Zusammenfassung
Richard Wagner hat seinen theatralen Weltentwurf vom Anfang und Ende der Zeiten – wie er in »Mein Leben« formuliert – »nach dem Anfange vordringend«, also in umgekehrter Reihenfolge, entworfen. Die Kritik Eduard Devrients – »daß, ehe man Siegfried und Brünnhilde in ihrem feindseligen Konflikte vor sich sähe, dieses Paar zuvor in seinem wahren, ungetrübten Verhältnis einmal kennen gelernt worden sein müßte« – und sein eigenes Bedürfnis nach szenischer, handlungsmäßiger Darstellung, »um vollkommen von der Bühne herab verstanden zu werden« (Brief an Theodor Uhlig, 12. Dezember 1851), bewogen ihn 1851, dem 1848 gedichteten Drama »Siegfrieds Tod« – der späteren »Götterdämmerung« – ein heroisches Märchen »Der junge Siegfried « vorauszuschicken. »In ihm«, so Wagner am 20. November 1851 brieflich an Franz Liszt, »sollte alles, was in ›Siegfrieds Tod‹ teils erzählt, teils als halb bekannt vorausgesetzt wird, in frischen, heitren Zügen durch wirkliche Darstellung vorgeführt werden … Meiner nun gewonnenen innersten Überzeugung nach kann … ein Kunstwerk … nur dann seine richtige Wirkung haben, wenn die dichterische Absicht in allen ihren irgend wichtigen Momenten vollständig an die Sinne mitgeteilt wird … Ich muß daher meinen ganzen Mythos, nach seiner tiefsten und weitesten Bedeutung, in höchster künstlerischer Deutlichkeit mitteilen, um vollständig verstanden zu werden ; nichts darf von ihm irgendwie zur Ergänzung durch den Gedanken, durch die Reflexion übrigbleiben. «
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Schweikert, U. (2018). Titanenscherzo. In: Erfahrungsraum Oper. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04652-9_30
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04652-9_30
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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