Zusammenfassung
Daß die Kunst nicht frei ist von den Machtverhältnissen, die zwischen den Geschlechtern herrschen, ist vielfach und ausfuhrlich inzwischen belegt. Untersucht und beschrieben sind Wege und Muster, wie männliche Dominanz in der symbolischen Ordnung sich eingelagert hat.3 Aus der radikalen Kritik bisher gültiger kultureller Konventionen und der Einsicht in die Notwendigkeit ihrer Aufhebung bezieht die Dada-Bewegung ihre Impulse.4 Ihre Anhänger sehen ihre Revolte legitimiert durch die epochale Katastrophe des Krieges, ein Bezug, den besonders Ball hervorkehrt. Die blutige Spur des Krieges diskreditierte eine Kunst, die entweder sich jeder Stellungnahme enthielt oder aber ihn propagandistisch begleitete. Über den verheerenden Zustand der bürgerlichen Kultur und die provozierte dadaistische Empörung schreibt Ball: „Die Bildungs- und Kunstideale als Varietéprogramm —: das ist unsere Art von ‚Candide‘ gegen die Zeit. Man tut so, als ob nichts geschehen wäre. Der Schindanger wächst und man hält am Prestige der europäischen Herrlichkeit fest.“5 Erst im Gedenken der Toten auf den Schlachtfeldern entfaltet die Forderung der Dada-Künstler, das Leben zum Sinn der Kunst zu machen, ihre eigentliche Tragweite. Es soll mehr initiiert werden als eine ästhetische Revolte, die Bewegung weitet sich zur Wiedergewinnung des ganzen Lebens. Dabei werden Unterschiede eingeebnet, durch Verzicht auf Ästhetik und Annexion der vorgefundenen Wirklichkeit vor allem der zwischen Kunst und Alltag.6
„Und was wollen wir werden, Hugo und was wird aus uns?“1
„… und was wir wollen, ist alles eines und unterscheidet sich nur im Ausdruck, im Weg und im Format, nicht aber im Geiste.“2
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Literatur
Hugo Ball, Die Flucht aus der Zeit, Zürich 1992, im Folgenden kurz: Flucht, S. 101
Auf den Vorbehalt der Frau gegenüber Dada weist u.a. Heinz Ohff in einem Aufsatz „Emmy Hennings oder die fremde Zärtlichkeit“ zur Neuausgabe von: Emmy Hennings, Gefängnis, Frankfurt a. M./Berlin/Wien 1985, S. 142
Bernhard Merkelbach (Hrsg.), Emmy Hennings. Frühe Texte, Siegen 1985, Nachwort, S. 30
Anna Rheinsberg Kriegs-Läufe, : Namen, Schrift. Über Emmy Ball-Hennings, Ciaire Goll, Else Rüthel, Mannheim 1989
Vgl. Sigrid Weigel, Frau und „Weiblichkeit”. Theoretische Überlegungen zur feministischen Literaturkritik, in: Argument-Sonderband AS 120, Berlin 1984, S. 110–112
Claire Goll, Ich verzeihe keinem. Eine literarische Chronique scandaleuse unserer Zeit, München 1976, S. 42
Hans Richter zitiert in: Hugo Ball und Emmy Hennings, Damals in Zürich. Briefe aus den Jahren 1915–1917. Mit Erinnerungen und Zeugnissen, Zürich 1978, S. 177–178
Zum Verhältnis von Person und Maske vgl. Klaus Hoffmann/ Uwe Krieger/ Hans Wolfgang Nickel (Hrsg.), Symposium Maske, Hannover/Berlin 1985, S. 3
Hugo Ball, Hermann Hesse, Frankfurt a. M. 1977, S. 92
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Süllwold, E. (1999). Das Paar — Skizzen zu einer Profilierung. In: Das gezeichnete und ausgezeichnete Subjekt. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04309-2_2
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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