Zusammenfassung
Man hatte, vorstehend, Figuren des Zitierens, die einen angesprochen hatten, zu Gericht geladen und willkommen geheißen. Bedeutung wurde ihnen vorübergehend verliehen nach einem Modus, der sich mit Barthes Worten wie folgt trefflich umschreiben läßt: „… ich berufe mich nicht auf Garantien, ich gedenke, mit einer Art im Vorbeigehen erstatteten Grußes, lediglich dessen, was verführt, was überzeugt, was einen Augenblick lang die Wollust des Verstehens (des Verstandenwerdens?) geschenkt hat.“4
Geflügelte Worte sprach er zu ihnen, dann sandt’ er sie unter das weichende Volk aus.1
… auf ewiger Wanderung begriffen, schweifen sie nach allen Himmelsrichtungen; aber nicht in Scharen, wie die Zugvögel, sondern jedes für sich, verfolgen sie ihre Bahn, freundlicher, verständnisvoller Aufnahme sicher, wo immer sie sich zu kurzer Rast niederlassen.2
Man wird also nicht die Quelle selbst anhören, um zu erfahren, was sie ist oder was sie bedeutet: eher Wendungen, Allegorien, Figuren, Metaphern — wie immer man will —, in die man sie umgeleitet hat, um sie zu verlieren oder wiederzufinden, was immer auf dasselbe hinauslaufen wird.3
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Notizen
Leo Türkheim: Auf Büchmanns Spuren. Schnitzel und Späne. Nürnberg 1913, S. 7.
Jacques Derrida: Qual Quelle. Die Quellen Valérys. In ders.: Randgänge der Philosophie. Wien 1988, S. 259–289, zit. S. 264.
B. Menke: De Mans ‚Prosopopöie‘ der Lektüre. Die Entleerung des Monuments. In: Karl Heinz Bohrer (Hg.): Ästhetik und Rhetorik. Lektüren zu Paul de Man. Frankfurt/M. 1993, S. 34–78, zit. S. 37.
Eine Zusammenstellung von Zitatenlexika vor allem im deutschsprachigen Bereich findet man bei Christoph Gutknecht: Lauter spitze Zungen. Geflügelte Worte und ihre Geschichte. München 1996, S. 271–284.
Für den englischsprachigen Bereich vgl. den Anhang von Anthony W. Shipps: The Quote Sleuth. A Manual for the Tracer of Lost Quotations. Urbana/Chicago 1990, S. 122–185
So fettgedruckt Walter Robert-tornow in der Einleitung zur siebzehnten Auflage von Georg Büchmanns „Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des deutschen Volkes“. Berlin 1892 (1864), S. XIII–XVI, zit. S. XIV.
Zum „Büchmann“ vgl. Günther Haupt: Die Geschichte des Büchmann. In Georg Büchmann: Geflügelte Worte. 32. Aufl. Berlin 1972, S. XI–XVI
Jahrhundert behandelt Wolfgang Frühwald in: Büchmann und die Folgen. Zur sozialen Funktion des Bildungszitats in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. In: Reinhart Koselleck (Hg.): Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert. Teil 2. Stuttgart 1990, S. 197–219.
Zur Geschichte und zu den verschiedenen Auflagen des Büchmann vgl. Günter Hess: Vom Flug der Worte und Bilder. Büchmanns Citatenschatz als Medium deutscher Bildungs- und Ideologiegeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. In: Karl Richter u.a. (Hg.): Die Literatur und die Wissenschaften 1770–1930. Stuttgart 1997, S. 233–294.
Die Variationen dieses geflügelten Wortes behandelt lehrreich Robert K. Merton: Auf den Schultern von Riesen. Ein Leitfaden durch das Labyrinth der Gelehrsamkeit. Frankfurt/M. 1980.
Anlaß für die Zusammenführung von G. Büchmann und F. Kafka gaben die Aufsätze von Hartmut Binder: Geflügelte Bildreden. Zu Kafkas Umgang mit sprachlicher Fertigware. In: Wirkendes Wort. 42. Jg. 1992, S. 440–468
und ders.: Redensarten und Redewendungen bei Kafka. In: Euphorion. Bd. 87, 1993, S. 28–68
Zu den Masken des Namens Kafka und der Übersetzung mit „Dohle“ vgl. Gerhard Neumann: Franz Kafka: Der Name, die Sprache und die Ordnung der Dinge. In ders.: Wolf Kittler (Hg.): Franz Kafka. Schriftverkehr. Freiburg i. Breisgau 1990, S. 11–29
Friedrich Hölderlin, Carl Schmitt, Franz Kafka, Platon, Friedrich Schleiermacher, Walter Benjamin, Jacques Derrida. Zur literarischen Hermeneutik. München 1991, S. 108—115
Fritz Martini: Zum Geleit. In. Georg Büchmann: Geflügelte Worte und Zitatenschatz. Verbesserte Neuausgabe Stuttgart 1950: „Es soll ein praktisches, täglich benützbares Hand- und Hausbuch bleiben.“ o. S.
Hanns Martin Elster (Hg.): Vorwort zur 1. Aufl. in Georg Büchmann: Geflügelte Worte. 2. neubearb. Aufl. Stuttgart 1964, S. 5–11, zit. S. 9.
Werner Rust und Gunther Haupt: Vorwort. In: Georg Büchmann: Geflügelte Worte, 30. Aufl. Berlin 1961, S. VI–VIII, zit. S. VII f.
zur „Ausmerzung“ von Zitaten jüdischer Schriftsteller vgl. Karl Schnog: ‚Geflügelte Worte‘, Arisch gereinigt. In: Das Wort. Literarische Monatsschrift. H. 4–5, 1937, S. 213–215
Winfried Hofmann (Bearb.): Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz. Gesammelt und erläutert von Georg Büchmann, fortgesetzt von Walter Robert-tornow, Konrad Weidling, Eduard Ippel, Bogdan Krieger, Gunther Haupt, Werner Rust, Alfred Grunow. 39. Aufl. Frankfurt/M./Berlin 1993, S. 287.
Ulrike Dünkelsbühler: Kritik der Rahmen-Vernunft. Parergon-Versionen nach Kant und Derrida. München 1991
Zit. nach W. Robert-tornow, Geflügelte Worte, Berlin 1892, S. IX.
P. de Man: Shelleys Entstellung. In ders.: Die Ideologie des Ästhetischen. Christoph Menke (Hg.), Frankfurt/M. 1993, S. 147–182, zit. S. 171 f.
Dieser Ausdruck folgt J. Derrida: Fors. Die Winkel Wörter von Nicolas Abraham und Maria Torok. Vorwort zu N. Abraham und M. Torok: Kryptonymie. Das Verbarium des Wolfsmanns. Frankfurt/M. u.a.O. 1979, S. 5–58
Das betreffende Fragment heißt: „Karl sah an einer Straßenecke …“ In F. Kafka: Der Verschollene. Jost Schillemeit (Hg.), Bd. 1., Frankfurt/M. 1983, S. 387–419.
Sigmund Freud: Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten. In ders.: Studienausgabe. Bd. IV. Frankfurt/M. 1970, S. 9–219, zit. S. 157.
Dieses Wortspiel nach Jacques Lacan: Livre XX. Encore (1973–1974). Paris 1975, S. 14.
Vgl. zu diesem Projekt: Wolfgang G. Stock: Die Bedeutung der Zitatenanalyse für die Wissenschaftsforschung. In: Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie. Bd. XVI, Stuttgart 1985, S. 304–314
Stock bespricht Eugene Garfield: Citation Indexing. Its Theory and Application in Science, Technology, and Humanities. New York/Chichester/Brisbane/Toronto 1979
und Otto Nacke (Hg.): Zitatenanalyse und verwandte Verfahren. Bielefeld 1980
T. Schestag: Asphalt. In: MLN. Bd. 106, Nr. 3, 1991, S. 589–621, zit. S. 589 f.
Siehe Wolfgang Jahn: Kafkas Handschrift zum »Verschollenen‘ (»Amerika’). Ein vorläufiger Textbericht. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft. Jg. 9, Stuttgart 1965, S. 541–52, S. 549
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Benninghoff-Lühl, S. (1998). Geflügeltes Wesen. In: »Figuren des Zitats«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04295-8_5
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