Zusammenfassung
Der Überblick über die Bewertung Hagedorns in der Forschungsliteratur hat ergeben, daß man ihm zwar nahezu übereinstimmend das Verdienst zuschreibt, in formaler und stilistischer Hinsicht eine neue Epoche eingeleitet zu haben, daß seinem Werk aber hinsichtlich theoretischer und thematischer Aspekte keine Meriten zugesprochen werden können. Der Überblick über die Theorie der Fabel von Aristoteles bis zu Hagedorn, die Beschreibung seiner poetologischen Überlegungen sowie die exemplarische Interpretation seiner Fabel- und Erzähldichtung haben jedoch das Gegenteil zu zeigen vermocht Dies soll im folgenden noch einmal zusammenfassend dargelegt werden:
Seit der Antike wird der ßelehrungsfunktion der Fabel eine weitaus größere Bedeutung beigemessen als ihrem Unterhaltungsaspekt. Aristoteles versteht die Fabel als rhetorisches Beweismittel; die didaktische Aufgabe der Fabel Hegt für ihn in erster Linie im politischen Bereich begründet. Phaedrus erhebt die Fabel zu einer selbständigen dichterischen Gattung und begreift sie als geeignetes Instrument, eine für den Autor möglicherweise gefahrbringende Wahrheit in Form einer Allegorie zu äußern. Vom Ende des Mittelalters bis zum Barock wird die Fabel als Mittel der Erziehung zum religiösen Leben eingesetzt bzw. als Tugendlehre aufgefaßt. Erst La Fontaine ebnet einer neuen Auffassung von der Fabel den Weg, derzufolge ihr Lehrcharakter nicht als alleiniges Ziel proklamiert, sondern vielmehr ihr Vergnügungsaspekt in den Vordergrund gerückt wird.
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Bardt, U. (1999). Ausblick. In: Literarische Wahlverwandtschaften und poetische Metamorphosen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04315-3_10
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