Zusammenfassung
Was trieb Fanny Hensel 1834 dazu, ein Streichquartett zu komponieren? — Sich einer Gattung zu nähern, die nach Beethoven von vielen Komponisten gemieden wurde. Noch zu übermächtig erschien sein Vorbild.
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Notizen
zu Felix Mendelssohn Bartholdys Kritik an ihrem Lobgesang vgl. den Brief vom 28. Dezember 1831 in: Reisebriefe aus den Jahren 1830 bis 1847, hg. v. Paul und Karl Mendelssohn Bartholdy, Bd. 1, Leipzig 91882, S. 313
vgl. hierzu z.B. ihre Briefe an Felix Mendelssohn Bartholdy vom 28. Oktober 1836 und vom 22. November 1836 in: The Letters of Fanny Hensel to Felix Mendelssohn, hg. v. Marcia J. Citron, Stuyvesant, N. Y. 1987, S. 517 u. 521 Neben Hero und Leander und der Ouvertüre in C-Dur entstanden die zwei Lieder Wiegenlied und So soll ich dich verlassen auf Texte von Wilhelm Hensel, zwei als Fragment überlieferte Klavierstücke (Das Nordlicht und ein Stück mit der Tempobezeichnung Con moto in c-Moll), sowie das für Männerchor und Klavier konzipierte Lied Dem Unendlichen von Klopstock, ebenfalls nur als Fragment überliefert.
Die drei Sätze sind in einem Konvolut mit Kompositionen aus den Jahren 1827–1831 überliefert, das sich als Depositum im Mendelssohn-Archiv, Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, MA Depos. Lohs 4, S. 73–76, befindet (aufgelistet in: Hans-Günter Klein, Die Kompositionen Fanny Hensels in Autographen und Abschriften aus dem Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer Kulturbesitz, Tutzing 1995 (Musikbibliographische Arbeiten 13), S. 93); Frau Dr. Cécile Lowenthal-Hensel möchte ich ganz herzlich für die Einsichtnahme und ihre freundliche Unterstützung danken.
Fanny Hensel, Streichquartett Es-Dur, hg. v. Günter Marx, Wiesbaden: Breitkopf & Härtel 1988. (Kammermusik-Bibliothek 2255); Fanny Hensel-Mendelssohn, Streichquartett Es-Dur, hg. v. Renate Eggebrecht-Kupsa, Kassel: Furore 1989 (21997)
Phyllis Benjamin, Quellen zur Biographie von Fanny Hensel, geb. Mendelssohn Bartholdy: VI. A Diary-Album for Fanny Mendelssohn Bartholdy, in: Mendelssohn-Studien 7. 1990, S. 179–217; Hier finden sich noch drei weitere Skizzen, für die bislang (noch) keine Kompositionen gefunden wurden, in die sie wörtlich eingeflossen sind. Nach Phyllis Benjamin waren sie möglicherweise ebenfalls für die Sonate gedacht. Zwei der Skizzen könnten ihrer Meinung nach in veränderter Form im Largo, dem dritten Klavierstück, verarbeitet worden sein.
vgl. hierzu auch Hans-Günter Klein, ‘… dieses allerliebste Buch’. Fanny Hensels Noten-Album, in: Mendelssohn-Studien 8. 1993, S. 156
zur Analyse der Romanze s. Diether de la Motte: Komponistin — Warum denn nicht?, in: Österreichische Musik-Zeitschrift 7–8/46, 1991, S. 363–367
vgl. Adolf Bernhard Marx, Erinnerungen. Aus meinem Leben, Bd. 2, Berlin 1865, S. 116f.
Nachdem Felix Mendelssohn Bartholdy die Partitur erhalten hatte, ließ er Fanny Hensel Ende Januar 1835 eine ausführliche Kritik des Quartetts zukommen. Es ist seine umfangreichste Kritik an einem ihrer Werke: Lieber Fenchel Ich habe Dir schon seit vier Tagen schreiben und für das Quartett danken wollen, und kam immer nicht dazu; erst heut geht es. Eben habe ich mirs wieder durchgespielt und danke Dir von Herzen dafür. Mein Lieblingsstück ist das cmol Scherzo nach wie vor, doch gefällt mir auch sehr das Thema zur Romanze. Willst Du mir auch eine kleine Kritikerbemerkung erlauben, so betrifft sie die Schreibart des Ganzen oder wenn Du willst, die Form. Ich möchte, daß Du mehr auf eine bestimmte Form, namentlich in der Modulation sähest — wenn solche Form zerschlagen werden kann, ist es freilich gut, aber dann muß der Inhalt sie von selbst zerschlagen, durch innere Nothwendigkeit; ohne das wird das Stück durch solche neue oder ungewöhnliche Wendung der Form und Modulation nur unbestimmter, zerfließt mehr. Ich habe denselben Fehler in manchen neuern Sachen an mir bemerkt, und habe deshalb gut reden, weiß nicht, ob ichs besser machen kann. Im ersten Stück, so lieb mirs sonst ist, habe ich dies schon damals in Berlin bemerkt, glaub ‘ich, doch fällt mirs auch in den andern auf. Um ein Beispiel zu geben, möchte ich nur eben die Themas und Schlüsse anführen, die sind eigentlich, bis auf das letzte Stück, in gar keiner Tonart, und wenn mir das auch z. B. im ersten nothwendig erscheinen könnte, so wirds doch zuviel, und eine Manier, wenns in den andern auch so kommt. Und Es ist beim ersten Stück nicht etwa der Anfang mit seinem Wanken zwischen esa[ur] und cmol, der das macht, denn der ist schön; aber die dann folgende Cadenz in fmol, und den Anfang der Achtel in fmol, und dann die Fermate in fmol, und die Bratsche (so gut sie auch ist) in fdur — die ich damit meine. Ebenso der Schluß des Scherzo, der auch eigentlich in keiner Tonart ist, und die Mitte und der darauf folgende Romanzenanfang ebenfalls, und die Mitte, die hin und her modulirt; Brief vom 30. Januar 1835, zit. nach Das verborgene Band. Felix Mendelssohn und seine Schwester Fanny Hensel, hg. v. Hans-Günter Klein, (Ausstellungskataloge/Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer Kulturbesitz; N.F. 22), Wiesbaden 1997, S. 188
Rudolf Elvers und Peter Ward Jones, Das Musikalienverzeichnis von Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy, in: Mendelssohn-Studien 8. 1993, S. 85–103
vgl. Leonard G. Ratner: Definition der Tonart — Ein strukturelles Problem in Beethovens Musik, in: Ludwig van Beethoven, hg. v. Ludwig Finscher, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1983
vgl. hierzu den Brief von Lea Mendelssohn an Felix vom 7. Juni 1837: Die Präludien gefallen mir sehr; das 5. hat besonders einen schwärmerischen, fantasiereichen Ausdruck. Mit dem 6. [Präludium op. 35, Nr. 6 in B-Dur (1837)] hats ein eigen Bewandniß: Fanny komponirte nicht nur zu ihrem, sondern an Deinem Hochzeittage ein Stück [Andante con espressione B-Dur], das eine wirklich merkwürdige Aehnlichkeit damit hat, so daß sie mir sagte, sie dürfe es nie drucken lassen ohne des Plagiats beschuldigt zu werden. Sie will, für sich, einige Aenderungen darin machen, beabsichtigt aber es Dir im ersten Manuskript zu schicken damit auch Du die Uebereinstimmung bemerken mögest. (Oxford, Bodleian Library VI, 44) Das „Manuskript“ ist mit großer Wahrscheinlichkeit das einzige Autograph in einem Sammelband mit sieben Klavierstücken von Fanny Hensel (in Abschriften), der sich noch in unzugänglichem Privatbesitz befindet (Nachweis in: Rudolf Elvers, Weitere Quellen zu den Werken von Fanny Hensel, in: Mendelssohn-Studien 2. 1975, S. 217). Eine Kopistenabschrift ist in der Sammelhandschrift MA Ms. 44 enthalten (Druck bei Furore, Kassel 1996, hg. v. Annegret Huber).
vgl. hierzu den Brief von Felix Mendelssohn Bartholdy vom 10. September 1829 in: Sebastian Hensel, Die Familie Mendelssohn 1729–1847. Nach Briefen und Tagebüchern, Bd. 1, Berlin 21880, S. 254
vgl. Friedhelm Krummacher, Mendelssohn — der Komponist. Studien zur Kammermusikfür Streicher, München 1978
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Hellwig-Unruh, R. (1999). Zur Entstehung von Fanny Hensels Streichquartett in Es-Dur (1829/34). In: Borchard, B., Schwarz-Danuser, M. (eds) Fanny Hensel geb. Mendelssohn Bartholdy. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04298-9_7
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