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„Ist Kunst berechenbar?“ Zur Modellierung ästhetischer Maße bei George David Birkhoff und in der Informationsästhetik

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Max Bense

Zusammenfassung

Der Aufsatz beschäftigt sich mit der Herausbildung formalisierter ästhetischer Maßes in der Informationsästhetik mit besonderer Rücksicht auf die Arbeiten von George David Birkhoff, Max Bense und dem Umfeld von Max Bense. Dazu werden zunächst die zentralen Aspekte in George David Birkhoffs Entwurf einer grundlegenden Formel für ästhetische Maße herausgearbeitet. Neben der Klärung einiger wissensgeschichtlicher Voraussetzungen für die zentrale Rolle eines solchen Maßes in der Informationsästhetik steht eine erkenntniskritische Perspektive, die Normalisierungs- und Ontologisierungsprozesse auf einer systematischen Ebene in den Blick nimmt, die auch für die zeitgenössische Entwicklung computergestützter Methoden relevant ist.

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Notes

  1. 1.

    Bense 1968, S. 22.

  2. 2.

    Zur Theorie und Geschichte der Informationsästhetik mit Nennung ihrer Protagonist*innen siehe insbesondere Nake 1974.

  3. 3.

    Pfeiffer 1968.

  4. 4.

    Nake 1974.

  5. 5.

    Vergleiche etwa die McGann-Renear-Debatte zur Frage von Textualität im Zusammenhang mit der computergestützten Aufbereitung und Analyse von Text und die jüngste intensive Wiederaufnahme der Debatte und ihrer Positionen in der Humanist Discussion Group, vgl. Renear 1999; Lachance 2019 sowie die anschließende Debatte in einer ganzen Reihe von Ausgaben des Humanist zwischen 32/388 (2019) und 32/478 (2019). Ein Beispiel für explizite Bezugnahmen ist die Rezeption von dramenanalytischen Ansätzen aus dem Umfeld der Informationsästhetik in der neueren empirischen Dramenforschung, vgl. Reichert 1965; Trilcke 2013, S. 49.

  6. 6.

    Siehe auch Pfeiffer 1972.

  7. 7.

    Bense 1965. Das Buch umfasst vier Arbeiten Benses zur Ästhetik, die seit Mitte der 1950er Jahre in Einzelbänden erschienen waren: Bense 1954; Bense 1956; Bense 1958; Bense 1960.

  8. 8.

    Pfeiffer 1968.

  9. 9.

    Bense 1968.

  10. 10.

    Bense 1965, S. 18.

  11. 11.

    Ebd., S. 20.

  12. 12.

    Bense 1968.

  13. 13.

    Birkhoff hat seine Überlegungen in einem Buch und mehreren Aufsätzen entwickelt, sie sind ausführlich dargestellt in Birkhoff 1933. Ein früher Aufsatz, der die zentralen Überlegungen bereits enthält, liegt mit Birkhoff 1968 in einer deutschen Übersetzung von Elisabeth Walther vor. Zusammenfassungen und ausführliche bibliografische Nachweise zu Birkhoffs ästhetischen Arbeiten liefern Gunzenhäuser 1962, Nake 1974 und insbesondere Douchová 2015.

  14. 14.

    Vgl. zu Rul Gunzenhäuser auch den Beitrag von Toni Bernhart in diesem Band.

  15. 15.

    Das Konzept eines numerischen ästhetischen Maßes ist ein stabiler Bezugspunkt für die Informationsästhetik während der 1960er Jahre, vergleiche die Hinweise auf Birkhoffs Arbeiten in Benses Programmierung des Schönen 1960, in den Studien von Gunzenhäuser seit 1962 und die Veröffentlichung der ersten deutschen Übersetzung 1968.

  16. 16.

    Birkhoff 1968.

  17. 17.

    Birkhoff 1968, S. 3 (eigentlich ohne Paginierung, hier und im Folgenden gezählt ab der ersten Seite des Fließtexts).

  18. 18.

    Hier stellt sich die weiterführende Frage nach den Kriterien für die Festlegung einer Objektklasse und die Möglichkeit, entsprechende Eigenschaften und darauf bezogene Entscheidungen transparent zu machen. Die grafischen Objektklassen bei Birkhoff sind ikonisch vergleichsweise eng gefasst, dabei aber kaum historisch oder kontextuell eingegrenzt. So wird etwa für die untersuchten Vasenformen ein weitgehender transkultureller Geltungsanspruch erhoben, der die Vase als eine Art ästhetische Universalie beschreibt, die in unterschiedlichen Kulturen eine basale Form darstellt (Birkhoff 1933, S. 67).

  19. 19.

    Birkhoff 1968, S. 3.

  20. 20.

    Ebd.

  21. 21.

    Ebd., S. 2 f.

  22. 22.

    In der späteren Ausarbeitung taucht der Begriff an der entsprechenden Stelle gar nicht mehr auf (Birkhoff 1933, S. 11).

  23. 23.

    Ebd., S. 45.

  24. 24.

    Douchová 2015; Nake 1974.

  25. 25.

    Birkhoff 1933, S. 12.

  26. 26.

    Ebd., S. 89 ff.

  27. 27.

    Birkhoff 1968, S. 2.

  28. 28.

    Ebd.

  29. 29.

    Dieses arbiträre Moment der Auswahl bei der Modellierung spezifischer Eigenschaften, das jedem Modell eigen ist, begründet gleichzeitig die vielen Anschlussstudien, die etwa aufgrund der Ergebnisse experimenteller Überprüfungen alte Modelle infrage stellen und neue Modelle entwickeln. Die Naturalisierung der Norm durch Modellierungsentscheidungen ist davon nicht berührt.

  30. 30.

    Shannon 1948; Gunzenhäuser 1962; Bense 2000.

  31. 31.

    Gunzenhäuser 1962.

  32. 32.

    Ebd., S. 100 ff. und 138. Gunzenhäuser greift hier auf Arbeiten aus dem Umfeld der Stuttgarter Informationsästhetik zurück, insbesondere auf Arbeiten von Felix von Cube und von Helmar Frank , der sich nach seiner informationsästhetischen Dissertation an der Universität Stuttgart intensiv mit kybernetischer Lerntheorie und Pädagogik beschäftigt und regelmäßig entsprechende Aufsätze in der Zeitschrift Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaft veröffentlicht, die er gemeinsam mit u. a. Max Bense und Elisabeth Walther auch herausgibt. Die Zeitschrift ist ein wichtiges Publikationsmedium für informationsästhetische Arbeiten und die Verbindung von – dem Titel entsprechend – Kybernetik und Geisteswissenschaft.

  33. 33.

    Siehe zur behavioristischen Verbindung von menschlichem und maschinellem Lernen Hildebrandt 2017; diskursbegründend Turing 1950.

  34. 34.

    Bense 1965, S. 24 f.

  35. 35.

    Ebd., S. 18 ff.

  36. 36.

    Shannon 2003.

  37. 37.

    Eine solche Reflexion findet sich etwa in Frieder Nakes systematischer und rückblickender Arbeit zur Informationsästhetik, deren Niederschrift mit Nakes Weggang aus Stuttgart und einem Aufenthalt in Toronto zusammenfällt, wo sich bereits seit Mitte der 1950er Jahre eine Medientheorie ausgebildet hat, die sich mit den umfangreichen epistemischen und sozialen Effekten von neuen Medien beschäftigt (Nake 1974). Vergleiche zur sogenannten Schule von Toronto insbesondere die Arbeiten von Harold A. Innis und Marshall McLuhan , etwa Innis 1995; Innis 1997; McLuhan 2006.

  38. 38.

    Siehe beispielsweise Bense 2000 mit Nennung von Norbert Wiener , Claude Shannon und Werner Meyer-Eppler . In ihrem Vorwort zu Benses ausgewählten Schriften betont Elisabeth Walther Benses Rezeption der Kybernetik und hebt in einer Fußnote hervor, dass Bense seit 1950 ein Exemplar von Norbert Wieners maßgeblicher Studie Cybernetics or Control and Communication in the Animal and in the Machine in der Ausgabe von 1948 besaß, vgl. Walther 1997, S. XXVII und 400; Wiener 1948. Bemerkenswert ist, dass sich in Benses Texten kaum Hinweise auf die Arbeiten von Alan Turing finden. So findet sich im Literaturverzeichnis zu Benses Programmierung des Schönen ein Eintrag zu Turings Arbeit On Computable Numbers, es fehlt aber eine entsprechende Referenz im Text (Turing 1937; Bense 1960, S. 128). Im Katalog zur Nachlassbibliothek Benses am Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe findet sich außer einem 1987 erschienenen Band mit Schriften Turings (Turing 1987) kein weiterer Hinweis auf eine Beschäftigung mit dessen Arbeiten. Eine weitere Spur findet sich in einem Text Benses mit dem Titel Der Mensch im technischen Zeitalter, der das Verhältnis von Mensch und Maschine aus geschichtsphilosophischer und anthropologischer Sicht behandelt (Bense 1962). Das Konzept der Turing-Maschine, die alle möglichen Maschinen imitieren kann, das heißt die so programmiert werden kann, dass sie alle möglichen speziellen Funktionen bereitstellt, und die also für jede mögliche Maschine transparent ist, bietet viele Anschlussmöglichkeiten für Benses rationalistische Technikphilosophie.

  39. 39.

    Bense 1962; Bense 2004.

  40. 40.

    Bense 1962; Bense 2004.

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Schlesinger, CM. (2019). „Ist Kunst berechenbar?“ Zur Modellierung ästhetischer Maße bei George David Birkhoff und in der Informationsästhetik. In: Albrecht, A., Bonitz, M., Skowronski, A., Zittel, C. (eds) Max Bense. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04753-3_14

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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