Zusammenfassung
Bei dem bedeutenden sprachlichen Einfluß der ennianischen Werke auf die nachfolgende Dichtung, bis in die augusteische Zeit hinein, lag es nahe, ennianischen Einfluß auf andere literarische Gattungen, namentlich die Geschichtsschreibung, in Augenschein zu nehmen. Zum einen waren die Annales ja nicht nur Poesie, die ein Historiker bei der Abfassung seines Werkes getrost beiseite lassen konnte, sondern präsentierten sich selbst mit verschiedener Gewichtung einzelner Zeitabschnitte und Ereignisse als umfangreiche Darstellung der römischen Geschichte von ihren ersten Anfängen an. Diesen Doppelcharakter seines Werkes hat schon Ennius selbst gesehen (ann. 12 SK.: res atque poemata nostra), die historische Komponente (ann. 206 SK.: scripsere alii rem) bleibt auch im naevianischen Bellum Punicum von seiner Kritik an dessen Verskunst unberührt1.
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Notizen
Zu Ennius als rerum scriptor SKUTSCH z. St. — Zu den ‘Historikern’ Naevius und Ennius schon H. ULRICI, Charakteristik der antiken Historiographie, Berlin 1833, 88f: „Beide Dichter rechnet Vossius zu den Historikern. Und wie es scheint, nicht mit Unrecht. Denn in der Tat scheinen beide in der Behandlung des eigentlichen Gegenstandes ihrer Gedichte rein-historisch zu Werke gegangen zu sein; in den zahlreichen und weiten Digressionen, und in der Form mag das Poetische gelegen haben, weswegen die Alten ihre Werke nur als Gedichte betrachtet haben.”
Monographien: TILL, Sprache; M. ZIMMERER, Der Annalist Qu. Claudius Quadrigarius, Diss. München 1937 [wichtige Vorarbeit: E. WÖLFFLIN, Die Sprache des Claudius Quadrigarius, ALL 15, 1908, 10ff.]; SKARD, EuS. Aufsätze: R. ULLMANN, La prose métrique de l’ancienne historiographie romaine, SO 12, 1933, 57–69; S. CAVALLIN, Det episka inslaget i Sallustius’ stil, Eranos 35, 1937, 68–101. Mit dem Einfluß einer poetarum Latinorum copia auf den Historiker (und Dichter der Empedocleal — Cic. ad Q. fr. II,9,3) Sallust rechnet neuerdings S. KOSTER, Poetisches bei Sallust, in: S.K., Tessera, Sechs Beiträge zur Poesie und poetischen Theorie der Antike, Erlangen 1983, 55–68; s. Kap. C III.3.b. (S. 316ff.)
A. DIHLE, Rez. zu SKARD, SuV, Gnomon 29, 1957, 592–599, bes. 597.
VON ALBRECHT, GRL I,106; vgl. dens., Enn. Ann. 33. Gegen die weitverbreitete, besonders von F. KLINGNER (Cato Censorius und die Krisis Roms, Die Antike 10, 1934, 239ff., auch in: F. K., Römische Geisteswelt, München 51965 [Ndr. Stuttgart 1979], 35, 38f., doch vgl. 45, 51f., 60f., bes. 35 u. 65) geförderte Auffassung vom Griechenhasser Cato wandte sich schon D. KIENAST, Cato der Zensor. Seine Persönlichkeit und seine Zeit, Heidelberg 1954 (Ndr. Darmstadt 1979 mit bibl. Nachtrag), 101–116.
Zur Verbindung zwischen honos alit artes und dem von Seneca (epist. 102, 16) wahrscheinlich Ciceros Hortensius entnommenen Ennius-Zitat (ann. 575 SK.) laus alit artis G. MAZZOLI, Il frammento enniano laus alit artis e il proemio al XVI libro degli Annales, Athenaeum NS 42, 1964, 307–333; ferner SUERBAUM, Untersuch. 151ff., 164f.; kurz SKUTSCH z.St. Zu Catos Ausspruch im Carmen de moribus (frg. 2 JORDAN; b. Gell. XI,2,5: poeticae artis honos non erat, si quis in ea re studebat aut sese ad convivio adplicabat, ‘crassator’ vocabatur.) J. PREAUX, Caton et l’ ars poetica, Latomus 25, 1966, 710–725; M. MARTINA, Grassatores e Carmentarii, Labeo 26, 1980, 155–175.
Vgl. O. SKUTSCH, Wilamowitz an Norden über dessen ‘Ennius und Vergilius’, AuA 29, 1983, 90–94, bes. 94 (SKUTSCHs Worte): „Griechisches ist Römischem beigemengt in dem Appell an den Ruhm: nunc est ille dies… [382f. SK.]. Rein römisch aber klingt noenum rumores ponebat ante salutem und moribus antiquis res stat Romana virisque. Hier atmet der Geist, der Hannibal bezwang.” Zu ann. 364 SK.s. S.300.
BÜCHNER, RLG 123: „Es ist fast ein Hadern mit dem Schicksal, das Rom nicht den Sänger gegeben hatte, ein Gefühl des Mangels und zugleich der Verpflichtung, als Historiker den wahren Rang zu beurteilen …” Vgl. U. KNOCHE, Heldengestalten der Aeneis, Gedenkschrift G. ROHDE, Tübingen 1961, 118f. (Ausgew. kl. Schr. 214f).
Vgl. NORDEN zu Aen. VI,334; LEUMANN (137 A. 30) vermutet eine Neuschöpfung des Ennius; vgl. H. TRÄNKLE, Die Sprachkunst des Properz und die Tradition der lateinischen Dichtersprache, Wiesbaden 1960, 39. LEBEK (Verba prisca 221) ist skeptisch, ob für Coelius ein Poetismus vorliegt.
Verteidigung ennianischer Urheberschaft von spur. 5 SK. (cere /brum) durch J.E.G. ZETZEL, Ennian Experiments, AJPh 95, 1974, 137–140; Michèle FRUYT, Mots fragmentés chez Ennius, Glotta 69, 1991, 243–246. Vgl. VON ALBRECHT, Enn. Ann. 38f.; dens., GRL I,112 (zu Ennius), I, 239 zu Lukrez (IV,832); eine gelungene Tmesis: Lucr. I,452 (GRL I,238).
V. LUNDSTRÖM, Nya Enniusfragment, Eranos 15, 1915, 10, 13–15; gefolgt von A.W. DE GROOT, Der antike Prosarhythmus, Groningen 1921 (Ndr. 1967), 23f., 77; SKARD, EuS 15, 63f; ULLMANN 60; vgl. KOESTERMANN, Jugurtha-Kommentar z.St.; KOSTER, Poetisches 56.
So wohl bereits C. FUNK, Versus apud Livium observati, Magdeburg 1826 (mir nicht zugänglich). Eine Literaturauswahl zum Problem bei SKUTSCH, Annals 22 A. 13. Ergänzend seien noch genannt: M.H. MORGAN, Hidden Verses in Livy, HSCPh 9, 1898, 61–66; R.L. DUNBABIN, Verses in Livy, CR 1911, 104–106; ALY 33ff. (dazu Rez. von E. BURCK, Gnomon 13, 1937, 603–613); BURCK, Optima 335–348; R.A. BIRCH, Livy 22.50 and the Quotation of Ennius, Latomus 39, 1980, 88–94 (88 A. 3: weit. Lit.). Zu Sprache und Stil des Livius jetzt H. AILI, Livy’s Language. A Critical Survey of Research, in: ANRW II,30,2 (1982), 1122ff.; VON ALBRECHT, GRL I,670–672; guter Überblick über den Forschungsstand mit Hervorhebung livianischer Eigentümlichkeiten in der Verwendung bestimmter Wörter, Formen und Wendungen bei BURCK, Geschichtswerk 177–187. Zu Archaismen und poetischem Einfluß jüngst noch Ch. E. MURGIA, Language and Style of Livy, in: W. SCHULLER (Hg), Livius. Aspekte seines Werkes, Konstanz 1993 (Xenia 31), 89–109; F.V. HICKSON, Roman Prayer Language. Livy and the Aeneid of Vergil, Stuttgart 1993 (BzA 30), 18f, 23–27 (S. 25: im Zitat Cic. rep. I,64 = Enn. ann. 105–109 SK. sind die Anführungszeichen irrtümlich vor post optimi regis obitum [Ciceros Worte] statt vor simul inter sese sic memorant… gesetzt; zahlreiche Versehen im Literaturverzeichnis): Livius ist von den Gebeten in den Annalen stärker beeinflußt als Vergil (27f. : einzige Anlehnung ann. 26 Sk. — Aen. VIII,72; vgl. Liv. II,10,11).
Im Anschluß an LUNDSTRÖM, Enniusfragment 15ff.: DE GROOT 24, 83; SKARD, EuS 7; ders., SuV 49; D.C.A. SHOTTER, Tacitea I: A Quotation in Tacitus, CPh 63, 1968, 288.
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Prinzen, H. (1998). Ennius und die Römische Geschichtsschreibung der Republikanischen und Augusteischen Zeit Cato, Coelius, Sallust und Livius. In: Ennius im Urteil der Antike. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04299-6_6
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