Zusammenfassung
Das menschliche Selbst verdankt seine Identität dem Bezug auf die Grenzen einer sprachlich interpretierten Welt. Stets bewegen wir uns im Horizont von Deutungen, die uns die Welt als ein Feld möglicher Handlungen erschließen. In konkreten Handlungsvollzügen manifestiert und bewährt sich Identität als der individuell zurechenbare Zusammenhang von Vorlieben, Handlungsorientierun-gen und normativen Überzeugungen. Im Leiden nun werden die symbolischen Grenzen der Welt und des Selbst überschritten: Leiden scheint den Zugang zu einer anderen Welt zu eröffnen, deren Maßlosigkeit das Selbst zu vernichten droht.1 Das Selbst tritt im Leiden ein in eine ,liminale’ Phase seiner Existenz, in ein Stadium, dem ein hohes Maß an Ambiguität eignet: Leiden ist zum einen charakterisiert durch eine strukturelle Entdifferenzierung jener Sinnzusammenhänge, die der Identität sichere Konturen verleihen; zum anderen ist es aber auch die Schwelle, von der her symbolische Ordnungen neu und anders erzeugt werden können.
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Notizen
Groschupf, Johannes: Am Tag, als ich vom Himmel fiel. In: Die Zeit, Nr. 33 (8.8.97), S. 56.
Freud, Sigmund: Der Mann Moses und die monotheistische Religion: Drei Abhandlungen. In: Studienausgabe Bd. IX. Frankfurt/M. 1969, S. 521 ff.
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© 1999 Springer-Verlag GmbH Deutschland
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Kalb, C. (1999). Selbstbildung im Leiden. Zur Rekonstruktion beschädigter Identität in Ritual und Kunst. In: Benthien, C., Krüger-Fürhoff, I.M. (eds) Über Grenzen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04301-6_7
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-04301-6
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