Drostemonolog (Fernhandel) aus dem Jahr 1997, wo er mithilfe der Timbrierung der Stimme und einer Zurücknahme ihres Volumens geradezu romantische Stimmungen des Heimlich-Verwunschenen evoziert – allerdings bezogen auf ein alles andere als romantisches Sujet, nämlich die Schriftbuchstaben. So in den Versen: „mit wespenfrequenzen / versehene, mit wespenfrequenzen versetzte schrift. / die kleinen eigensinnigen kratzenden buchstabm“ („Zweiter Daguerreotyp“ aus Spleen. Drostemonolog). Noch hörfunkartiger geschieht dies auf der dem Gedichtband Sondagen beigelegten CD, wo er über den Lehrer Fuhlrott spricht, der die Knochen der Neandertaler sicherte (in „Idyll: Die Kleine Feldhofer Höhle im Neanderthal“). Die Assoziationen mit Schulfunk-Erzählerstimmen (etwa Heinz Reincke und Eduard Marks ) oder Radiofeature-Stimmen liegen hier nicht fern. Norbert Hummelt erinnerte sich an eine Lesung dieses Gedichts, bei der Kling aus dem Lehrer Fuhlrott „mit nahezu gütigem Humor […] eine komische Figur“ machte, Hummelt: „Bucheckern. Regionale Bezüge in der Dichtung Thomas Klings“, in: von Ammon, Trilcke und Scharfschwert (Hg.): Das Gellen der Tinte, S. 127.

  140. 140.

    So etwa bei Veranstaltungen im Köln-Düsseldorfer Raum wie dem legendären Szene-Lokal Ratinger Hof (vgl. Thomas Klings Erinnerungen an seine ersten Auftritte im Gespräch mit Marcel Beyer : Kling: „Das Eingemachte“, in: Langanky und Wehr (Hg.): Schreibheft, S. 47), bei Literaturfestivals wie dem Steirischen Herbst in Graz (vgl. Kling: „Graz und Gedächtnis“, in: Botenstoffe, S. 104–109) und in Literaturhäusern in Berlin und anderswo (vgl. die beiden Fotos einer solchen Performance mit Frank Köllges, in: Langanky und Vahl (Hg.): den sprachn das sentimentale abknöpfn, o. S.).

  141. 141.

    Daniel Lentz, Eric Pütz und Thomas Kling: „Hochwichtige Angelegenheit. Daniel Lentz und Eric Pütz im Gespräch mit Thomas Kling“, in: Beiheft zu: Kling: Die gebrannte Performance, S. 36.

  142. 142.

    Kling: „Vorwort zur zweiten Auflage“, in: brennstabm. Frankfurt 1997 [1991], S. 7.

  143. 143.

    Kling: Itinerar, S. 54.

  144. 144.

    So lässt er die Strophentrennung einmal beim Übergang von der zweiten zur dritten Strophe in vogelherd. mikrobucolica (morsch) mit einer Worttrennung zusammenfallen, so wenig galt ihm die Strophe als Gliederungsmittel.

  145. 145.

    Kling: Itinerar, S. 20.

  146. 146.

    Das gilt selbst für die Lautpoesie, die Kling zwar als Dichtung anerkannte, aufgrund der Tatsache aber, dass sie in ganz anderer Weise als andere Dichtungen auf die performative Vergegenwärtigung angewiesen ist, aus seinem „Sprachspeicher“ ausschloss. Vgl. Kling: Sprachspeicher, S. 201.

  147. 147.

    Kling: Itinerar, S. 59.

  148. 148.

    Vgl. Raoul Hausmann: „Optophonetik“, in: Sieg Triumph Tabak mit Bohnen. Texte bis 1933, Bd. 2, hg. Michael Erlhoff. München 1982, S. 51–57; Karl Riha: „fmsbwtözäu/pggiv-…?mü. Raoul Hausmanns optophonetische Poesie“, in: Kurt Bartsch und Adelheid Koch (Hg.): Raoul Hausmann. Graz und Wien 1996, S. 31–44.

  149. 149.

    Kling zitiert einmal zustimmend einen Satz von Hildegard von Bingen : „Indem die Ohren den Klang einer jeden Erscheinung aufnehmen, kann jedes Ding der Natur, was und wo es auch sei, seinem Wesen nach erkannt werden.“ Vgl. Kling „Vier Miszellaneen“, in: Auswertung der Flugdaten, S. 125 ff. und 129. Im Übrigen sind die technischen Medien für Kling zu einer Voraussetzung von Wahrnehmung, Erlebnis und Erinnerung geworden, worauf hier nicht weiter eingegangen werden kann.

  150. 150.

    Kling: Fernhandel, S. 25.

  151. 151.

    Kling und Balmes: „Lippenlesen, Ohrenbelichtung“, S. 241.

  152. 152.

    Ebd., S. 230 ff.

  153. 153.

    Kling: Fernhandel, S. 17.

  154. 154.

    Kling: „Vorwort zur zweiten Auflage“, in: brennstabm, S. 7.

  155. 155.

    „Daß die Tradition, aus denen [sic] man lebt und sich speist, gar nicht außen vorgelassen werden darf, weil sonst gar nichts dastehen könnte. Dieses Mitgehen der Lippe ist durchaus wie der Zeigefinder des Schülers, der Lesen lernt.“ Kling und Balmes: „Lippenlesen, Ohrenbelichtung“, S. 230 f.

  156. 156.

    In Neues vom Wespenbanner hat Kling die Kontingenzen eines Nachlebens seiner Stimme und seiner Gedichte mit ernüchterndem Realismus benannt: „eintreffende menschenstimmen, als ein abkratzbares, / als scheppernde aufnahme. und zwar nahaufnahme: als band, / das sich klebrig in sich selbst auflöst, nachdem es dreißig Jahre / nicht abgehört worden ist. räuspern, dann: ‚hier / spricht der wespenbanner!‘, worauf das basf-tape den // geist aufgibt.“ Kling: „Neues vom Wespenbanner“, in: Auswertung der Flugdaten, S. 85.

  157. 157.

    Thomas Kling: „Projekt ‚Vorzeitbelebung‘“, in: Auswertung der Flugdaten, S. 43–82, hier: S. 51.

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Meyer-Kalkus, R. (2020). Die sprechartistische Erneuerung der Dichterlesung. In: Geschichte der literarischen Vortragskunst. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04802-8_29

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