Zusammenfassung
Nachdem ich nun eingehend alle Aspekte der Metafiktion im deutschsprachigen Roman der Gegenwart vorgestellt habe, ist es an der Zeit, ein Fazit zu ziehen. Kann der deutschsprachige Gegenwartsroman der Metafiktion zugerechnet werden? Sicherlich nicht in seiner Gesamtheit, aber wie sieht es mit den sprachkritischen, den aus dem Rahmen fallenden, den experimentellen Werken aus? Die hier exemplarisch untersuchten Romane von Frisch, Andersch, Dürrenmatt, Handke, Bernhard und Hildesheimer decken den Zeitraum von 1958 bis 1983 ab, sind aber keiner gemeinsamen Schule verpflichtet. Dennoch zeigen sie ein gemeinsames Bewußtsein, daß Fiktion keine empirische Wirklichkeit abbildet, sondern lediglich eine der Fiktion selbst immanente Wirklichkeit erzeugen kann.
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Notizen
Max Frisch, Gesammelte Werke in zeitlicher Folge, Bd. 2, Frankfurt/M. 1974, S. 378/379.
Max Frisch, Gesammelte Werke in zeitlicher Folge, Bd. 5, Frankfurt/M. 1974, S. 325.
Max Frisch, Gesammelte Werke in zeitlicher Folge, Bd. 2, Frankfurt/M. 1974, S. 379.
Vgl. Jürgen H. Petersen, Der deutsche Roman der Moderne, Stuttgart 1991, S. 251.
Rüdiger Imhof, Contemporary Metafiction, Heidelberg 1986, S. 98.
Hans Robert Jauß, Literaturgeschichte als Provokation, Frankfurt/M. 1970, S. 144–207;
Vgl. Hartmut Kircher, Schema und Anspruch, in: GRM 28 (1978), S. 210.
Vgl. Hartmut Kircher, Schema und Anspruch, in: GRM 28 (1978), S. 201.
Peter Handke, Ich will über das schreiben, was die Leute verdrängen. Ein Gespräch zwischen Peter Handke und Heinz Ludwig Arnold, in: DIE ZEIT vom 5.3.1976, S. 36.
Petersen vertritt die Auffassung, daß der Leser sehr wohl bald merkt, daß es sich nicht um eine “wirkliche Biographie” handelt (Petersen, Der deutsche Roman der Moderne, Stuttgart 1991, S. 248). Er läßt dabei allerdings unberücksichtigt, daß auch einige Rezensenten Marbot. Eine Biographie als “realen” Vertreter der Gattung Biographie annahmen (vgl. dazu Kap. 4.3, S. 151, Anm. 77).
Dieter Kühn, Die Präsidentin, Frankfurt/M. 1982, S. 7.
Zitiert nach Umberto Eco, Das offene Kunstwerk, Frankfurt/M. 1977, S. 27.
Vgl. dazu auch Rüdiger Imhof, Contemporary Metafiktion, Heidelberg 1986, S. 255.
Peter Handke, Zur Tagung der Gruppe 47 in den USA, in: Ders., Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms, Frankfurt/M. 1972, S. 29.
Vgl. Rüdiger Imhof, Contemporary Metafiction, Heidelberg 1986, S. 10.
Wolfgang Hildesheimer, Das Ende der Fiktionen. Reden aus 25 Jahren, Frankfurt/M. 1984 [Die Rede ist zunächst in englischer Sprache erschienen; The End of Fiction ist im genannten Sammelband im Original enthalten].
Henry A. Lea, Hildesheimers Weg zum Ende der Fiktionen, in: Volker Jehle (Hg.), Wolfgang Hildesheimer, Frankfurt/M. 1989, S. 46.
Wolfgang Hildesheimer, Das Ende der Fiktionen, Frankfurt/M. 1984, S. 238.
Jürgen H. Petersen, Der deutsche Roman der Moderne, Stuttgart 1991, S. 248/249.
Karl Kraus, Magie der Sprache, Frankfurt/M. 1974, S. 311.
Heinz Ehrig, Probleme des absurden, in: WW 29 (1979), S. 59.
In einer äußerst interessanten Untersuchung zur Intertextualität im Werk Thomas Bernhards hat Tobias Heyl herausgestellt, daß Bernhards Figuren nicht allein auf die real vorhandene Welt, sondern auch auf prätextuelle, also mögliche Welten referiert: “Bei zahlreichen Figuren Bernhards nun läßt sich beobachten, daß sie das symbolisch vermittelte Wissen gegenüber dem realen Erleben privilegieren und dabei in einigen Fällen nicht mehr in der Lage sind, zwischen Aussagen über reale und mögliche Welten zu unterscheiden.” (Tobias Heyl, Zeichen und Dinge, Kunst und Natur, Frankfurt/M. 1995, S. 230.) Wenn auch in Heyls Untersuchung nicht explizit der Bezug zur Metafiktion hergestellt wird, so ist doch die Aussage, daß Bernhards “Welten” vorwiegend semiotische Gebilde seien, eine Bestätigung der Theorie der Metafiktion, die immer wieder betont, daß Literatur nicht aus “Realität”, sondern aus Literatur gestaltet wird (vgl. Rüdiger Imhof, Contemporary Metafiction, Heidelberg 1986, S. 91).
Siegfried J. Schmidt, Ästhetische Prozesse, Köln, Berlin 1971, S. 44f.
William Makepeace Thackery, Vanity Fair, London 1987, S. 34.
Ohne hier noch einmal die Kontroverse zwischen den Epochenbegriffen Moderne und Postmoderne aufzunehmen, sei wiederum bemerkt, daß über das Enden der Moderne keinerlei Konsens in der Literatur besteht. Grob läßt sich aber sagen, daß die deutschen Literaturwissenschaftler überwiegend die Moderne in die Gegenwartsliteratur münden lassen, wohingegen in der anglo-amerikanischen Terminologie Postmoderne eine anerkannte Bezeichnung für die Literatur nach 1945 ist.
Margret Eitler, Die subjektivistische Romanform seit ihren Anfängen in der Frühromantik, Tübingen 1985, S. 20.
Vgl. Jürgen H. Petersen, Der deutsche Roman der Moderne, Stuttgart 1991.
Als Beispiel sei hier auf die folgenden beiden Sammelbände hingewiesen: Das Nachleben der Romantik in der modernen deutschen Literatur. Die Vorträge des Zweiten Kolloquiums in Amherst/Massachusetts, hrsg. von Wolfgang Paulsen, Heidelberg 1969;
Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaft Bd. 8: Zur Modernität der Romantik, hrsg. von Dieter Bänsch, Stuttgart 1977.
August Wilhelm Schlegel, Vorlesungen über Ästhetik I [1798–1803], Paderborn u.a. 1989, S. 252.
Margret Eitler, Die subjektivistische Romanform seit ihren Anfangen in der Frühromantik, Tübingen 1985, S. 22.
August Wilhelm Schlegel, Vorlesungen über Ästhetik I [1798–1803], Paderborn u.a. 1989, S. 257.
John Fowles, The French Lieutenant’s Woman, London 1987, S. 86.
Margret Eitler, Die subjektivistische Romanform seit ihren Anfangen in der Frühromantik, Tübingen 1985, S. 26.
August Wilhelm Schlegel, Vorlesungen über Ästhetik I [1798–1803], Paderborn u.a. 1989, S. 250.
Ulrich Karthaus, Zu Thomas Manns Ironie, in: Thomas-Mann-Jahrbuch 1 (1988), S. 83.
Jürgen H. Petersen, Der deutsche Romane der Moderne, Stuttgart 1991, S. 132.
Jürgen H. Petersen, Der deutsche Roman der Moderne, Stuttgart 1991, S. 150–152.
Vgl. Patricia Waugh, Metafiction, London, New York 1984, S. 18/19.
Vgl. zu dem Komplex “Sprachkrise” Gretel A. Koskella, Die Krise des deutschen Romans 1960–1970, Frankfurt/M. 1986, S. 24ff.
Klaus W. Hempfer, Gattungstheorie, München 1973, S. 27.
Vgl. Jürgen H. Petersen, Der deutsche Roman der Moderne, Stuttgart 1991, S. 6–44.
Jürgen H. Petersen, Der deutsche Roman der Moderne, Stuttgart 1991, S. 25.
Vgl. hierzu auch Jürgen H. Petersens Aussage über Ulf Eiseies Untersuchung (Die Struktur des modernen deutschen Romans, Tübingen 1984), der Eiseies Ansatz, den Roman der Moderne ausschließlich als einen Roman des “Diskurses” zu sehen, mit Recht eine “verengende Ansicht” nennt (Jürgen H. Petersen, Der deutsche Roman der Moderne, Stuttgart 1991, S. 52/53). Meines Erachtens ist der Diskurs ein wichtiges Mittel des Romans im 20. Jahrhundert, aber er bleibt ein strukturbestimmendes Mittel neben weiteren.
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Sprenger, M. (1999). Fazit. In: Modernes Erzählen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04307-8_6
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