Zusammenfassung
In seiner Nikomachischen Ethik bemerkt Aristoteles, daß für Sokrates „die Tugenden Fälle von Wissen seien“1. Ihm zufolge gebe es daher „keine Unbeherrschtheit, denn niemand würde gegen das Beste zuwider handeln, es sei denn aus Unwissenheit“.2 Tugendhaftes Handeln im Sinne von Sokrates beruht Aristoteles zufolge auf dem Wissen der Tugenden: Wer weiß, was Gerechtigkeit ist, der handelt auch gerecht. Und umgekehrt gilt dann, wer ungerecht handelt, der weiß nicht, was Gerechtigkeit ist. Ein unbeherrschtes Handeln, das als ein nicht tugendhaftes Handeln verstanden wird, kann folglich seine Ursache nur im Unwissen haben. Daher muß, so die Interpretation von Aristoteles, eine Identität zwischen Wissen und tugendhaftem Sein bestehen. In der Eudemischen Ethik vergleicht Aristoteles diese Identitätstheorie3 von Tugend und Wissen mit dem Erlernen von Geometrie und Baukunst: Wer diese Wissenschaften gelernt habe, der sei auch Geometer und Baumeister. Daher habe Sokrates auch immer gefragt: „Was ist die Tugend?“, und zielte damit auf das Wissen, „und eben nicht: Wie und wodurch entsteht sie?“4
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Baumgarten, HU. (1998). Platons Handlungsbegriff. In: Handlungstheorie bei Platon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04296-5_3
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