Zusammenfassung
Der Beitrag zeigt zunächst auf, weshalb die altgriechische Liedkultur der Archaik und Klassik aufgrund ihrer historischen Bedingungen Modell und Grundlage für den europäisch-westlich geprägten Zusammenhang von „Literatur und Religion“ werden konnte. Methodisch wird dieser auf der Basis einer mythisch-rituellen Poetik und einer ästhetischen sowie symbolischen Verarbeitung von zentralen Metaphern festgemacht, welche die funktionale Einbettung in die Lebenswelt mit der „poietischen“ Textur verweben. Danach wird das theoretische Fundament am konkreten Beispiel eines Liedes Sapphos, fr. 2 Voigt, veranschaulicht, in dem das Sakrale als Szenario der umfassenden Erziehung zur Schönheit im als Chor konzipierten Mädchenkreis dient. Aufgrund dieses „Sitzes im Leben“ werden in einer vom Mythos und Ritual bestimmten traditionellen Gesellschaft konkrete bzw. imaginierte Eindrücke als Metaphern, die das basale Leben in sinnlich-körperlicher und kognitiver Hinsicht umschreiben, in Bewegung gesetzt. Das Lied wird somit in seiner poetisch-symbolischen Bedeutung, die in Funktion zur Begleitung des einschneidenden Übergangs der Mädchen zum sozialen Leben als erwachsene Frauen steht, gelesen und in seiner ästhetischen Dimension gewürdigt. Das Heilig-Reine überhöht die Naturimpressionen in multimedial hergestellten Synästhesien, in denen der Selbstbezug auf die festliche choreia und die musikalisch-poetische Dimension die Einzelelemente auf der Makro- wie Mikroebene zu einer alle Sinne affizierenden Erfahrung im ereignishaften Vollzug der Performance verschmelzen lässt.
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Bierl, A. (2019). Griechische Literatur – ein Musterfall von „Literatur und Religion“ (mit einer Interpretation von Sapphos Fragment 2 Voigt). In: Braungart, W., Jacob, J., Tück, JH. (eds) Literatur / Religion. Studien zu Literatur und Religion / Studies on Literature and Religion, vol 1. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04694-9_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04694-9_2
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-04693-2
Online ISBN: 978-3-476-04694-9
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