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Varieté — Ort der Täuschung und Ent-täuschung

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Das gezeichnete und ausgezeichnete Subjekt
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Zusammenfassung

Die Jahre beim Variete haben sowohl Hugo Ball als auch Emmy Hennings später so gut wie unterschlagen. Der Wechsel von einem Leben in der Bohème zu einem Leben in der Abgeschiedenheit schließt eine Anknüpfung aus, und doch fallt die Abkehr besonders rigoros aus, denn beide wollen von ihrer Vergangenheit als Kabarettisten eigentlich nichts mehr wissen. Religiosität und Tingeltangel scheinen in der Tat unvereinbar, kaum denkbar ist eine größere Kluft als die zwischen katholischer Gläubigkeit und kabarettistischer Unterhaltung. In den Erinnerungen wird der Bruch betont und bildet der Hinweis auf Zusammenhänge eine Seltenheit. Daß solche dennoch existieren, gesteht Emmy Hennings aber offen zu: „Oftmals habe ich gedacht: wie gut, daß es Tingeltangels in der Welt gibt, ohne diese wäre das ‚Byzantinische Christentum‘ nicht geschrieben worden. Der Urgott und die Himmelsleiter, die Dionysische Hierarchie und auch der Lobgesang der Hirten, nicht umhin kann ich das strahlend-helle Buch in Balls dunkelste Zeit zurückzuführen. Das Verlangen nach Zucht und Ordnung entstand unter dem Tumult dieser Zeit.“1

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Literatur

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Süllwold, E. (1999). Varieté — Ort der Täuschung und Ent-täuschung. In: Das gezeichnete und ausgezeichnete Subjekt. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04309-2_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04309-2_3

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-45216-0

  • Online ISBN: 978-3-476-04309-2

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