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Zusammenfassung

Die Kapitel II. und III. haben das Funktionsprinzip zweier Romanwelten beschrieben. In moralischer Hinsicht ist dieses Funktionsprinzip nicht unproblematisch — was sich am eindrücklichsten in den Immoralismusvorwürfen widerspiegelt, gegen die sich beide Autoren verteidigen mußten. In den folgenden beiden Kapiteln soll daher untersucht werden, wie mit demdargestellten Funktionsprinzip innerhalb der Werke moralisch umgegangen wird. Den ersten Ansatzpunkt hierfür bietet die auktoriale Erzählerfigur. Eine mögliche Strategie der Autoren sogenannter unmoralischer Schriften, sich gegen Immoralismus-vorwürfe mit der möglichen Folge einer Zensur zu verwahren, besteht darin, sich als Beobachter zu präsentieren, die für das Beschriebene nicht verantwortlich sind. Diese Haltung kann der Autor verdeutlichen, indem er eine auktoriale Erzählerfigur konstruiert, die eine — aus Sicht der Kritiker — moralisch unangreifbare Ansicht vertritt, indem sie sich vom Handlungsgeschehen distanziert, es bedauert oder gar verurteilt. Eine weitere Verteidigungsmöglichkeit besteht darin, daß der Autor das unmoralische Geschehen schließlich durch Gott bestrafen läßt und so die universelle Ordnung — wenigstens am Ende des Romans — wiederherstellt.

Bekanntlich ist die Evolution entweder ein massenhaftes Auffressen der Schwächeren durch die Stärkeren, das heißt ein Zoozid, oder eine Absprache der Schwächeren, die Stärkeren von innen anzugreifen, das heißt das Parasitentum. Moralisch einwandfrei sind nur die grünen Pflanzen, weil sie auf eigene Kosten vom Sonnenkonto leben. Stanislaw Lern, Sterntagebücher

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Notizen

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Wiegand, I. (1999). Die auktorialen Erzähler. In: Das Erbe Sades in der Comédie humaine. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04319-1_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04319-1_5

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-45227-6

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