Zusammenfassung
In einem viel beachteten Essay hat Ria Endres das Werk Bernhards einer enragierten Kritik unterzogen, die symptomatisch ist für die skizzierten Differenzen zwischen seinen Aufwertungen des »Geisteskranken« und den dominanten Formen der Aufwertungen des Wahnsinns durch die literarische Intelligenz der siebziger und achtziger Jahre. Den (bloß) »wahnhaften« Diskurs Bernhards, der sich in einem geschwätzigen Leerlauf von permanenten Wiederholungen »zwischen Vernunft und Wahnsinn anzusiedeln«[1] versuche, grenzt Endres von dem Diskurs ab, der allein das Prädikat »wahnsinnig« verdiene: dem weiblichen. Die männlichen Geistesmenschen und Genies in Bernhards Werk fürchten sich vor dem unkontrollierbaren Wahnsinn in dem Maße, wie sie ihre Angst, ihren Ekel und ihre Verachtung gegenüber der Natur, der Geschlechtlichkeit und der Frau bekunden. »Die letzten Genies wollen ihre Reise in die Abstraktion ohne die Frau machen. Es gelingt ihnen nicht. In ihren mechanischen Bewegungen liegt das Verbot, in bestimmte Räume vorzudringen. Es sind dies die Räume der Lust, des Traums, des Wahnsinns,… der Frau«.[2]
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Anz, T. (1989). Wahnsinn und Weiblichkeit. In: Gesund oder krank?. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04410-5_8
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