Zusammenfassung
Die Moderne macht sich keinen Begriff vom Ende, sie macht sich mit der Zukunft zu schaffen. Die Utopie der neuen Anfänge überspielt das Ende des Alten und vergißt das alte Ende. Es hält sich in der verkappten lexikalischen Solidarität, in der jedes Ende, das tatsächlich eines ist, der Tod jedes Einzelnen, ein »tragisches Ende« heißt. Das sogenannte happy end ist dagegen nur der Anfang eines neuen Lebens, mit dessen Aussicht wir am Ende des Films ins weitergehende eigene entlassen werden. Daß es verpönt ist, fällt der Kunst als Problem zu. Schon die christliche Philosophie war mit dem Ende der Zeit in die Verlegenheit geraten, den zu erwartenden katastrophischen Charakter des innergeschichtlichen Endes mit der außergeschichtlichen Erwartung in Einklang zu bringen. Indessen: »Daß es ›so weiter‹ geht, ist die Katastrophe. Sie ist nicht das jeweils Bevorstehende, sondern das jeweils Gegebene.« Benjamin hatte diese Einsicht am 17. Jahrhundert gewonnen, das nach antiken Maßen einen Begriff vom Ende zurückzugewinnen schien. Milton, dessen Epos vom Paradise Lost (und das hieß implizit auch schon Paradise Regained) die Vorlage für eine christliche Metamorphose in puritanisches Leistungsethos abgegeben hatte, schließt sein Werk mit einer eigenwilligen, obskuren Aneignung von tragischem Pathos. Samson Agonistes schlägt ein Ende an, wie es allenfalls im antiken Gewand denkbar war und geblieben ist.
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Haverkamp, A. (2018). All Passion Spent — The End Samson Agonistes oder: Das Ende der Gerechtigkeit. In: Klopstock/Milton – Teleskopie der Moderne. Abhandlungen zur Literaturwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04684-0_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04684-0_10
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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