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Die pathogene Gesellschaft und ihre ›kranken‹ Institutionen

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Gesund oder krank?
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Zusammenfassung

Wie eine knappe Zusammenfassung des normativen Gehalts von Karin Strucks »Klassenliebe« und Peter Schneiders »Lenz« hörten sich etwa ein Jahr nach dem Erscheinen beider Texte die Appelle Hans Christoph Buchs beim Grazer Literatursymposion des »Steirischen Herbstes« an: »Hören wir endlich auf, uns für die Unterdrückung unserer eigenen Bedürfnisse an unserer Umwelt zu rächen; hören wir auf, die idiotische Trennung von persönlicher und politischer Erfahrung mitzumachen [...]; hören wir auf, uns hinter dem Rücken der Arbeiterklasse zu verstecken [...]; hören wir auf, stellvertretend für andere deren Erfahrungen zu beschreiben, die wir nur aus Statistiken oder aus ein paar Wochen freiwilliger Fabrikarbeit kennen, schreiben wir über unsere eigenen Erfahrungen! [...] ich finde, daß wir nicht länger auf Befreier hören sollten, die im Privatleben Unterdrücker sind und die uns dazu auffordern, die Befriedigung unserer Bedürfnisse bis nach der Revolution zu verschieben. «[1] Nicht erst das die Gemeinschaft von Sprecher und Zuhörer evozierende »wir« zeigt deutlich: Die Rede richtete sich, und auch das hatte sie mit »Klassenliebe« und »Lenz« gemeinsam, vornehmlich an einen Kreis von Intellektuellen, die ihrem Selbstverständnis nach der Linken zugehörten. Die »Neue Subjektivität« war zu Beginn der siebziger Jahre zunächst eine linksinterne Angelegenheit. Nur als diese hatte sie, wenn überhaupt, den innovatorischen Charakter, der das Attribut »neu« rechtfertigte. In zum Teil entschiedener Distanz zur Studentenbewegung hatten sich schon vor 1970 etliche junge Autoren ganz ihrem eigenen Subjekt und seiner Innenwelt verschrieben.

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Anmerkungen

  1. Zitiert nach einem Bericht von Hanno Kühnert: »Dem kranken System den Todesstoß«. In: Süddeutsche Zeitung, 6. November 1972, S. 6. — Dokumentationen zum SPK: Basisgruppe Medizin Gießen/Fachschaft Medizin Gießen (Hg.) 1970 und 1971; Informationszentrum Rote Volksuniversität (Hg.) 1972.

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  2. Vgl. Wanda von Baeyer-Katte: Ärzte, eine kleine radikale Minderheit. Das Heidelberger Sozialistische Patientenkollektiv oder: Die Propagierung der umgekehrten Weltsicht. In: Rheinischer Merkur/Christ und Welt, 7. Mai 1982.

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  3. Walter Boehlich: Wildwuchs, nicht länger geduldet. In: Der Spiegel, 31. Januar 1972, S. 122.

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Anz, T. (1989). Die pathogene Gesellschaft und ihre ›kranken‹ Institutionen. In: Gesund oder krank?. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04410-5_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04410-5_6

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00652-3

  • Online ISBN: 978-3-476-04410-5

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