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Die Stimme vor dem Mikrophon

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Geschichte der literarischen Vortragskunst
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Zusammenfassung

Zeitgleich mit dem Auftreten von Autoren und Vortragskünstlern vor den Mikrophonen von Rundfunkstationen und Schallplattenunternehmen fand eine Diskussion über eine mikrophonaffine Vortragsästhetik statt. Besonders die deutschen Sprecherzieher der 1930er-Jahre haben wichtige Beiträge dazu geliefert, indem sie den hier erforderlichen veränderten Sprachgebrauch näher beschrieben. Man verlangte den Verzicht auf pathetisch-deklamatorische Vortragsweisen und stattdessen Natürlichkeit und Persönlichkeit des Sprechens. Eine Art von Authentizitätskomplex sollte hinfort die Vortragskunst beherrschen. Vortragskünstler wie Friedrich Kayßler und Mathias Wieman haben diese neuen Maximen – parallel zu einer Reihe von Sprecherziehern – als Erste umzusetzen versucht. Sie wurden damit zu Ahnvätern jener Studio-Vorleser und -Rezitatoren, die nach 1945 mit ihrer Vortragsweise und der Wahl der Vortragsvorlagen an sie anschlossen.

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Notes

  1. 1.

    Heinz von Rebeur-Paschwitz: „Der Dichter spricht“, in: Die Schallplatten-Fibel, hg. Telefunkenplatte. Berlin 1939, S. 91–94, hier: S. 92 und 93. Anlass dieses Rückblicks war die Vorstellung einer aktuellen Telefunkenschallplatte Der Dichter spricht (1938) mit Aufnahmen von Rudolf Binding und Heinrich Lersch sowie von heute vergessenen Größen der völkischen Literatur der 1930er-Jahre wie Ludwig Friedrich Barthel , Adolf von Hatzfeld , Fritz Diettrich und Josef Magnus Wehner .

  2. 2.

    Vgl. Heinz Hiebler: „Caruso auf Platte. Die Geschichte der Tonspeicherung und der Tonträger“, in: Sound des Jahrhunderts. Geräusche, Töne, Stimmen, 1889 bis heute, hg. Gerhard Paul und Ralph Schock. Bonn 2013, S. 66.

  3. 3.

    Franz Lechleitner: „Die Technik der wissenschaftlichen Schallaufnahme im Vergleich zu ihrem kommerziellen Umfeld“, in: Harro Segeberg und Frank Schätzlein (Hg.): Sound. Zur Technologie und Ästhetik des Akustischen in den Medien. Marburg 2005, S. 241–248, hier: S. 248.

  4. 4.

    Schlenger: „Gibt es mikrophongeeignete Stimmen, und welches sind ihre Kennzeichen?“, in: Bericht über den internationalen Kongress Singen und Sprechen in Frankfurt am Main 1938. München und Berlin 1938, S. 339–341, hier: S. 340.

  5. 5.

    Vgl. Friedrichkarl Roedemeyer: „Die Stimm- und Sprechleistung als Gegenstand der Rundfunkwissenschaft“, in: Schriften zur Sing- und Sprechkultur, hg. vom Internationalen Rat für Sing- und Sprechkultur Sitz Deutschland, Bd. 1: Bericht über die Arbeitstagung des deutschen Fachbeirats in Wien am 3. und 4. April 1940. München und Berlin 1940, S. 98–103, S. 100.

  6. 6.

    Vgl. Heinz Hiebler: „Der Sound zwischen technischen Möglichkeiten und kulturellen Ansprüchen. Eine Medienkulturgeschichte der Tonträger“, in: Segeberg und Schätzlein (Hg.): Sound, S. 206–228, hier: S. 219 f.; Michael E. J. Franke: Die Entwicklung der magnetischen Schallaufzeichnung. Eschborn 1985; Rühr: „Geschichte und Materialität des Hörbuchs“, in: Häusermann, Janz-Peschke und Rühr: Das Hörbuch, S. 59–138, hier: S. 65 ff.; vgl. auch Rühr: Tondokumente von der Walze zum Hörbuch, S. 41–49.

  7. 7.

    Vgl. Sonja Neumann: „Von dislozierten Klängen und auditiven Räumen. Lautsprecher in der Frühzeit des Elektrophons“, in: Martha Brech und Ralph Paland (Hg.): Kompositionen für hörbaren Raum. Die frühe elektroakustische Musik und ihre Kontexte. Bielefeld 2015, S. 105–120, hier: S. 113 f.; zur Geschichte der Lautsprecher vgl. die Webseite von Ralf Ehlert, http://www.medienstimmen.de (Zugriff am 21. Februar 2017).

  8. 8.

    Vgl. Hans-Joachim Maempel: „Medien und Klangästhetik“, in: Herbert Bruhn, Reinhard Kopiez und Andreas Lehmann (Hg.): Musikpsychologie. Das neue Handbuch. Reinbek 2008, S. 231–252, hier: S. 245.

  9. 9.

    Vgl. Friedrichkarl Roedemeyer: Brief an Herman Nohl vom 25. September 1946, Handschriftenabteilung der Universität Göttingen – Nachlass Herman Nohl. Zu Roedemeyers Aktivitäten im Frankfurter Rundfunk bis 1932 vgl. Arnulf Kutsch: Rundfunkwissenschaft im Dritten Reich. Geschichte des Instituts für Rundfunkwissenschaft der Universität Freiburg. München u. a. 1985, S. 68–75.

  10. 10.

    Friedrichkarl Roedemeyer: Rede und Vortrag. Berlin 21938 [1933], S. 98.

  11. 11.

    Friedrichkarl Roedemeyer: Sprechtechnik und mundartfreie Aussprache. Kassel 1929, S. 86. Roedemeyer verweist hier auf eine Fachdiskussion zum Thema, unter anderem auf Carola Schuck: „Der sprechtechnische Unterricht in den Fernsprechvermittlungsämtern der Deutschen Reichspost“, in: Industrielle Psychotechnik 1 (1927); und auf Wilhelm Heinitz: „Redner im Rundfunk“, in: Deutscher Rundfunk 49 (1927).

  12. 12.

    Fritz Gerathewohl: „Zur Frage der Deutlichkeit. Beobachtungen beim Mikrophonsprechen“, in: Das gesprochene Wort. Zeitschrift für Sprecherziehung 3 (1940), S. 43 f.

  13. 13.

    Richard Wittsack: „Der natürliche Sprechvortrag von Dichtung“, in: Deutschunterricht 1 (1950), wiederabgedruckt in: Hans Krech und Elisabet Lötsch (Hg.): Richard Wittsack zum Gedächtnis. Halle 1953, o. P.

  14. 14.

    Vgl. Roedemeyer: Sprechtechnik und mundartfreie Aussprache, S. 46 f.; Karl Graef: Sprechtechnik. Berlin 41925 [1923], S. 27 f. Vgl. zum aktuellen Stand der Forschung den Artikel „Mittlere Sprechstimmlage“, in: Lexikon der Gesangsstimme, hg. Ann-Christine Mecke u. a. Laaber 2016, S. 421 f. Vgl. Artikel „Indifferenzlage“, in: ebd., S. 298 f.

  15. 15.

    Vgl. Krech: Vortragskunst, S. 72 und 87.

  16. 16.

    Vgl. Carl Hagemann: „Die Kunst des Rundfunksprechens“, in: Rufer und Hörer. Monatshefte für den Rundfunk 5 (1932), S. 211–217, hier: S. 214.

  17. 17.

    S. Mauermann: „Darf man sich am Mikrophon versprechen“, in: Rufer und Hörer. Monatshefte für den Rundfunk 4 (1934), S. 139–141.

  18. 18.

    Edmund Schultz (Hg.): Die veränderte Welt. Eine Bilderfibel unserer Zeit, mit einer Einleitung von Ernst Jünger. Breslau 1933, S. 7. Für Jünger , den Theoretiker neuer Waffensysteme, Medien und Wahrnehmungsformen, kam hierin eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse im „Machtkampf“, eine neue politische Ordnung bzw. eine „veränderte Welt“ zum Ausdruck. Die bürgerliche Welt, die gestern noch seriös und verbindlich erschien und dies mit ihrem gespannten Schillerton auch akustisch hörbar machte, war langweilig oder gar lächerlich geworden, reif, um – nach Jünger – endgültig von einer neuen autoritären Ordnung verdrängt zu werden, die auf Befehl und Gehorsam aufgebaut war. Dazu Reinhart Meyer-Kalkus: „Der gefährliche Augenblick – Ernst Jüngers Photobücher“, in: Bildwelten des Wissens. Kunsthistorisches Jahrbuch für Bildkritik, 3 (2004), S. 54–70.

  19. 19.

    Roedemeyer: „Die Stimm- und Sprechleistung als Gegenstand der Rundfunkwissenschaft“, in: Schriften zur Sing- und Sprechkultur, Bd. 1, S. 99. Vgl. Schlenger: „Gibt es mikrophongeeignete Stimmen, und welches sind ihre Kennzeichen?“, in: Bericht über den internationalen Kongress Singen und Sprechen in Frankfurt am Main 1938, S. 339; Paul Fechter: „Klassische Dichtung am Mikrophon“, in: Rufer und Hörer. Monatshefte für den Rundfunk, 1 (1931), S. 33–38, hier: S. 36 (hier ist von „Rundfunklebendigkeit“ die Rede).

  20. 20.

    „Many good radio voices are not agreeable. Many agreeable speaking voices are ineffective on the air. […] Brassy, hoarse voices that would cause their owners summary ejection from schools of speech are balm to a sports fan, replete as they are with excitement and drama. Liquid tones that would melt in collective heart of a matinee audience have been known to sound merely empty and monotonous after being poured into the sensitive microphone. And voices which were ‚wrong‘ in every respect – pitch, tone, diction, emphasis – have been powerfully stirring on the air, given the proper circumstances.“ Die Regeln für das, was früher einmal als guter Vortrag betrachtet wurde, waren außer Kraft gesetzt. Was hingegen im Radio wirkte, waren Qualitäten wie Spontaneität, Natürlichkeit und vor allem „Persönlichkeit“. „Rough or smooth, high or low, a good radio voice must have personality, with all the intangibles and seeming contradictions the world implies.“ John Hutchens: „The Secret of a Good Radio Voice“, in: New York Times, 6. Dezember 1942, zitiert nach Jacob Smith: Vocal Tracks. Performance and Sound Media. Berkeley u. a. 2008, S. 86.

  21. 21.

    Vgl. Thierfelder: Sprachpolitik und Rundfunk, S. 17 ff., S. 20.

  22. 22.

    Erich Pabst: „Vorsingen und Vorsprechen“, in: Die Bühne 12 (1936), S. 374–379, hier: S. 378.

  23. 23.

    Fritz Gerathewohl: „Die Aussprache im Tonfilm“, in: Das gesprochene Wort 2 (1938), S. 33–35, hier: S. 35.

  24. 24.

    Vgl. Reinhold Merten: „Zur Frage der Wortverständlichkeit bei Lied-, Chor- und Opernübertragungen“, in: Rundfunkarchiv. Zeitschrift für Rundfunkrecht und Rundfunkwirtschaft 13 (1940), S. 375–378, hier: S. 375.

  25. 25.

    Roland Barthes: Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn, S. 249–311. Barthes’ Unterstellung, er könne bei einem Sänger oder einem Pianisten hören, welcher Muskel des Körpers in besonderer Weise beim Vortrag aktiviert werde, ist eine witzige Überpointierung, die auf entsprechende Überlegungen des Erzählers von Marcel Prousts Recherche im Zusammenhang mit den Berma-Erfahrungen zurückgeht (siehe Abschn. 12.6).

  26. 26.

    Von einem guten Nachrichtensprecher wurde denn auch erwartet, „daß er den Text ohne erkennbare persönliche Anteilnahme ganz neutral, beinahe möchte man sagen als Sprechmaschine wiedergibt“, so heißt es in Gerhard Eckert: Der Rundfunk als Führungsmittel. Heidelberg 1941, S. 64.

  27. 27.

    Vgl. Helmuth Paustian: „Schauspieler vor dem Mikrophon. Ein Gespräch mit dem Spielleiter eines Funkhauses“, in: Die Bühne 7 (1936), S. 205–207, hier: S. 205. Roedemeyer schrieb: „Es bleibt für manchen, der vor dem Mikrophon steht, doch die Tatsache, daß er in einer fremden Umgebung äußern soll, was er eigentlich nur in der ursprünglichen äußern kann bzw. bisher zu äußern gewohnt war, ein spürbares, hörbares Hemmnis.“ Friedrichkarl Roedemeyer: „Das akustische Dokument“, in: Rundfunkarchiv. Zeitschrift für Rundfunkrecht und Rundfunkwirtschaft 14 (1941), S. 198–203, hier: S. 199.

  28. 28.

    „Das ‚Mikro‘phon ist kein ‚Mega‘phon: man sprach nicht durch das Mikrophon, sondern zum Mikrophon!“, so konstatierte Graef 1940. Karl Graef: „Sendeplanansager und Nachrichtensprecher im Rundfunk“, in: Schriften zur Sing- und Sprechkultur, Bd. 1, S. 91–98, hier: S. 93 f.; vgl. Franz Waldkirch: „Über die mittleren Hörbedingungen bei unmittelbarem und rundfunkübertragenem Hörerlebnis“, in: Rundfunkarchiv 10/12 (1943), S. 233– 240, hier: S. 235.

  29. 29.

    Walter Benjamin: „Auf die Minute“, in: Gesammelte Schriften, Bd. 4.2, S. 761 [unter dem Pseudonym Detlef Holz 1934 in der FZ erschienen]. Nicht auszuschließen, dass Benjamin die Maximen für den Rundfunkvortrag des Sprecherziehers Fritz Gerathewohl kannte: „Stellen Sie sich wie bei der Vorbereitung, wenn Sie vor dem Mikrophon sprechen, nicht Zehntausende von Menschen vor, die auf Sie hören könnten, sondern wenden Sie sich im Geiste an wenige, ihnen gut bekannte Hörer, denen Sie so nahe sind, daß Sie ihnen gleichsam ins Ohr sprechen.“ Fritz Gerathewohl: „Technik und Ästhetik des Rundfunk-Vortrags. Materialien zu Richtlinien für Vortragende“, in: Rufer und Hörer. Monatshefte für den Rundfunk 1 (1932), S. 425–432, hier: S. 430.

  30. 30.

    Paul Laven: Der Weg zum Rundfunk, Heidelberg, Berlin und Magdeburg 1941, S. 23; vgl. Gerhard Eckert: Der Rundfunk als Führungsmittel, Heidelberg, Berlin und Magdeburg 1941, S. 116 f.

  31. 31.

    Graef: „Sendeplanansager und Nachrichtensprecher im Rundfunk“, S. 95 f.; vgl. Hagemann: „Die Kunst des Rundfunksprechens“, S. 214.

  32. 32.

    Arthur Pfeiffer: „Rundfunksprecher und Rundfunkwerk“, in: Rundfunkarchiv. Zeitschrift für Rundfunkrecht und Rundfunkwirtschaft 14 (1941), S. 365–378, hier: S. 367 f.

  33. 33.

    Friedrichkarl Roedemeyer: „Kernfragen der Rundfunkwissenschaft“, in: Rundfunkarchiv. Zeitschrift für Rundfunkrecht und Rundfunkwirtschaft 14 (1941), S. 32–34, hier: S. 34. Die profundeste psychoakustische Untersuchung des Verhältnisses von Rundfunk und Raum – offenbar von Roedemeyer angeregt – stammt von dem Gestaltpsychologen Wolfgang Metzger: Das Räumliche der Hör- und Sehwelt bei der Rundfunkübertragung. Berlin 1942 (Schriften des Instituts für Rundfunkwissenschaft an der Universität Freiburg i. Br., hg. von Univ.-Prof. Dr. Fk. Roedemeyer, Bd. 2).

  34. 34.

    Vgl. Eckert: Der Rundfunk als Führungsmittel, S. 17.

  35. 35.

    Ernst Hardt: „Wort und Rundfunk“, in: Kunst und Technik, hg. Leo Kestenberg. Berlin 1930, S. 177–181, hier: S. 178 f.

  36. 36.

    Akademie der Künste (Hg.): Dichtung und Rundfunk, S. 63.

  37. 37.

    Fritz Rostosky: „Die Aufgaben der Mikrophon-Oberprüfstelle“, in: Die Bühne 12 (1936), S. 381–383; vgl. den anonymen Artikel „Die Eignungsprüfung vor dem Mikrofon“, in: Das gesprochene Wort 2 (1938), S. 61, dort ein Hinweis auf Karl Graef: „In Verantwortung für Volk und Reich“, in: Der Rundfunk 5 (1937).

  38. 38.

    Vgl. Paustian: „Schauspieler vor dem Mikrophon. Ein Gespräch mit dem Spielleiter eines Funkhauses“, S. 206.

  39. 39.

    Béla Balázs: Der Film. Werden und Wesen einer neuen Kunst. Wien 1961, S. 237. Vgl. Meyer-Kalkus: Stimme und Sprechkünste im 20. Jahrhundert, S. 352 ff.

  40. 40.

    Michel Chion: Le Son. Paris 1998, S. 227 f.

  41. 41.

    Vgl. Doris Kolesch: „Wer sehen will, muß hören. Stimmlichkeit und Visualität in der Gegenwartskultur“, in: Stimme, hg. Doris Kolesch und Sybille Krämer. Frankfurt 2006, S. 48 ff.

  42. 42.

    Lotz, Gunren und Roller (Hg.): Discographie der deutschen Sprachaufnahmen, Bd. 1, S. 109.

  43. 43.

    Schon Gerathewohl machte darauf aufmerksam, dass George in dem Tonfilm Unternehmen Michael „als stark willensbetonter und befehlsgewohnter General fast durchwegs sehr harte Stimmeinsätze anwendet und zum Beispiel ng im Auslaut mit K-Verschluß ausspricht: was unter anderen Umständen aussprachlich falsch wäre, muß unter den ihm gegebenen Voraussetzungen als richtig erkannt werden.“ Gerathewohl: „Die Aussprache im Tonfilm“, S. 34.

  44. 44.

    So auch in Georges Darstellung der Anklagerede Émile Zolas in der Affäre Dreyfus aus dem Jahr 1930.

  45. 45.

    Maximilian Weller: „Rundfunksprechen“, in: Das Sprechlexikon. Lehrbuch der Sprechkunde und Sprecherziehung. Düsseldorf 1957, S. 179–197, hier: S. 194.

  46. 46.

    Stein: „Auszüge aus dem Mitschnitt der Kortner-Vorlesung an der Berliner Hochschule der Künste 1998“, in: Begleitheft zu ‚König Lear‘ mit Fritz Kortner, S. 43–49, hier: S. 47.

  47. 47.

    Wolfgang M. Schwiedrzik: „[Einleitung]“, in: ebd., S. 10.

  48. 48.

    Hiebler: „Der Sound zwischen technischen Möglichkeiten und kulturellen Ansprüchen. Eine Medienkulturgeschichte der Tonträger“, S. 221.

  49. 49.

    Rufus Beck: „Ein Text ist wie eine Partitur“, in: Der Tagesspiegel, 3. September 2003.

  50. 50.

    Telefunkenplatte (Hg.): Die Schallplatten-Fibel. Berlin 1939, S. 9.

  51. 51.

    Vgl. Werner Brink: „Techniker und Mikrophonkunst“, in: Rufer und Hörer. Monatshefte für den Rundfunk 7 (1932), S. 321–323; Hans Hickmann: „Mikrophonkunst des Technikers“, in: Rufer und Hörer 9 (1932), S. 429 f.

  52. 52.

    Vgl. Rühr: Tondokumente von der Walze zum Hörbuch, S. 54 f.

  53. 53.

    Vgl. Klaus Budzinski und Reinhard Hippen: Metzler-Kabarett-Lexikon. Stuttgart und Weimar 1996, S. 349. Die auf Schellackplatten erhaltenen Tonaufnahmen werden verzeichnet in der fünfbändigen, von Rainer E. Lotz herausgegebenen Deutschen National-Discographie, Serie 1: Discographie der deutschen Kleinkunst, Bonn 1991–1998; vgl. auch Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Göttingen 1991.

  54. 54.

    Vgl. Lotz und Roller (Hg.): Deutsche National-Discographie, Serie 4, Bd. 3, S. 849–852.

  55. 55.

    Diese Schellackplatte der Neuen Truppe erschien 1929. Sie wurde wieder aufgelegt in Der Klang der zwanziger Jahre. Rezitationen, Reden, Reportagen 1920 bis 1930, DRA / Deutsches Historisches Museum / Institut für Sprechwissenschaft und Phonetik, Martin-Luther-Universität, Halle-Saale 2004.

  56. 56.

    Vgl. Leenders und Meyer-Rähnitz (Hg.): Der Phonographische Ernst Busch, S. 173–281.

  57. 57.

    Ebd., S. 7 (Vorwort).

  58. 58.

    Zitiert nach Albrecht Dümling: Laßt euch nicht verführen. Brecht und die Musik. München 1985, S. 307. Zum politischen Kampflied in der Weimarer Republik vgl. Hanns-Werner Heister: „Vorwärts und nicht vergessen. Politische Kampflieder“, in: Sound des Jahrhunderts. Geräusche, Töne und Stimmen 1889 bis heute, hg. Gerhard Paul und Ralph Schock. Bonn 2013, S. 166–171.

  59. 59.

    Vgl. die Datenbank „Gallica“ der Bibliothèque Nationale de France, die 208 dieser Tonaufnahmen dokumentiert und verfügbar macht, in der Mehrzahl deutschsprachige Aufnahmen (Zugriff am 29. November 2016).

  60. 60.

    Doegen gelangt es im Jahr 1925, Eduard Sievers , den Leipziger Erfinder der Schallanalyse, vor den Trichter zu holen, um Beispielaufnahmen von Goethe -Gedichten, Heines Die Nacht am Strande und Nietzsches Zarathustras Lied zu machen. Auch veranlasste er den Germanisten Theodor Siebs , der das mehrfach neu aufgelegte Lehrwerk zur deutschen Bühnenaussprache herausgab, einen längeren Text zur Bedeutung der Bühnenaussprache (1925) einzusprechen sowie beispielhafte Artikulationen von verschiedenen Konsonanten und Vokalen.

  61. 61.

    Marita Pabst-Weinschenk: Die Konstitution der Sprechkunde und Sprecherziehung durch Erich Drach. Faktenfachgeschichte von 1900 bis 1935. Magdeburg und Essen 1993, S. 127 ff. Drach hatte als Germanist und Theaterwissenschaftler promoviert, war Schauspieler unter anderem bei Max Reinhardt und wurde in den 1920er-Jahren Leiter des Deutschen Ausschusses für Sprechkunde und Sprecherziehung. In dieser Eigenschaft war er auch an der Überarbeitung von Siebs’ Deutscher Bühnenaussprache – Hochsprache beteiligt. Ebd. S. 307 ff.

  62. 62.

    Goethe : Erlkönig, 1923 und 1930; Nibelungenlied (XXX), 1926; Klopstock : Messias (8. Gesang); August Kopisch : Die Heinzelmännchen, 1927; Schiller : Wilhelm Tell (Werner Stauffacher), 1927. Im Jahr 1930 sprach Drach Aussprache-Lektionen für die Firma Carl Lindström AG ein (in der Serie Deutsche Aussprachelehre für den Gebrauch im Ausland). Vgl. Lotz, Gunrem und Roller (Hg.): Deutsche National-Discographie, Serie 4, Bd. 1, S. 83–86. Vgl. zu den überwiegend negativen Urteilen seiner Zeitgenossen über Drachs auf Schallplatte festgehaltene Rezitationen Geißner: Wege und Irrwege der Sprecherziehung, S. 128. Man kreidete ihm unter anderem „einen Rückfall in einen pathetisch-deklamierenden, methodisch-klanglich schwülstigen Sprechstil“ an (Geert Lotzmann ).

  63. 63.

    Eine Sammelpublikation wie die von Hans Lebede im Berliner Audio-Vox-Sprachinstitut herausgegebene Schrift Sprecherziehung, Rede, Vortragskunst (1930) wurde zusammen mit exemplarischen Rezitationen von Drach , Graef und Gerathewohl auf zwölf Schellackplatten ausgeliefert. Graef erteilte hier sechs Kurse zur richtigen Atmung, Lautbildung etc.; Gerathewohl (der Herausgeber von Das Gesprochene Wort. Zeitschrift für Sprecherziehung) las Grillparzers Rede am Grabe Beethovens und Herders Von der Ausbildung der Rede und Sprache in Kindern und Jünglingen etc.

  64. 64.

    Drach: Die Schallplatte im deutschkundlichen Unterricht, S. 44 und 46.

  65. 65.

    Ebd., S. 36 f.

  66. 66.

    Geißner: Wege und Irrwege, S. 132.

  67. 67.

    Goethe ist mit Gedichten und Balladen vertreten (An den Mond, Beherzigung, Der Fischer, Der Gott und die Bajadere, Der König in Thule, Der Zauberlehrling, Erlkönig, Ganymed, Gesang der Geister über den Wassern, Grenzen der Menschheit, Heidenröslein, Jägers Abschied, Mahomets Gesang, Mailied, Meine Göttin, Nachtgesang, Prometheus) sowie mit Monologen aus Egmont und Faust (Prolog im Himmel, Eingangsmonolog, Osterglocken, Osterspaziergang, Sorge, Die letzten Worte Fausts); Schiller mit Die Schlacht, Die Bürgschaft, Die Kraniche des Ibykus sowie mit Monologen aus Die Braut von Messina, Fiesco und Wallenstein.

  68. 68.

    Vgl. Geißner: Wege und Irrwege der Sprecherziehung, S. 248–289, hier: S. 261. Vgl. die biographische Notiz in dem von Roedemeyer herausgegebenen Rundfunkarchiv 10/12 (1943), S. 248 sowie die Würdigung von Ewald Geißler: „Prof. Dr. Roedemeyer zum 50. Geburtstag“, in: Das gesprochene Wort 1 (1944), S. 16; zu Roedemeyers Freiburger Institut vgl. Kutsch: Rundfunkwissenschaft im Dritten Reich, bes. S. 143 ff.

  69. 69.

    Friedrichkarl Roedemeyer: „Zur Arbeit des Instituts für Rundfunkwissenschaft an der Universität Freiburg i. B.“, in: Rundfunkarchiv. Zeitschrift für Rundfunkrecht und Rundfunkwirtschaft 13 (1940), S. 76. Auch als Dichter trat er hervor: Friedrichkarl Roedemeyer: Ein stiller Hain. Querfurt 1933.

  70. 70.

    Friedrichkarl Roedemeyer: [Beitrag ohne Titel], in: Franz Schnaß: Wortkünstler über Gedichtsbehandlung. Beiträge zeitgenössischer Dichter und Sprecher zum kunsterziehenden Deutschunterricht. Osterwieck 1925, S. 200–208, hier: S. 207; Friedrichkarl Roedemeyer: Vom Wesen des Sprech-Chores. Augsburg 1926, S. 48. Offenbar drehte Roedemeyer bereits in seiner Frankfurter Zeit vor 1931 zusammen mit dem Neurologen Kurt Goldstein einen experimentellen Film, bei dem er versuchte, „die Rhythmen der Augenbewegungen beim Vorlesen verschiedener Texte festzuhalten, um ihre Konformität mit den Atemrhythmen zu finden.“ Brief von Roedemeyer an Herman Nohl vom 11. Juni 1931, Handschriftenabteilung der Universität Göttingen – Nachlass Herman Nohl.

  71. 71.

    Lotz und Roller: Deutsche National-Discographie, Serie 4, Bd. 4, S. 1325–1328. Unter anderem sprach Roedemeyer Auszüge aus folgenden Texten ein: Storm : Immensee; Fichte : Reden an die deutsche Nation; Schleiermacher : Prosatext; Roedemeyer : Das künstlerische Sprechen; Hölderlin : Abbitte; Schiller : Nänie; Goethe : Der Fischer; Nietzsche : Also sprach Zarathustra; Keller : Der grüne Heinrich.

  72. 72.

    Ende der 1930er-Jahre wurde Roedemeyer Herausgeber der Schallplattenreihe Deutsche Sprache – Deutsches Lied bei der Grammophon-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Auslands-Institut. Es handelt sich dabei um eine wesentlich für das Gebiet „Deutsch als Fremdsprache“ und für außenkulturpolitische Propaganda bestimmte Serie von je fünf Lyrik- und Lied-Schallplatten, bei denen klassische und zeitgenössische völkische Lyrik und Liedgut miteinander kombiniert werden. Vgl. Friedrichkarl Roedemeyer (Hg.): Deutsche Sprache – Deutsches Lied. Berlin 1939. Sprecher waren neben Roedemeyer seine Kollegen Karl Graef (vgl. Lotz und Roller: Deutsche National-Discographie, Serie 4, Bd. 4, S. 1187–1190), Richard Wittsack und der Schauspieler Georg Eilert .

  73. 73.

    So in einer zeitgenössischen Schallplattenkritik von Fritz Gerathewohl: „Neue Schallplatten“, in: Das gesprochene Wort 3 (1940), S. 45 f.

  74. 74.

    Friedrichkarl Roedemeyer: „Nationalsprache, Sprechpflege, Rundfunk“, in: Rufer und Hörer. Monatshefte für den Rundfunk 5 (1933), S. 202–204.

  75. 75.

    Brief von Roedemeyer an Herman Nohl vom 25. Juli 1946. Handschriftenabteilung der Universität Göttingen – Nachlass Herman Nohl. Vgl. Friedrichkarl Roedemeyer: „Der Standort der Rundfunkwissenschaft und die Arbeiten des Instituts für Rundfunkwissenschaft an der Universität Freiburg i. Br.“, in: Rundfunkarchiv. Rundfunk und Fernsehen in Wissenschaft und Praxis, 6 (1942), S. 241–255; ders.: „Rundfunkwissenschaft. Grundlage – Stoff – Methode“, in: Rundfunkarchiv. Rundfunk und Fernsehen in Wissenschaft und Praxis 10/12 (1943), S. 225–233; erste Fortsetzung in: ebd., 1/3 (1944), S. 7–19; zweite Fortsetzung in: ebd., 4/9 (1944), S. 42–50. Vgl. auch den früheren Aufriss der Aufgaben einer Rundfunkwissenschaft in: Friedrichkarl Roedemeyer: „Die Gesetze des Rundfunks“, in: Rundfunkarchiv. Zeitschrift für Rundfunkrecht und Rundfunkwirtschaft 13 (1940), S. 357–359. Vgl. A. Kutsch: Rundfunkwissenschaft im Dritten Reich, S. 66 ff.

  76. 76.

    Hier erschien unter anderem Franz Thierfelder: Sprachpolitik und Rundfunk. Berlin 1941 – eine Schrift, die Vorschläge zur Nutzung des Rundfunks für die außenkulturpolitische Propaganda machte.

  77. 77.

    Vgl. besonders Roedemeyers Ausführungen über Führer und Gemeinschaft in: Rede und Vortrag, Berlin 21938, S. 77. Als Bücher bzw. eigene Broschüren hat Roedemeyer folgende Titel veröffentlicht: Vom künstlerischen Sprechen. Frankfurt 1924; Vom Wesen des Sprechchors. Augsburg 1926 [21931]; Sprechtechnik und mundartfreie Aussprache. Kassel 1929; Rede und Vortrag. Berlin und Wien 1933; Sprache Deutscher Landschaft, Königstein und Leipzig 1934; Deutsche Sprechbildung und Aussprache. München und Berlin 1935; zusammen mit H. Loebell: Die Befehlssprache. Gesundheit, Zweckmäßigkeit, Kraft. Leipzig 1936; Rede und Vortrag. Berlin 21938 [11933]; Die Sprache des Redners. München und Berlin 1940; zusammen mit Franz Türk: Der Einsatz der Schallplatte in Forschung und Unterricht. Berlin 1939. Seine rundfunkwissenschaftlichen Essays publizierte Roedemeyer seit 1941 in verschiedenen Fachzeitschriften.

  78. 78.

    Friedrichkarl Roedemeyer und Franz Türk: Der Einsatz der Schallplatte in Forschung und Unterricht. Berlin 1939, S. 4.

  79. 79.

    Ebd., S. 5–7.

  80. 80.

    Friedrichkarl Roedemeyer: „Das akustische Dokument“, in: Rundfunkarchiv. Zeitschrift für Rundfunkrecht und Rundfunkwirtschaft 14 (1941), S. 198–203; ein ähnlicher Ansatz bei Wilhelm Stauder: „Objektive Untersuchungen bei Sprache und Musik“, in: Deutsche Musikkultur. Zweimonatshefte für Musikleben und Musikforschung 4 (1940), S. 100–104.

  81. 81.

    Vgl. Paul Petersz: „Der Beruf des Sprechkünstlers – eine Notwendigkeit“, in: Die Bühne 13 (1938), S. 424–427; Anonym: „Eingliederung der Sprecher (Rezitatoren) in die Reichstheaterkammer“, in: Das gesprochene Wort 5 (1938), S. 154.

  82. 82.

    Vgl. Alwin Rüfler: „Dichtung vor Soldaten. Vom Auftrag des Sprechers in der Lazarettbetreuung“, in: Das gesprochene Wort 4 (1942), S. 55–59; Horst Wolfram Geißler: „Der Vorleser vor Frontsoldaten“, in: Das gesprochene Wort 2 (1944), S. 24–27.

  83. 83.

    Friedrich Kayßler: „Das Schaffen des Schauspielers (1913)“, in: Wandlung und Sinn, S. 46. Kayßlers Schauspieltheorie, wie er sie in seinen Schauspielernotizen entwickelte, ist eine Dissertation gewidmet: Kurt Witte: Kunstwollen und Kunstforderung Friedrich Kaysslers mit besonderer Berücksichtigung seiner Theorie der Schauspielkunst und deren historischer Vorstufen. Greifswald 1940. Hier werden Kayßlers Überlegungen ins Rassenpsychologische gewendet, vgl. etwa S. 61.

  84. 84.

    Kayßler: „Worte zum Gedächtnis an Josef Kainz (1910)“, in: Wandlung und Sinn, S. 12.

  85. 85.

    Vgl. seine Huldigungsadresse ans Regime aus dem Jahr 1933 in: Kurt Fricke: Spiel am Abgrund. Heinrich George. Eine politische Biographie. Halle 2000, S. 62. Carl Zuckmayer hat Kayßlers Haltung gegenüber dem NS-Regime wohl zutreffend charakterisiert: „Obwohl gewisse pathetisch phrasenhafte, pseudo-tiefschürfende Züge der Nazi-Ideologie ihm liegen dürften, ist er im Innern ein zu nobler, vornehmer, qualitätsvoller Mensch, um ein Exponent der Nazis geworden zu sein.“ Carl Zuckmayer: Geheimreport, hg. Gunther Nickel und Johanna Schrön. Göttingen 2002, S. 179.

  86. 86.

    Kayßler: Schiller, Über das Erhabene. Lindström/Odeon 1934. Mediathek SLUB-Dresden (online).

  87. 87.

    Vgl. Lotz und Roller (Hg.): Deutsche National-Discographie, Serie 4, Bd. 3, S. 735–745.

  88. 88.

    Kayßler sprach über seine Begegnung mit Christian Morgenstern in einem Rundfunkfeature am 14. März 1935.

  89. 89.

    Immerhin konnte Kayßler zwei Jahrzehnte zuvor schreiben: „Alles, was den Parteimenschen, das schlimmste Ungeheuer unserer Zeit, züchten hilft, müßte ausgeschaltet werden.“ In: Franz Schnaß: Wortkünstler über Gedichtsbehandlung. Beiträge zeitgenössischer Dichter und Sprecher zum kunsterziehenden Deutschunterricht. Osterwieck 1925, S. 126–129, hier: S. 129.

  90. 90.

    Friedrich Kayßler: „Tonfall“, in: „Hintergrund. Besinnungen und Schauspielnotizen in zwei neuen Folgen“, in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, S. 285. Kayßler folgte darin Kainz : Dieser habe jeweils ein Wort besonders betont, „so daß jeder wußte: das war es, was wir wissen mußten, der Kern, der Sinn des Ganzen, das pochende Herz dieses Aktes. […] Das Ganze gab er, und das war das Große an ihm.“ Kayßler: „Worte zum Gedächtnis an Josef Kainz (1910)“, in: Wandlung und Sinn, S. 14.

  91. 91.

    Kayßler: Rilke, Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke. Grammophon 1944.

  92. 92.

    Vgl. Schöne: „Kommentar“, in: Goethe: Faust, FA I, Bd. 7/2, S. 740 f.

  93. 93.

    Heinz Hilpert nannte Kayßler einen „Darsteller von Bildungserlebnissen“ und rühmte besonders seine Faust-Darstellung, er habe hier den „großen geistigen Bogen“ gespannt. Unvergesslich sei besonders „das Ende mit Not und Sorge“ gewesen. Hilpert: Liebe zum Theater, S. 85.

  94. 94.

    Gert Westphal: „Die Feder am Hut … Ausführungen zur Wortschallplatte“, in: Fono-Forum 12 (Dezember 1976), S. 1236–1239, hier: S. 1237.

  95. 95.

    Sehr treffend schrieb der Berliner Theaterkritiker Friedrich Luft in seinem Nachruf in Die Welt vom 5. Dezember 1969 über Wieman: „Er war eigentlich gar kein Schauspieler, eher immer ein Darsteller seiner selbst, ein Prediger, ein auf etwas mürrische Weise sympathischer Bursche mit einer liebenswert rechthaberischen Stimme und Intonation. Er wirkte immer so, wie wenn er eben eine Zitrone gelutscht habe, ständig etwas zusammengezogen, fast ein wenig beleidigt, so als habe er einen zu großen Teil von der Last dieser Welt zu tragen. Er tat sich schwer und hielt mit seiner interessanten Schwermut in fast keiner Rolle hinter dem Berg. Über den ‚Wandervogel‘ war er zur Schauspielerei gekommen. Das hing ihm, im Positiven wie Negativen, bis zu seinem Ende an. Er war nie ein Komödiant, nie einer, dem aus Lust am Spielen das Spiel geriet. Ihn drängte eher, theaterspielend, zu predigen, Menschen zu bessern, zu beeinflussen. Daher denn auch, dass er während des Dritten Reiches sich für Rollen hergab, für die er zu schade war, und dass er versuchte, in der Hitlerjugend auf seine Art missionarisch tätig zu werden.“ Zitiert nach http://www.dieterleitner.de/w2bioglang_9_teil_62_69.htm (Zugriff am 18. Oktober 2016).

  96. 96.

    Vgl. Bernhard Minetti: Erinnerungen eines Schauspielers, hg. Günther Rühle. Reinbek 1988, S. 146.

  97. 97.

    Heinz Ohlendorf und Mathias Wieman (Hg.): Unser Schatzkästlein. Aus ewigem deutschem Besitz. Potsdam 1940. Dieses Buch steht in der bis aufs 19. Jahrhundert zurückgehenden Tradition von Vortragsbüchern, in denen Zuhörer das Gehörte noch einmal nachlesen können. Der Mitherausgeber Ohlendorf gab noch andere Vortragsbücher für den nationalsozialistischen Hausgebrauch heraus, wie Unser Hauslesebuch (Potsdam 1943), in dem der ganze Parnass nationalsozialistischer Dichter versammelt ist: Vor Hölderlin rangiert mit den meisten Beiträgen Hitler . Ohlendorf konnte seine Herausgebertätigkeit nach dem Krieg fortsetzen, etwa mit: Das neue Jugendbuch (Goslar 1950).

  98. 98.

    Herbst (29. Oktober 1939), Freundschaft (12. November 1939), Winter (10. Dezember 1939), Weihnachten (17. Dezember 1939), Das alte und das neue Jahr (31. Dezember 1939), Täglich zu singen (21. Januar 1940), Kinder (4. Februar 1940), Heimat (11. Februar 1940), Gelassenheit (18. Februar 1940), Beethoven (25. Februar 1940), Reifen (10. März 1940), Musik (21. April 1940), Wandern (5. Mai 1940), Mutterliebe (19. Mai 1940).

  99. 99.

    Verlagstext auf dem rückseitigen Umschlag von Ohlendorf und Wieman (Hg.): Unser Schatzkästlein.

  100. 100.

    Ebd., S. 5.

  101. 101.

    So die Formel von Eckert mit ausdrücklichem Bezug auf das Schatzkästlein, Eckert: Der Rundfunk als Führungsmittel, S. 155. Elisabeth Noelle [später Noelle-Neumann ] hat diesen Zusammenhang schon 1940 am Beispiel des Wehrmachts-Wunschkonzerts des Rundfunks auf den Begriff gebracht: „Das Ohr, heißt es, ist der Seele näher als das Auge. Die Stimme, die im vertrauten Wohnzimmer aus dem Lautsprecher kommt, tritt unmittelbarer an den Menschen heran als der Zeitungsdruck oder die Filmaufnahme. Daher ist der Rundfunk am ehesten geeignet, die tausendfältigen Zertrennungen menschlichen Zusammenlebens, die der Krieg mit sich bringt, zu überspannen, und er geht dieser dringlichen Aufgabe jedes kriegführenden Volkes, eine starke Verbindung zwischen Truppe und Heimat zu halten, seit mehr als einem Jahr in vielfältiger Weise nach.“ Elisabeth Noelle: „Der Lautsprecher“, in: Rundfunkarchiv. Zeitschrift für Rundfunkrecht und Rundfunkwirtschaft 13 (1940), S. 429.

  102. 102.

    Vgl. Lotz, Gunren und Roller (Hg.): Discographie der deutschen Sprachaufnahmen, Bd. 4, S. 1423–1429, bes. S. 1427.

  103. 103.

    Diese Textpassagen hatte er bereits 1936 für den Deutschlandsender gesprochen, allerdings noch in Form einer Hörspielfassung, an der auch andere Schauspieler beteiligt waren. Sonderbarerweise wurde diese Faust-Rezitation durch Conrad Ferdinand Meyers Der gleitende Purpur, Mörikes Zum neuen Jahr und Heinrich Anackers Das alte Jahr spricht ergänzt.

  104. 104.

    Eine anschauliche Beschreibung einer Lesung am 13. Mai 1945 findet sich bei Hermann Wagner : „An diesem Sonntag findet im Gefangenenlager um 16:00 Uhr unten am See eine ‚Feierstunde‘ statt. Von den 10.000 bis 12.000 die im Lager sein sollen, kommen etwa 100 Landser zu der von Wieman angebotenen Veranstaltung. […] Mathias Wieman beginnt mit einem Gedicht von Simon Dach und bringt den in atemloser Stille verharrenden Gefangenen weitere Werke aus dem Barock zu Gehör. Er spricht Verse von Andreas Gryphius , Angelus Silesius , Friedrich v. Logau und vielen anderen, aus einem kleinen Gedichtband, den er in den Händen hält. Ebenfalls trägt er auch Texte deutscher Volkslieder vor und schließt mit Paul Gerhardts ‚Sommerlied‘. Da ist es ganz still, noch stiller als in der vergangenen Stunde. Mathias Wieman überblickt seine Zuhörer und sagt: ‚Damit ist unser gemeinsamer Anfang gemacht. Ich wünsche Ihnen allen einen guten Rückweg in die Unterkünfte.‘“ Hermann Wagner: Das Jahr danach – 1945–1946. Kiel 1978, zitiert nach http://www.dieterleitner.de/w2bioglang_6_teil_45_50.htm (Zugriff am 18. Oktober 2016). Vgl. auch den Bericht von Will Quadflieg über eine gemeinsame Lesung in einem Gefangenenlager in Norddeutschland, in: Will Quadflieg: Wir spielen immer. Erinnerungen. Frankfurt 1979, S. 112.

  105. 105.

    Von einem Weinheber -Abend in Göttingen berichtete Hans-Geert Falkenberg in den Hannoverschen Neuesten Nachrichten am 18. September 1948: „Das niederdrückende Schuldbekenntnis des österreichischen Dichters Josef Weinheber – er starb im Frühling 1945 von eigener Hand – stand einsam und hart im Raum: in düsterer Prophetie sich bereits in manchen Gedichten seit 1946 [sic] ankündigend, wird seine dumpfe Qual erst aus dem Nachlass (Salzburg 1947) recht deutlich. So ging man Schritt für Schritt den tragischen Pfad eines früh erkannten und furchtbar gebüßten Irrtums nach und wurde durch den Dichter zur Einsicht ermahnt, zur christlichen Umkehr gerufen. – Für die erste Begegnung mit diesem dunklen Testament ist Mathias Wieman von ganzem Herzen zu danken. Seine edle, voll vokalige Sprache wurde so erschöpfende Dienerin des dichterischen Vermächtnisses, daß man die feierliche Traurigkeit dieser Abendstunde nicht vergessen wird. Die romantische Überhöhung durch den großen Schauspieler Wieman hätte man allerdings gerne gemißt; sie ist eine für einen so genialen Sprecher zu gefährliche Macht, als daß sie nicht verführen könnte, das ‚reine Gedicht‘ verzückt zu glauben, ohne es verstanden zu haben. Doch die Beichte Weinhebers forderte den ethischen Nachvollzug vor der ästhetischen Würdigung.“ Zitiert nach http://www.dieterleitner.de/w2bioglang_6_teil_45_50.htm (Zugriff am 18. Oktober 2016).

  106. 106.

    So auf der Telefunken-Platte Mathias Wieman liest Friedrich Hölderlin in der Serie Wort und Stimme: „In zwei Jahren freiwilliger Gefangenschaft wirkte 1945 die Kraft seiner menschlichen Haltung und seiner künstlerischen Ausstrahlung auf viele Kameraden hinter dem Stacheldraht. Freigelassen, begann auch er mit dem Wiederaufbau, zunächst durch Vortragsabende.“

  107. 107.

    So auf der Porträtplatte Mathias Wieman. Schatzkästlein deutscher Dichtung bei Eurodisc Wort, ca. 1970.

  108. 108.

    Vgl. zu Axel Eggebrecht Hans-Ulrich Wagner: „Das Ringen um einen neuen Rundfunk. Der NWDR unter der Kontrolle der britischen Besatzungsmacht“, in: Die Geschichte des Nordwestdeutschen Rundfunks, hg. Peter von Rüden und Hans-Ulrich Wagner, Hamburg 2005, S. 13–86, hier: S. 35 f.

  109. 109.

    Alexander Badenoch: Voices in Ruins. West German Radio Across the 1945 Divide. Basingstoke 2008, S. 114 und 115 (Übersetzung Meyer-Kalkus).

  110. 110.

    Ebd., S. 89, vgl. S. 116. Vgl. die Darstellung dieses Gesprächs aus der Sicht von Eggebrecht in http://www.dieterleitner.de/w2bioglang_6_teil_45_50.htm (Zugriff am 18. Oktober 2016).

  111. 111.

    Wieman wurde Kulturbotschafter in offizieller Mission, finanziert vom Auswärtigen Amt. So machte er 1954 eine Südamerika-Tournee durch Argentinien, Brasilien, Chile und Uruguay, wo er vor Angehörigen deutscher Kolonien Märchen und Gedichte vortrug, mit Vorliebe Goethe , vgl. http://www.dieterleitner.de/w2bioglang_8_teil_54_61.htm (Zugriff am 18. Oktober 2016).

  112. 112.

    Badenoch: Voices in Ruins, S. 226.

  113. 113.

    Vgl. Lotz und Roller (Hg.): Deutsche National-Discographie, Serie 4, Bd. 4, S. 1423–1429.

  114. 114.

    Der Text dieser Lesungen, zusammengestellt von Hans Egon Gerlach und Otto Herrmann, erschien im Christian-Wegner-Verlag Hamburg 1949 als Buchpublikation.

  115. 115.

    Lotz und Roller (Hg.): Deutsche National-Discographie, Serie 4, Bd. 4, S. 1429.

  116. 116.

    So etwa in den beiden Schlussversen von Gottfried Kellers Abendlied: „Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, / Von dem goldnen Überfluß der Welt!“, die Wieman deklamatorisch herausposaunt.

  117. 117.

    Hans-Geert Falkenberg in den Hannoverschen Neuesten Nachrichten am 18. September 1948, zitiert nach http://www.dieterleitner.de/w2bioglang_6_teil_45_50.htm (Zugriff am 18. Oktober 2016).

  118. 118.

    Stuttgarter Zeitung vom 5. Dezember 1969, zitiert nach http://www.dieterleitner.de/w2bioglang_9_teil_62_69.htm (Zugriff am 18. Oktober 2016).

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Meyer-Kalkus, R. (2020). Die Stimme vor dem Mikrophon. In: Geschichte der literarischen Vortragskunst. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04802-8_17

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