Kunst und Wissenschaft

Zusammenfassung

»In place of a hermeneutics we need an erotics of art.« So lautet die eindrucksvolle Konklusion von Susan Sontags berühmtem Essay »Against Interpretation« von 1964. Der Essay ist ein Beitrag zu der Debatte gegen die Intellektualisierung der Kunst und für eine Rückkehr zu den ästhetischen Aspekten der Kunst, zum inneren Erlebnis, zu Nähe und Faszination. Das Leben der Moderne betäubt die Erlebnisse unserer Sinne durch schiere Überfütterung:

Das Wichtigste heute ist die Rückgewinnung unserer Sinne. Wir müssen lernen, mehr zu sehen, mehr zu hören und mehr zu fühlen.

Unsere Aufgabe besteht nicht darin, einem Kunstwerk soviel Inhalt wie möglich zu entnehmen oder womöglich mehr aus ihm herauszupressen, als eigentlich darin enthalten ist. Unsere Aufgabe ist vielmehr, den Inhalt soweit zu reduzieren, dass wir das Werk selbst sehen können.

Die Aufgabe jedweden Kommentars zur Kunst muss heute sein, die Kunstwerke — und analog dazu unsere eigenen Erlebnisse — für uns wirklicher zu machen. Die Aufgabe der Kritik müsste sein zu zeigen, wie es das ist, was es ist, ja, geradezu, dass es ist, was es ist, anstatt zu zeigen, was es bedeutet (14; dt. Ausg. 18).