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Martin Heidegger: Ende und Anfang. Die Bedeutung von Nietzsches Philosophie für das Denken Heideggers

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Zusammenfassung

Man kann der Frage, welche Bedeutung Nietzsches Philosophie im Denken Heideggers erlangt, auf zwei Ebenen nachgehen: Erstens lässt sich untersuchen, wie Heidegger Nietzsches Werk interpretiert. Demgemäß ist zu ermitteln, was Heidegger als den entscheidenden philosophischen Gehalt deklariert, an dem sich die beschreibbare Wirkung Nietzsches offiziell festmachen lässt. In diesem Sinn ist von der expliziten Wirkungsgeschichte zu sprechen. Zweitens kann man nach der Spur suchen, die Nietzsches Philosophie in Heideggers Denken gleichsam insgeheim hinterlassen hat, ohne dass das von Heidegger kenntlich gemacht, ja, ohne, dass es für ihn selber wirklich durchsichtig geworden wäre. Man berührt hier das, was Heidegger selber als das „Ungedachte“ (WhD, 42), auch als das „Ungesagte“ (Ni 1, 158) jeglichen Denkens ausgewiesen und stets besonders gewürdigt hat. Das trifft sich übrigens mit der Aussage Nietzsches, wonach der Denker, indem er nach Erkenntnis trachtet, sich selber notgedrungen ein fremdes Wesen bleibt. Kurzum, wir stoßen hier auf das, was als implizite Wirkungsgeschichte zu bezeichnen ist.

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Notes

  1. 1.

    „Wir sind uns unbekannt, wir Erkennenden, wir selbst uns selbst […] Wir bleiben uns eben nothwendig fremd, wir verstehn uns nicht […]“ GM, KSA 5, 247.

  2. 2.

    Za, KSA 4, 189.

  3. 3.

    Ebd.

  4. 4.

    EH, KSA 6, 298.

  5. 5.

    „Die konkrete Ausarbeitung der Frage nach dem Sinn von ‚Sein‘ ist die Absicht der folgenden Abhandlung. Die Interpretation der Zeit als des möglichen Horizentes eines jeden Seinsverständnisses überhaupt ist ihr vorläufiges Ziel.“ SuZ, 1.

  6. 6.

    GD, KSA 6, 75.

  7. 7.

    Ebd., 96 f.

  8. 8.

    „Alles Sein ist für Nietzsche ein Werden.“ Ni I, 15.

  9. 9.

    Exakt in diesem Sinn zeichnet Nietzsche das Bild des „letzten Menschen“ Za, KSA 4, 19 f., dem der Entwurf des zu erwartenden „Übermenschen“ ebd., 14 ff. entgegenstellt wird. An anderer Stelle heißt es: „Unsere ganze europäische Cultur bewegt sich seit langem schon mit einer Tortur der Spannung, die von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wächst, wie auf eine Katastrophe los […]: wie ein Strom, der ans Ende will“ N 1887/88, KSA 13,189. – Heidegger spricht vom „Zerfall des Abendlandes“ BzPh, 118, der mit „Weltverdüsterung und Erdzerstörung“ ebd., 119 einhergeht. Demnach ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dass „die Weltzivilisation bald jäh zerstört wird“ SdD, 67. Noch drastischer klingt das Urteil in VuA: „Der Untergang hat sich schon ereignet. Die Folgen dieses Ereignisses sind die Begebenheiten der Weltgeschichte dieses Jahrhunderts“ VuA, 69.

  10. 10.

    Bei Nietzsche findet sich das immer wieder mit dem Bild des Kindes assoziiert: „Euer Kinder Land sollt ihr lieben: […] das unentdeckte, im fernsten Meere! Nach ihm heisse ich eure Segel suchen und suchen!“ Za, KSA 4, 255. Entsprechend ist „der Mensch […] Etwas, das überwunden werden soll“ ebd., 14. – Und bei Heidegger kommt dem Begriff des Anfangs bzw. des „anderen Anfangs“ BzPh, 186 ff., 205 ff. geradezu der Status eines terminus technicus zu.

  11. 11.

    „Was ich erzähle, ist die Geschichte der nächsten zwei Jahrhunderte. Ich beschreibe, was kommt, was nicht mehr anders kommen kann: die Heraufkunft des Nihilismus.“ N 1887/88, KSA 13, 189. Dieser „heraufkommende Nihilismus“ N 1985/86, KSA 12, 129 ist in den Schriften Nietzsches seit 1880 zentrales Thema, und Heidegger setzt sich gerade damit durchgehend auseinander. Man kann sagen, dass seine gesamte Nietzsche-Rezeption an der bei Nietzsche festzumachenden „Grunderfahrung des Nihilismus“ Ni I, 177. orientiert ist.

  12. 12.

    N 1885/86, KSA 12, 125.

  13. 13.

    Man muss hier in erster Linie an die beiden Bände Ni I und Ni II denken, die ausdrücklich dieser Auseinandersetzung gewidmet sind. Vereint finden sich darin die Vorlesungen, die in den Jahren 1936 bis 1940 zum Thema Nietzsche gehalten wurden, außerdem Abhandlungen, die in den Jahren 1940 bis 1946 entstanden sind. In anderen Aufsatz- und Vortragssammlungen Heideggers begegnen uns weitere Texte, die aus der Beschäftigung mit Nietzsche hervorgegangen sind. Vgl. etwa „Nietzsches Wort: ‚Gott ist tot‘“ Hw, 205 ff. „Wer ist Nietzsches Zarathustra?“ VuA, 97 ff. „Zur Seinsfrage“ WM, 379 ff. Und natürlich stoßen wir in vielen anderen Schriften auf unzählige Äußerungen, in denen sich der Bezug zu Nietzsche mehr oder weniger direkt niedergeschlagen hat. Vgl. hier etwa die Vorlesung „Was heißt Denken?“ WhD, die 1951/52 an der Freiburger Universität gehalten und seit 1954 in mehreren Auflagen veröffentlicht worden ist. Vgl. hier insbesondere 19 ff.

  14. 14.

    Heidegger spricht dezidiert von „Seinsgeschichte“ BzPh, 227 ff. u. a. oder von der „Metaphysik als Geschichte des Seins“ Ni II, 399 ff. u. a.

  15. 15.

    Vgl. Nietzsche, etwa die Vorrede zu JGB, KSA 5,12.

  16. 16.

    Ebd.

  17. 17.

    N 1870/71, KSA 7, 199.

  18. 18.

    Auch diese Formel, die Nietzsche sogar als Untertitel für sein nie fertiggestelltes Hauptwerk vorgesehen hatte, ist im Spätwerk, vor allem im Nachlass, durchgehend anzutreffen. Vgl. u. a. N 1885/86, KSA 12, 109.

  19. 19.

    Vgl. zu dieser Auseinandersetzung Nietzsches mit der Philosophie Platons und dem Platonismus Heidegger, insbesondere Ni I, 177 ff. Hier findet sich auch die Zusammengehörigkeit von Platonismus und Nihilismus, wie Nietzsche sie einschätzt, dargestellt. Auf dieser Basis soll deutlich werden, inwiefern Nietzsche mit der Initiative „einer Umdrehung des Platonismus“ ebd., 177 eine Überwindung des Platonismus und des Nihilismus anstrebt. Zu Nietzsches eigener Kritik an der Tradition des Platonismus vgl. etwa GD, KSA 6, 74 ff., insbesondere das, was Nietzsche hier über die „„Vernunft“ in der Philosophie“ vorträgt. Vgl. auch AC, KSA 6, 165 ff.

  20. 20.

    Heidegger deutet in diesem grundlegenden Sinn die gesamte Tradition der abendländischen Philosophie als Geschichte der Metaphysik. Die Auseinandersetzung mit ihr durchzieht das gesamte Werk, so auch die beiden Bände zu Nietzsche. Vgl. insbesondere Ni II, 399 ff., 458 ff., 481 ff. Vgl. Nietzsche selber zur „Psychologie der Metaphysik“ N 1887, KSA 12, 327 f.

  21. 21.

    Entsprechend heißt es: „Die Umkehrung des Platonismus […] verharrt durchaus innerhalb der Metaphysik. Diese Art der Überwindung der Metaphysik, die Nietzsche im Auge hat […], ist […] nur die endgültige Verstrickung in die Metaphysik“ VuA, 75.

  22. 22.

    Heidegger stellt mit Blick auf Nietzsche demgemäß fest, „daß ‚Metaphysik‘ der Name für den Platonismus bleibt“ VuA, 75.

  23. 23.

    Der Sache nach thematisiert Nietzsche diesen Zusammenhang immer wieder im Spätwerk, ausdrücklich in GD, KSA 6, 77 ff. Der Nihilismus taucht hier und in anderen Schriften oft unter anderen Namen auf, so unter dem des „Niedergangs“ ebd., 137 u. a., der „décadence“ ebd., 143. Vgl. hierzu auch Heideggers „seinsgeschichtliche Bestimmung des Nihilismus“ Ni II, 335 ff. sowie die Besinnung auf „Nietzsches Metaphysik“ ebd., 257 ff.

  24. 24.

    Vgl. auch hierzu insbesondere Ni I, 177 ff.

  25. 25.

    Za, KSA 4, 36.

  26. 26.

    Zum Problem des Wertes bei Nietzsche vgl. insbesondere Ni II, 335 ff.

  27. 27.

    FW, KSA 3, 480. Nietzsche formuliert hier diesen Gedanken zum ersten Mal ausdrücklich. Vgl. dazu auch Heideggers Aufsatz „Nietzsches Wort ‚Gott ist tot‘“ in HW, 205 ff.

  28. 28.

    N 1887, KSA 12, 350.

  29. 29.

    Zum Begriff des aktiven und passiven Nihilismus vgl. Nietzsche in N 1887, KSA 12, 350 ff. Heidegger setzt sich damit in Ni II, 335 ff. dezidiert auseinander.

  30. 30.

    Das Motiv der Krankheit taucht bei Nietzsche immer wieder auf, sowohl im Hinblick auf diejenigen, die dem Nihilismus verfallen sind, wie auch in der Besinnung auf die eigene Lebensbestimmung. So diagnostiziert Nietzsche die generelle „Krankhaftigkeit im bisherigen Typus des Menschen […], das physiologische Ringen des Menschen mit dem Tode (genauer: mit dem Überdrusse am Leben, mit der Ermüdung, mit dem Wunsche nach dem ‚Ende‘)“ GM, KSA 5, 366. Und weiter heisst es: „Denn der Mensch ist kränker, unsicherer, wechselnder, unfestgestellter als irgend ein Thier sonst, daran ist kein Zweifel, – er ist das kranke Tier“ ebd., 367. Demgegenüber wird Zarathustra als neuer Mensch, d. h. als der schlechthin „Genesende“ Za, KSA 4, 270 ff. dargestellt. Und in Nietzsches Besinnung auf die eigene Person heisst es: „man kommt aus solchen Abgründen, aus solchem schweren Siechthum […] neugeboren zurück, […] mit einem feineren Geschmacke für die Freude“ FW, KSA 3, 351.

  31. 31.

    Vgl. VuA, 75. Hinsichtlich der Stellung Nietzsches zum Nihilismus heißt es, dass „Nietzsches Metaphysik“ selber „nihilistisch“ Ni II, 342 ist. Heidegger erblickt in ihr sogar die „Vollendung des eigentlichen Nihilismus“ ebd. und nicht etwa dessen Überwindung.

  32. 32.

    Ausdrücklich in Bezug auf Platon heißt es, dass „mit dessen Denken die Metaphysik beginnt“ Ni II, 272. Vgl. auch ebd., 458 ff., außerdem WM, 201 ff.

  33. 33.

    Folgerichtig beginnt Heidegger sein frühes Hauptwerk „Sein und Zeit“ mit dem Nachweis der „Notwendigkeit einer ausdrücklichen Wiederholung der Frage nach dem Sein“. SuZ, § 1, 2.

  34. 34.

    „Und so gilt es denn, die Frage nach dem Sinn von Sein erneut zu stellen“ SuZ, 1. Vgl. auch ebd., § 2, 5 ff.

  35. 35.

    So bereits in SuZ, § 2, 6 ff.

  36. 36.

    Heidegger nennt in dieser konkreten Bedeutung das Seiende „das Sich-an-ihm-selbst-zeigende“, das sich entsprechend „in verschiedener Weise […] on ihm selbst her zeigen“ SuZ, § 7, 28 kann. In diesem grundsätzlichen Sinn zielt Heideggers Phänomenologie darauf, dass und wie sich Seiendes in seinem Sein zeigt. Entsprechend heißt es: „Sachhaltig genommen ist die Phänomenologie die Wissenschaft vom Sein des Seienden.“, sofern nämlich „Phänomen […] immer nur das ist, was Sein ausmacht, Sein aber je Sein von Seiendem ist“ ebd., 37.

  37. 37.

    Deshalb sieht Heidegger die Notwendigkeit, dass man sich – mit Blick auf den Ursprung der „Seinsfrage selbst“ – um „die Durchsichtigkeit ihrer eigenen Geschichte“ SuZ, § 6, 22, in diesem konkreten Sinn um „Auflockerung der verhärteten Tradition“ ebd., d. h. um deren „Destruktion“ ebd. bemüht. Vgl. hierzu auch BzPh, 174 ff.

  38. 38.

    Entsprechend fragt Heidegger: „Ist nun aber das Ende der Philosophie […] auch schon die vollständige Verwirklichung aller Möglichkeiten […]? Oder gibt es […] außer der gekennzeichneten letzten Möglichkeit […] eine erste Möglichkeit, von der das Denken der Philosophie zwar ausgehen mußte, die sie jedoch als Philosophie nicht eigens erfahren und übernehmen konnte?“ SdD, 65.

  39. 39.

    So findet sich ja bereits früh die zentrale These: „Sein ist jeweils das Sein eines Seienden“ SuZ, § 3, 9.

  40. 40.

    Entsprechend will Heidegger zeigen, „daß das, von wo aus […] überhaupt so etwas wie Sein“ verstanden und ausgelegt wird, „die Zeit ist“ SuZ, § 5, 17.

  41. 41.

    Entsprechend „handelt es sich“, so Heidegger, „nicht um eine »Gegnerschaft« gegen die »Metaphysik«, wodurch sie ja gerade erneut in Stellung gebracht würde, sondern um eine Überwindung der Metaphysik aus ihrem Grunde“ BzPh, 173.

  42. 42.

    „Die Tradition macht sogar eine solche Herkunft überhaupt vergessen. Sie bildet die Unbedürftigkeit aus, einen solchen Rückgang in seiner Notwendigkeit auch nur zu verstehen“ SuZ, § 6, 21. Die Konsequenz ist, daß der Mensch „die elementarsten Bedingungen nicht mehr versteht, die einen positiven Rückgang zur Vergangenheit im Sinne einer produktiven Aneignung ihrer allein ermöglichen“. Ebd.

  43. 43.

    „Die Metaphysik denkt das Seiende in der Weise des begründenden Vorstellens. Denn das Sein des Seienden hat sich seit dem Beginn der Philosophie und mit ihm als der Grund […] gezeigt. Der Grund ist jenes, von woher das Seiende als ein solches in seinem Werden, Vergehen und Bleiben […] ist, was es ist und wie es ist. […] Der Grund hat […] den Charakter des Gründens als ontische Verursachung des Wirklichen […]“ SdD, 62.

  44. 44.

    Vgl. Ni II, 335 f. Entsprechend muss Heidegger „Nietzsche als das Ende der abendländischen Metaphysik begreifen“ BzPh, 176. Vgl. auch: „Mit Nietzsches Metaphysik ist die Philosophie vollendet“ VuA, 79.

  45. 45.

    Entsprechend macht Heidegger auch für Nietzsche geltend: „Alle Behandlung der Leitfrage ist und bleibt Bemühung um die Antwort und Antwortfindung“ Ni I, 455.

  46. 46.

    Vgl. VuA, 75.

  47. 47.

    Vgl. hierzu und zum folgenden insbesondere Ni I, 255 ff. sowie Ni II, 7 ff.

  48. 48.

    Vgl. hierzu und zum folgenden insbesondere Ni I, 11 ff. sowie ebd., 473 ff., auch Ni II, 7 ff.

  49. 49.

    Zum Thema des Willens bei Nietzsche vgl. Ni I, 44 ff.

  50. 50.

    Vgl. hierzu Ni I, 467. In der Tat findet sich hier „der Wille zur Macht in seiner höchsten Gestalt“ an der „Augenblicklichkeit“ festgemacht, ebd.

  51. 51.

    Entsprechend heißt es: „Mit Nietzsches Metaphysik ist die Philosophie vollendet. Das will sagen: sie hat den Umkreis der vorgezeichneten Möglichkeiten abgeschritten“ VuA, 79. Vgl. auch BzPh, 176.

  52. 52.

    Heidegger spitzt den Gedanken zu: „Die Metaphysik ist als Metaphysik der eigentliche Nihilismus“ Ni II, 343. Vgl. auch ebd., 350.

  53. 53.

    Die „Metaphysik Platons ist nicht weniger nihilistisch als die Metaphysik Nietzsches. In jener bleibt das Wesen des Nihilismus nur verborgen, in dieser kommt es voll zum Erscheinen“ Ni II, 343. Und weiter heisst es: „Gott ist tot. Das ist […] das Wort […], in der sich der eigentliche Nihilismus vollendet“ ebd., 348.

  54. 54.

    „Hier sitze ich und warte, alte zerbrochene Tafeln um mich und auch neue halb beschriebene Tafeln. Wann kommt meine Stunde?“ Za, KSA 4, 246.

  55. 55.

    Entsprechend gilt es, diese „Vergessenheit durch eine Erinnerung als Vergessenheit zum Vorschein ihrer verborgenen Macht [zu] bringen“ BzPh, 107.

  56. 56.

    „Das Wesen des Nihilismus ist die Geschichte, in der es mit dem Sein selbst nichts ist“ Ni II, 338.

  57. 57.

    Demgemäß heißt es: „Das seinsgeschichtliche Wesen des Nihilismus ist die Seinsverlassenheit“ VuA, 87. Zu Seinsvergessenheit und Seinsverlassenheit vgl. u. a. BzPh, 107; Ni II, 355; VuA, 68.

  58. 58.

    Entsprechend fordert Heidegger, „daß die Seinsverlassenheit in ihrer langen und verdeckten, sich selbst verdeckenden Geschichte erinnert wird“ BzPh, 112.

  59. 59.

    Vgl. hierzu BzPh, 119 ff., auch Hw, 73 ff.

  60. 60.

    „Nietzsches Metaphysik ist demnach keine Überwindung des Nihilismus. Sie ist die letzte Verstrickung in den Nihilismus“ Ni II, 340.

  61. 61.

    Exakt im Sinne einer solchen Alternative thematisiert Heidegger einen „anderen Anfang der Geschichte“ BzPh, 91.

  62. 62.

    Aus diesem Grund richtet Heidegger das Augenmerk auf das Seiende, d. h. auf das, „was sich zeigt, so wie es sich von ihm selbst her zeigt“ SuZ, § 7, 34. Weiter heißt es: „Weil Phänomen […] immer nur das ist, was Sein ausmacht, Sein aber je Sein von Seiendem ist, bedarf es für das Absehen auf eine Freilegung des Seins zuvor einer rechten Beibringung des Seienden selbst“ ebd., 37.

  63. 63.

    Um allerdings auch den Unterschied deutlich zu machen, ändert Heidegger zuweilen die Schreibweise. Man liest dann „Seyn“ BzPh, 3 ff. statt Sein. In WM, 379 findet sich das Wort ‚Sein‘ in Gestalt seiner „kreuzweisen Durchstreichung“ ebd., 405.

  64. 64.

    Heidegger thematisiert „die Unterscheidung von Leitfrage und Grundfrage“ BzPh, 169 ff. bzw. den „Übergang von der Leitfrage […] zur Grundfrage“ ebd., 171. Vgl. auch Ni I, 458.

  65. 65.

    Vgl. auch WM, 175 ff., 201 ff. u. a.

  66. 66.

    Vgl. auch ebd., 342 ff. u. a.

  67. 67.

    Das Wort ‚Ereignis‘ stellt innerhalb der Spätphilosophie Heideggers eine Art terminus technicus dar. Vgl. u. a. BzPh, 3 ff. Die „Einzigkeit des Seyns als Ereignis“ BzPh, 375 soll vor Augen geführt werden. Vgl. auch die Tatsache, dass Heidegger für die BzPh den Untertitel „Vom Ereignis“ wählt.

  68. 68.

    So stellt Heidegger in einer Rückbesinnung auf SuZ fest, worum es ihm bereits dort zu tun war: „Die „Zeit“ sollte erfahrbar werden als der […] Spielraum der Wahrheit des Seyns“ BzPh, 242. Vgl. ebd., 371 ff.

  69. 69.

    Demgemäß haben wir es mit einem „übergänglichen Denken“ BzPh, 171 zu tun. Den eigenen Denkweg bezeichnet Heidegger als „Übergang“ ebd., und dieser sei „geschichtlich begriffen die Überwindung und zwar die erste und erstmögliche aller ‚Metaphysik‘“ ebd.

  70. 70.

    Entsprechend soll bereits in SuZ das „Sein aus der Zeit begriffen werden“ SuZ, § 5, 18.

  71. 71.

    Zum folgenden und zu Heideggers Ansatz, die Zeit nicht im Sinn eines linearen Verlaufs, sondern in neuer Weise zu denken, vgl. BzPh, 371 ff., außerdem SdD, 1 ff.

  72. 72.

    „Phänomenal ursprünglich“ vielmehr soll „die Zeitlichkeit erfahren“ SuZ, § 61, 304 werden. Dagegen wird die Vorstellung eines endlosen zeitlichen Verlaufs als „vulgäre Zeitauslegung“ ebd., § 81, 422 abgesetzt. Heidegger thematisiert „die Genesis des vulgären Zeitbegriffes“ ebd., 420 ff.

  73. 73.

    Exakt in diesem Sinn ist „zunächst die Frage zu stellen, ob und inwieweit im Verlauf der Geschichte […] überhaupt die Interpretation des Seins mit dem Phänomen der Zeit thematisch zusammengebracht und ob die hierzu notwendige Problematik der Temporalität grundsätzlich herausgearbeitet wurde und werden konnte“ SuZ, § 6, 23.

  74. 74.

    Neben dem Titel Sein und Zeit vgl. auch „Zeit und Sein“ SdD, 1 ff., „Der Zeit-Raum“ BzPh, 371 ff.

  75. 75.

    „Das Glück meines Daseins, seine Einzigkeit vielleicht, liegt in seinem Verhängniss: ich bin, um es in Räthselform auszudrücken, als mein Vater bereits gestorben, als meine Mutter lebe ich noch“ EH, KSA 6, 264. Nietzsche bezeichnet das in der Folge als seine „doppelte Herkunft, gleichsam aus der obersten und der untersten Sprosse des Lebens, décadent zugleich und Anfang“ ebd. Weiter heißt es: „Ich habe für die Zeichen von Aufgang und Niedergang eine feinere Witterung als je ein Mensch gehabt hat, […] – ich kenne Beides, ich bin Beides“ ebd. Er kennt sich entsprechend aus „mit einem Excess von Schmerzgefühl“ ebd., 265, „Martern, die ein ununterbrochner dreitägiger Gehirn-Schmerz sammt mühseligem Schleimerbrechen mit sich bringt“ ebd. „Brauche ich, nach alledem, zu sagen, dass ich in Fragen der décadence erfahren bin? Ich habe sie vorwärts und rückwärts buchstabirt“ ebd. Und weiter: „Ich habe es jetzt in der Hand, ich habe die Hand dafür, Perspektiven umzustellen: erster Grund, weshalb für mich allein vielleicht eine ‚Umwerthung der Werthe‘ überhaupt möglich ist“ ebd., 266.

  76. 76.

    Vgl. hierzu „die durchschnittliche Alltäglichkeit“ SuZ, § 9, 43 ff.

  77. 77.

    Vor allem in BzPh findet sich das Motiv an prominenter Stelle. Heidegger spricht hier ausdrücklich von „Augenblicksstätte“ BzPh, 371 ff. Aber alles in allem bleibt dunkel, was damit gemeint ist. In Ni I, 466 f., kommt Heidegger ebenfalls auf den Augenblick zu sprechen. Jedoch auch hier denkt er ihn nicht vom Augenblick selber her, sondern – ganz im metaphysischen Sinn – als einzelnen Moment im zeitlichen Ablauf der Wiederkehr. Die konsequente Ausarbeitung einer anderen und neuen Erfahrung, die mit dem Augenblick zu machen wäre, fehlt.

  78. 78.

    Za, KSA 4, 197 ff. Heidegger widmet diesem Stück übrigens eine eigene umfangreiche Interpretation in Ni I, 289 ff. sowie 438 ff. Aber obwohl hier die Bedeutung des Augenblicks geradezu mit Händen zu greifen ist, bleibt die entsprechende Besinnung auf ihn doch weitgehend aus.

  79. 79.

    Vgl. Za, KSA 4, 199 f.

  80. 80.

    Ebd.

  81. 81.

    Ebd., 200.

  82. 82.

    Vgl. hierzu und zum Folgenden auch meine Interpretation in Oberthür 2016.

  83. 83.

    Za, KSA 4, 153.

Literatur

  • Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Werke Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Hg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München/Berlin/New York 1988 ff.

    Google Scholar 

  • Oberthür, Johannes: Lachendes Rätsel. Nietzsche und das Paradox der ewigen Wiederkehr, in: Günter Gödde/Nikolaos Loukidelis/Jörg, Zirfas (Hg.): Nietzsche und die Lebenskunst, Stuttgart 2016, 188–198.

    Google Scholar 

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Oberthür, J. (2019). Martin Heidegger: Ende und Anfang. Die Bedeutung von Nietzsches Philosophie für das Denken Heideggers. In: Brock, E., Georg, J. (eds) "- ein Leser, wie ich ihn verdiene". J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04725-0_3

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