Zusammenfassung
Das Klischeebild des schwärmenden Romantikers hat die wissenschaftliche Forschung aufgrund der theoretischen Leistungen der Frühromantik, auch im Gebiet der Naturwissenschaft, längst als revisionsbedürftig erklärt. Naturphilosophie und frühromantische Naturwissenschaft erscheinen jedoch als problematisch, wenn man sie mit den naturwissenschaftlichen Strömungen der letzten anderthalb Jahrhunderte in Verbindung zu bringen sucht. Korff findet z.B., daß die für die Romantik typische “Naturentschleierung” in Novalis’ Die Lehrlinge zu Sais nicht diejenige der rationalen Naturwissenschaft sei,2 und meint, Novalis treibe “keine Naturphilosophie, sondern Mystik der Natur.”3 Kluckhohn betrachtet es als den größten Gewinn der romantischen Naturanschauung, daß “an Stelle der Fremdheit und Geringachtung der Natur gegenüber … eine gefühlsmäßige Bindung des Menschen an die Natur getreten” sei.4 Henel kommt in seinem Aufsatz über die romantische Erlebnisdichtung zum Schluß: “Wenn man, wie füglich, zugibt, daß die Naturwissenschaft und Kants Philosophie die bestimmenden Tendenzen der europäischen Geistesgeschichte darstellen, so war die romantische Naturauffassung (und damit auch die romantische Dichtung) nur ein großartiges Zwischenspiel.”5
Das Potenziren des Objekts hält Schritt mit den Stufen der Reflexion im Subjekt. (KA, XVIII, 405)1
Der Geist ist das potenzirende Princip. (N, III, 283)
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Notizen
H.A. Korff, Geist der Goethezeit, 6. Aufl. (1964), III, 527.
Paul Kluckhohn, Das Ideengut der deutschen Romantik, 5. Aufl. (1966), S. 34.
Heinrich Henel, “Erlebnisdichtung und Symbolismus,” DVjs, 32 (1958), 81.
Zu Novalis’ “Variationstechnik” siehe Oskar Walzel, “Die Formkunst von Hardenbergs ‘Heinrich von Ofterdingen’,” GRM, 7 (1915–19), 403–44 u. 465–79.
Siehe dazu Hugo Kuhn, “Poetische Synthesis oder ein kritischer Versuch über romantische Philosophie und Poesie aus Novalis’ Fragmenten,” ZfPhF, 5 (1950–51), 161–78 u. 358–84.
William Wordsworth, Poetical Works, hrsg. Thomas Hutchinson, 2. Aufl. (1967), S. 145.
F.W. Bateson, Wordsworth, A Re-Interpretation, 2. Aufl. (1955), S. 29f.
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Neubauer, J. (1978). Zwischen Natur und mathematischer Abstraktion: der Potenzbegriff in der Frühromantik. In: Brinkmann, R. (eds) Romantik in Deutschland. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04397-9_13
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