Zusammenfassung
Gattungszuschreibungen zu vollziehen, ist problematisch geworden in einer Phase der Literaturentwicklung, die mit der Definition von Gattungen bricht. Repräsentationen, auf denen die Ordnung der Formen basierte, wurden längst in Frage gestellt von einer literarischen Praxis, die unterschiedliche Gattungsparameter synkretistisch verschränkt. Dabei nimmt in der Literatur der Moderne, wie Foucault darlegt, der Akt des Schreibens eine zentrale Stellung ein. In dem Augenblick, in dem die Sprache als ausgebreitetes Sprechen Gegenstand der Erkenntnis wird, erscheint sie wieder in einer streng entgegengesetzten Modalität: schweigsame, vorsichtige Niederlegung eines Wortes auf das Weiße eines Papiers. Die schreibende Subjektivität zieht sich auf eine Bewegung zurück, in der sie entsteht.1 Foucaults Hypothesen lassen sich im Hinblick auf die Thematik des folgenden Kapitels nach verschiedenen Gesichtspunkten spezifizieren. Zum einen muß die Transformation der Schreibweise moderner Lyrik als Interferenz von Mediengeschichte und Gattungsparadigma berücksichtigt werden. Nicht nur die epistemologische Ausrichtung moderner Sprachwissenschaft auf ein Sprechen, das in auditiven Medien aufgezeichnet werden kann, sondern auch die Fortentwicklung technischer und elektronischer Medien selbst hat entscheidend zu einem veränderten Verständnis moderner Lyrik beigetragen.2
Klänge und Stimmen, die Poesie, hatten es mir angetan (Axel Springer, in: Wallraff. 1981. S. 89)
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Literatur
Alle Seitenangaben im Text nach folgender Ausgabe: Paul Celan: Gesammelte Werke in fünf Bänden, hrsg. v. Beda Allemann/Stefan Reichert, Frankfurt/M. 1986.
Alle Seitenangaben im Text nach folgender Ausgabe: Günter Grass: Werkausgabe in zehn Bänden, hrsg. v. Volker Neuhaus, Darmstadt—Neuwied 1987.
Zur Verwendung von Doppelpunkten in literarischen Texten vgl. Söll, 1968: Der Doppelpunkt als Stilphänomen und Übersetzungsproblem.
Alle Seitenangaben im Text nach folgender Ausgabe: Walter Höllerer: Gedichte. 1942–1982, Frankfurt/M. 1982.
Vgl. Fenollosa, 1936: The Chinese Written Character as a Medium for Poetry.
Ebd.. Vgl. auch Fragement über Musik und Sprache, Adorno, 1978, XVI, S. 256, zur Sprachähnlichkeit von Musik: „Ihre Sprachähnlichkeit erfüllt sich, indem sie von der Sprache sich entfernt.“
Adorno, 1977, X. 1: Prismen, S. 9–288, dort S. 7.
Alle Seitenangaben im Text nach folgender Ausgabe: Paul Celan: Gesammelte Werke in fünf Bänden, hrsg. v. Beda Allemann/Stefan Reichert, Frankfurt/M. 1986.
Jean Starobinski: Lecture publique, in: La revue de Belles-Lettres, 96ieme année, n° 2 et 3 (1972), S. 99/100.
Vgl. A. v Bormann, 1987, S. 191–207: Der Töne Licht. Zum frühromantischen Programm der Wortmusik.
Vgl. Günther, 1988, S. 122–148: Phonologisches Rekodieren.
Novalis, Werke, 1987: Die Lehrlinge zu Sais, S. 95. Vgl. Kapitell. S.
Zur Brecht- und Benn-Rezeption in den 50er Jahren vgl. Rolleston, James: Der Drang nach Synthese: Benn, Brecht und die Poetik der fünfziger Jahre, in: Weissenberger, 1981, S. 78–94.
Vgl. Kummer, 1987, S. 112: Dialektik von Verweigerung und Kommunikabilität.
Wallraff, 1981, S. 89: Das Springer-Gespräch findet doch statt. Vgl. ebd., S. 91.
Der Aufmacher von Wallraff erschien 1977.
Enzensberger, 1963: Waschzettel (unpaginiert). Auch bei Zeller, 1982, S. 94.
Novalis. Werke. 1987. S. 494.
Grimm, 1958, S. 186, zitiert eine Definition nach Hermann Paul: Mittelhochdeutsche Grammatik, Halle 1944, S. 242: „Es wird ein Satzteil, der gleichmäßig zu zwei beigeordneten Sätzen gehört, in die Mitte zwischen beide gestellt.“
Enzensberger: Scherenschleifer und Poeten, in: Bender, 1964, S. 146.
Alle Seitenangaben im Text nach folgender Ausgabe: Hans Magnus Enzensberger: Gedichte 1955–1979, Frankfurt/M. 1971, S. 105–117.
Jean Paul, Werke, V, 1963, S. 275.
Vgl. Eliot, 1988, S. 116–127: Notes to the Waste Land.
Alle Seitenangaben im Text nach folgender Ausgabe: Jürgen Becker, Gedichte. 1965–1980, Frankfurt/M. 1981.
Astruc, 1964, S. 112: Die Geburt einer neuen Avantgarde: die Kamera als Federhalter.
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Schenk, K. (2000). Schreibweisen moderner Lyrik der 50er und 60er Jahre. In: Medienpoesie. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04317-7_5
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