Zusammenfassung
Die ideengeschichtlichen Studien über das “Politische” in der Romantik, leiden, soweit sie diese begriffliche Verbindung ausdrücklich hervorheben, unter dem Mangel, daß sie, sowohl in ihrer Fragestellung, als auch in ihrer Methodik, den Bereich “Politik” und die daraus sich ergebenden Begriffsfelder wie “Macht,” “Staat,” “Eigentum,” “Gesellschaft,” “Repräsentation” usw., fast ausschließlich aus dem in der Primärliteratur behaupteten und demonstrierten Zusammenhang lösen und entgegen der romantischen Programmatik isoliert darstellen. Sie vergessen fast alle Novalis’ zielführende Formulierung: “Romantik. Absolutierung -Universalisierung — Classification des individuellen Moments, der ind(ividuellen) Situation etc. ist das eigentliche Wesen des Romantisierens.”1 Die Nichtbeachtung dieser paradigmatischen Formel führt in der Rezeption der Romantik zu einer verwirrenden Vielfalt, von zweifelsohne philologisch akribischen, aber nicht besonders fruchtbaren und sehr heterogenen Ansätzen, die sich in ihrem Ergebnis in der ideengeschichtlichen Literatur unter folgenden Gesichtspunkten subsummieren lassen:
-
1.
Die “politische” Romantik ist der Ausdruck der individuellen Willkür, eines schließlich hemmungslosen Subjektivismus. “So löst sich die tumultarische Buntheit des Romantischen in ihr einfaches Prinzip eines subjektivierten Occasionalismus auf, und der geheimnisvolle Widerspruch der verschiedenen politischen Richtungen der sogenannten politischen Romantik erklärt sich aus der moralischen Unzulänglichkeit eines Lyrismus, der jeden beliebigen Inhalt zum Anlaß ästhetischen Interesses nehmen kann.”2
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Notizen
Carl Schmitt, Politische Romantik, 2. Aufl. (1925), S. 227.
Othmar Spann, Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl. (1919), S. 85.
Georg Lukács, Geschichte und Klassenbewußtsein, 2. Aufl. (1971), S. 253.
Karl W. Deutsch, Politische Kybernetik, Modelle und Perspektiven, 2. Aufl. (1970), S. 17.
Friedrich Borden, “Die deutsche Romantik und die Wissenschaft. Eine Untersuchung über den romantischen Wissenschaftsbegriff,” Archiv für Kulturgeschichte, 21 (1931) 49.
Ernst Bloch, Das Materialismusproblem, seine Geschichte und Substanz (1972), S. 180.
Friedrich Wilhelm Josef Schelling, Von der Weltseele, eine Hypothese der höheren Physik zur Erklärung des allgemeinen Organismus, hrsg. Manfred Schröter (1965), 1. Hauptband, S. 568.
Friedrich Wilhelm Josef Schelling, Ideen zu einer Philosophie der Natur, Schellings Werke, hrsg. Manfred Schröter (1965), 1. Hauptbd., S. 663.
Walter Benjamin, Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik, Walter Benjamin, Gesammelte Schriften, hrsg. Tillman Rexroth, 1. Aufl. (1972), 1/1, 58.
Vgl. John Neubauer, Bifocal Vision, Novalis’ Philosophy of Nature and Disease (1971).
Hans-Joachim Mähl, Die Idee des goldenen Zeitalters im Werk des Novalis (1965), S. 331.
Vgl. Adam Heinrich Müller, Die Lehre vom Gegensatze, in ders., Kritische, ästhetische und philosophische Schriften, hrsg. Walter Schroeder und Werner Siebert (1967), 2 Bde.
Vgl. Karl Eduard Rothschuh, “Spontanität und Zwangsläufigkeit im Erkenntnisfortschritt, gezeigt an der Geschichte der Physiologie,” in Entwicklungstendenzen in der Forschung, Werkstattgespräche, hrsg. Hans Wilhelm Hetzler (1966), S. 87–108.
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Stanslowski, V. (1978). Bürgerliche Gesellschaft als Organismus Zum Verhältnis von Staats- und Naturwissenschaften in der “Politischen Romantik”. In: Brinkmann, R. (eds) Romantik in Deutschland. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04397-9_6
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