Zusammenfassung
Lacans Schrift zu E.A. Poes Erzählung „Der entwendete Brief“ beginnt mit den Worten: „Unsere Forschung hat uns zu der Erkenntnis geführt, daß das Prinzip des Wiederholungszwangs in dem gründet, was wir die Insistenz der signifikanten Kette nannten.“1 Der Übersetzer, Rodolphe Gasché, merkt an: „Lacan übersetzt Wiederholungszwang mit automa-tisme de répétition statt mit dem gebräuchlichen compulsion de répétition“ Wie zu Beginn des zweiten Teiles dieser Arbeit erörtert greift Lacan im Zusammenhang mit der Wiederholung auf Aristoteles’ Ursachenlehre zurück. Obgleich er den Terminus Wiederholungszwang mit Automatismus übersetzt, ist eine Gleichsetzung von Wiederholung und Automatismus nicht statthaft. In seinem Seminar XI bezieht Lacan die Wiederholung nicht auf αυτoματoν, sondern auf τυχη. Wie allerdings die Wiederholung hin auf ein tychisches Jenseits des Symbolischen zu denken ist, läßt sich einzig auf dem Umweg des Automatischen sehen. Das Automatische ist die Insistenz der signifikanten Kette, d.h. der Umweg des Symbolischen, und die Wiederholung bindet sich immer an den Umweg.
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Literatur
Jacques Lacan, Das Seminar über E.A.Poes „Der entwendete Brief“, in: Schriften I, Weinheim, Berlin, 1996, S. 9
Edgar Allan Poe, Der entwendete Brief, in: Die besten Geschichten von Edgar Allan Poe, Auswahl und Vorwort von Mary Hottinger, Zürich, 1985, S. 249
zum Verhältnis von Symbolischem und Unheimlichem vgl. auch: Elisabeth Strowick, Das Unheimliche der Arbeit, in: Ursula Brucks / Michael Schödlbauer / Elisabeth Strowick (Hrsg.), Metamorphosen der Arbeit, München, 1996, S. 211–233
Gilles Deleuze / Felix Guattari, Anti-Ödipus. Kapitalismus und Schizophrenie, Frankfurt am Main, 1988, S. 176
Franz Kafka, Briefe an Milena, Frankfurt am Main, 1986, S. 301–304 (Brief von Ende März 1922)
Franz Kafka, Tagebücher 1910–1923, Frankfurt am Main, 1949, S. 420
Franz Kafka, Briefe an Felice, Frankfurt am Main, 1995, S. 412 (Brief vom 26.6.1913)
vgl. Gilles Deleuze / Félix Guattari, Kafka. Für eine kleine Literatur, Frankfurt am Main, 1976, S. 41 ff. (Die Liebesbriefe und der Teufelspakt)
Michel Cournot, „Toi qui as de si grandes dents …“ Franz Kafka, lettres à Félice. Le Nouvel Observateur, 17.4.1972, S. 60f., zitiert nach: Friedrich A. Kittler, Aufschreibesysteme 1800 / 1900, München, 1985, S. 371
Franz Kafka, Briefe 1902–1924, Frankfurt am Main, 1995, S. 384/385 (Brief an Max Brod, 5.7.1922)
Hans-Dieter Gondek, Angst Einbildungskraft Sprache. Ein verbindender Aufriß zwischen Freud — Kant — Lacan, München, 1990, S. 25
Franz Kafka, Der Prozeß, Frankfurt am Main, 1994, S. 39
Sigmund Freud, Analyse der Phobie eines fünfjährigen Knaben („Der kleine Hans“), in: StA., Bd. VIII, Frankfurt am Main, 1969, S. 104
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Strowick, E. (1999). Der phantasmatische Zug des Automatischen. In: Passagen der Wiederholung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04318-4_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04318-4_8
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